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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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wie wir uns verhalten sollen, wird das nie wieder aufhören. Wer sind sie schon, dass sie unsere Handlungen in Zweifel ziehen dürften? Tu, was du willst, meine Schöne. Der Erste, der etwas dagegen sagt, wird es mit meinem Schwert zu tun bekommen.«
    »Hervorragend«, sagte Marikani und stand ebenfalls auf. »Sehr gut. Ich werde zur Garde sprechen.«
    »Du hast den besten Ehemann der Welt«, sagte Harrakin und liebkoste ihren Nacken. »Vergiss das nicht.«
    Er ging zur Tür, und Marikanis Heiterkeit schwand. Einige Meilen entfernt musste im Bergwerk bereits die Dezimierung begonnen haben. Während sie hier mit Harrakin auf einem Satindiwan getändelt hatte, hatten sich Menschen unter der Folter in Todesqual gewunden - Menschen, die sie nicht hatte retten können. Die sie wieder einmal nicht hatte retten können. Wie ihre Eltern. Wie Mîn. Hatte sie jemals irgendjemanden gerettet? Hatte sie je etwas Gutes getan, die Waagschale zumindest einmal in die richtige Richtung gesenkt?

    Bald würde die Mine nur noch ein Beinhaus sein.
    Und der Hohepriester hatte recht. Sie konnte es nicht aufhalten. Die Welt drehte sich seit Jahrtausenden wie ein stählernes Räderwerk, und allein konnte sie es nicht ins Stocken bringen.
    »Harrakin …«, sagte sie plötzlich, und ihr Mann drehte sich um.
    Sie sah ihn an: so schön, so edel, so tapfer. Sie hatte einen Fuß ins eisige Wasser getaucht; sollte sie sich ganz hineinstürzen?
    Draußen wirbelte ein Windstoß totes Laub auf.
    »Nichts«, sagte sie schließlich. »Es ist nichts. Geh, ruf die Garde zusammen.«

Kapitel 6
    Salmyra.
    Die Sonne erschlug alles. Die Mauern, die weiß vor Staub waren, den Sand der Wüste, die unberührten Salzkaskaden etwas weiter westlich. Auf dem Wehrgang hatten die Soldaten, an denen Arekh langsam auf seiner Runde vorbeikam, den Kopf mit weißen Schleiern verhüllt. Einige stammten aus Fayn, und ihre Haut, an ein milderes Klima gewöhnt, war sonnenverbrannt.
    Es waren gut tausend Faynas, Grassöhne. Fayn hatte im letzten Jahrhundert mit Salmyra ein gegenseitiges Verteidigungsbündnis geschlossen, und zum allgemeinen Erstaunen hatte sich der Kaiser von Fayn, ein fetter Mann, dessen Titel sehr an Bedeutung verloren hatte, daran gehalten. Als der Rat von Salmyra um Hilfe bei der Verteidigung der Stadt gebeten hatte, hatte der Kaiser seine Männer geschickt. Die Faynas bildeten den Hauptteil der Verteidigungsarmee von Salmyra - sie und die Männer der Elf Stämme, hervorragende Reiter und erfahrene Krieger, die sich aber nur widerstrebend irgendeiner Autorität beugten. Und dann waren da noch die Männer des Emirs. Dieser hatte fünfhundert Soldaten geschickt: vierhundert erprobte Fußsoldaten, die Elite der Infanterie, und hundert
Nâlas, die berühmten Reiter des Emirats, die in allen Königreichen in gutem Ruf standen.
    Es war eine Ironie der Vögel des Schicksals, dass Arekh dazu bestimmt worden war, sie zu befehligen. Er stand also jetzt an der Spitze von Männern, gegen die er vor einem Jahr noch unter der Fahne Harabecs gekämpft hatte. Zunächst hatte die Vorstellung ihn beunruhigt: Wie sollte er Soldaten in die Schlacht führen, denen er nicht den Rücken zuwenden konnte? Bestand nicht das Risiko, dass sie Befehle verweigern oder sich mitten im Kampf rächen würden? Aber für Pier, den Priester, der ihn rekrutiert hatte, war es eine Frage der Ehre gewesen, ihn zu beruhigen. Im Gegenteil, hatte er erklärt - die Nâlas respektierten ihre siegreichen Feinde. Das sei eine Frage der Eitelkeit. Wenn sie schon die besten Krieger der Königreiche seien, könne sie doch wohl niemand schlagen, der kein ganz außergewöhnliches Wesen sei - Arekhs frühere Taten hätten ihm also Glanz verliehen.
    Pier hatte recht. Aus der Art, wie die Nâlas ihm gehorchten, aus der Art, wie die anderen Offiziere der Verteidigungsmacht von Salmyra mit ihm sprachen, aus der Art, wie die Ratsmitglieder ihn empfangen hatten, hatte Arekh nur einen Schluss ziehen können: Er war kein Unbekannter mehr. Er war nicht mehr Arekh der Geächtete. Er war Morales, der Verurteilte aus Reynes, der am Hof von Harabec zum hohen Würdenträger aufgestiegen war, der Mann, der an der Spitze von fünfzig Soldaten die junge Königin vor einem Staatsstreich bewahrt hatte. Ein Mann, dessen Namen man in der Führungsschicht der meisten Königreiche inzwischen kannte. Oh, man kannte auch seine Vergangenheit. Er war als Vatermörder verurteilt worden, und viele weitere Morde befleckten sein Gewissen.

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