Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
Vom Netzwerk:
beruhigen.«
    Essin entfernte sich, aber nach einem kurzen Zögern rief Arekh ihn zurück. »Essin?« Der junge Mann wandte sich um. »Ich brauche einen neuen Adjutanten. Den Befehl über Eure Männer würdet Ihr trotzdem behalten. Was haltet Ihr davon?«

    Essin starrte ihn mit offenem Mund an und verneigte sich dann. »Das ist eine Ehre, die ich nicht verdient habe, Aida.«
    »Dann könnt Ihr ebenfalls Eurem Bruder dankbar sein.«
    Essin hatte gerade einen Karrieresprung gemacht, der ihn sonst zehn Jahre gekostet hätte, und er würde von nun an dreifachen Sold erhalten. Arekh sah die Freude, die in seinem Blick glühte, als er sich wieder aufrichtete. »Wenn Ihr mir die Frage gestattet, Aida … Ist Sanitorn irgendetwas zugestoßen?«
    Sanitorn? Arekh brauchte einen Augenblick, um sich zu erinnern, dass so der Name seines Adjutanten lautete.
    »Ich habe ihn entlassen«, sagte er mit einem kleinen Lächeln. »Und, nein, darüber ist er noch nicht auf dem Laufenden - ich habe die Entscheidung gerade erst getroffen«, fügte er hinzu, um die Frage zu beantworten, die zu stellen Essin gewiss zu höflich war.
    Während die Flammen die zu einer Pyramide aufgeschichteten Leichen verzehrten und die Ruinen und die Wüste golden beleuchteten, spazierte Arekh einige Schritte durch den alten Tempel und fragte sich, ob sein plötzlicher Entschluss, sich Sanitorns zu entledigen, auch mit der Tatsache zu tun hatte, dass dieser ihm von Marikanis baldiger Ankunft berichtet hatte. Der Schock war heftig gewesen, aber blitzschnell vorübergegangen. Der Information kam schließlich keinerlei Bedeutung zu.
    Er führte jetzt ein neues Leben.
    Keinerlei Bedeutung.
    Um ihn herum waren gigantische Säulen von ihren ärgsten Feinden gefällt worden: dem Wind und der Zeit. Was wurde aus Göttern und Halbgöttern, wenn ihre Tempel in den Staub sanken?

    Noch eine Frage, die ihn von den anderen abhob, noch ein Gedanke, mit dem er sich lieber nicht lange aufhielt. Er strich mit der Hand über eine zerborstene Statue, von der nur Beine und Hüften einer Frau göttlichen Geblüts übrig waren, die liebevoll von einem Priester geformt worden waren, dessen Asche sich schon vor langer Zeit mit dem Wüstensand vermischt hatte. Ein paar Schritte weiter fand er das mit Perlmutt verzierte Basrelief, das er auf seinem Ritt bemerkt hatte. Er trat näher heran und bückte sich; das ferne Leuchten der Flammen ließ die Perlmuttstücke schimmern und erhellte halb ausgelöschte Inschriften. Arekh sah die Silhouetten tanzender Frauen, die von den drei Monden in göttliches Licht gehüllt wurden. Unter einer stand Synas Name, neben einer anderen einer, den Arekh nicht kannte. Ayesha , entzifferte er, während die Flammen hinter ihm flackerten.
    Dann verkohlte auch der letzte Leichnam, und die Ruinen sanken langsam ins Dunkel zurück.

Kapitel 7
    Die Karawane zog langsam durch die südliche Landschaft; das Rot und Orange der Seidentücher, mit denen die Sänften verhängt waren, wirkte lächerlich gegen das urtümliche, kräftige Strahlen der Sonne. Die Pferde schienen nur langsam voranzukommen, als sei jeder Schritt des Weges ein Kampf. Sogar der Elefant, der Marikanis Sänfte voranschritt, wirkte niedergeschlagen.
    Der Elefant war ein Geschenk des Emirs, das im fernen Süden gekauft und unter hohem Kostenaufwand zum Zeichen der zumindest vorübergehenden Versöhnung zwischen dem Emirat und Harabec überbracht worden war. Das Große Konzil konnte nicht ohne die Nachfahren der beiden wichtigen Götter Arrethas und Um-Akr stattfinden. Es gab viele Herrscher in den Königreichen, aber nur in den Adern der Dynastien des Emirats, Harabecs und Kiranyas strömte das dunkle Blut der Götter. Den Legenden nach hatten die Kinder, die von den Göttern gezeugt worden waren, die Tempel gegründet; so konnten auch die höchstgestellten Priester der Königreiche sich einer göttlichen Abstammung rühmen, die sie nutzten, um ihre Autorität zu sichern und um zu versuchen, die Könige oder Ratsversammlungen der Gebiete, in denen sie lebten, spirituell zu beeinflussen.

    Die Herrscher beugten sich dem nicht immer, und der Konflikt zwischen der geistlichen und weltlichen Macht war älter als der Kalender.
    Der Emir, Marikani und Periscas, der junge König von Kiranya, waren also die einzigen weltlichen Herrscher, die stets mit hinzugezogen wurden, wenn eine wichtige religiöse Frage aufgetaucht war. Die meiste Zeit über genügte es, Briefe oder Delegationen auszutauschen, um die

Weitere Kostenlose Bücher