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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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Probleme zu lösen. Diesmal nicht. Das Erwachen der Kreaturen der Abgründe im Norden erforderte die Anwesenheit aller.
    Vashni, die als Einzige mit in Marikanis Sänfte saß, hob die rote Stoffbahn, durch die das Sonnenlicht drang, und beugte sich nach draußen. »Wir kommen so langsam voran wie eine Schildkröte«, beschwerte sie sich. »Bei den Göttern, was für ein törichter Einfall, dieses Konzil in Salmyra abzuhalten! Warum nicht an einem zivilisierten Ort wie Reynes? Ich hätte mich dort mit Parfüm eindecken können; auch mein Vorrat an Salbölen für die Füße ist beinahe aufgebraucht!«
    »Salmyra ist durchaus ein zivilisierter Ort«, erklärte Marikani und fächelte sich gelangweilt Luft zu. »Der letzte zivilisierte Ort nordwestlich der Ascheberge und das einzige Bollwerk, das die Lande des Südens vor Barbareneinfällen schützt. Dass wir dort hinreisen, dient zum Beweis, dass wir ihren Kampf unterstützen.«
    » Zivilisiert ? Nun, ich glaube, darunter verstehen wir nicht das Gleiche. Wisst Ihr, dass die Frauen dort in Gebäude eingesperrt werden und nicht ausgehen dürfen?«
    »Das hängt davon ab, zu welchem Volk sie gehören. Die Frauen der Elf Stämme sind eingesperrt, das ist wahr, aber die der Pashnou sind frei. Und die Ratsmitglieder sind Pashnou.«

    »Na, ich werde mich trotzdem nicht bei den Pashnou mit Nagelsalbe eindecken können«, knurrte Vashni. »Und bei dieser Hitze werden meine Zehen unglaublich schnell austrocknen.«
    Marikani lächelte. Sollte ihre Begleiterin doch die Oberflächliche spielen, wenn sie Vergnügen daran fand. In Wirklichkeit war Vashni, wie sie wusste, nur mit auf Reisen, weil sie geschäftliche Verhandlungen mit einer der Frauen der Elf Stämme zu führen hatte, die aus ihrem Privatgemach heraus mit eiserner Hand das Netz des Kane -Handels kontrollierte, in das Vashni investiert hatte.
    Plötzlich vermisste Marikani Lionors Gegenwart. Sie reiste zwar mit der Karawane in einer der Sänften, die hochrangigen Frauen vorbehalten waren, hatte sich aber trotz ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft geweigert, mit in die königliche Sänfte zu kommen.
    Eine gewisse Kälte war zwischen Lionor und Marikani eingetreten; diese war sich nicht sicher, ob sie alle Gründe dafür durchschaute. Lionor hatte sich von ihrer Familie um des Landbesitzes willen verheiraten lassen, aber wie viele Hofdamen war sie nur aufs Land gereist, um ihren Mann zur Hochzeitszeremonie zu treffen und ganze drei Tage mit ihm zu verbringen. Danach war sie schwanger an ihren Platz und zu ihrem Leben im Palast von Harabec zurückgekehrt und entschlossen gewesen, sogar das Gesicht ihres Ehemanns zu vergessen; sie war zufrieden damit gewesen, mit ihm nur eine geschäftliche Korrespondenz über den Aufbau ihres gemeinsamen Vermögens zu führen.
    Dann hatte Marikani ihre Verlobung mit Harrakin bekannt gegeben. Und das hatte Lionor nicht gefallen.
    Aber sie wusste doch, dass Marikani keine Wahl gehabt hatte! Harrakin galt als Marikanis Cousin, und in ihm
strömte das Blut des Arrethas; die Armee von Harabec war ihm mit Leib und Seele ergeben. Ihn zu heiraten war das einzig Richtige gewesen … Und außerdem schätzte Marikani ihn.
    Vielleicht war das das eigentliche Problem. Lionors Verhalten deutete auf Eifersucht hin. Die beiden Frauen hatten einander immer so nahegestanden - näher als Freundinnen, näher als Schwestern. Manchmal hatten sie in den rituellen Orgien gemeinsam Verella gehuldigt.
    Vielleicht ertrug Lionor es nicht, zu sehen, dass sie mit einem anderen glücklich war. Und dennoch …
    Dennoch war es nicht so einfach, nein. Da war etwas anderes. Im Augenblick der Hochzeit hatte Marikani geglaubt, Furcht in den Augen ihrer alten Freundin zu sehen …
    »Ich möchte, dass Harrakin zu uns kommt«, sagte Marikani übergangslos.
    Vashni warf der jungen Königin einen erstaunten Blick zu. Marikani verlangte gewöhnlich nicht so nach ihrem Ehemann - zumindest nicht in Gegenwart anderer. Das grenzte zu sehr an Schwäche.
    »Er wird kommen«, erwiderte Vashni sanft. »Er und seine Männer sollen in der Oase zu uns stoßen.«
    Marikani nickte. Sie war sich durchaus bewusst, wie seltsam ihr Verhalten wirken musste. Seit mehreren Wochen wuchs ein Schatten in ihrem Geist, der ihre Fröhlichkeit, ihre Energie und ihr Selbstvertrauen aufzehrte. Jede Nacht quälten sie Albträume, und sie wachte schweißbedeckt auf, Herz und Magen in einem Gefühl verkrampft, das sie kaum kannte: Angst. Entsetzen. Ein

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