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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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Speichern gibt es nichts zu plündern; die Meriniden werden sie nicht gründlich durchsuchen. Wir werden die Invasoren vorbeilassen und dann zu fliehen versuchen.«
    Sie haben keine Chance , dachte Arekh. Begriffen sie denn
nicht, dass sie geradewegs aufs Schlachtfeld hinauslaufen würden? Mitten zwischen die feindlichen Soldaten?
    Doch sie hatten es geschafft, die Mühlen zu erreichen, sicher in den gleichen Annahmen wie er, und er konnte nicht umhin, einen Hauch von Brüderlichkeit zu empfinden, ein gewisses Bedürfnis, seine Hilfe anzubieten. Ein Bedürfnis, das die anderen Stadtbewohner nicht in ihm geweckt hatten und gegen das er anzukämpfen versuchte.
    Mir ist ein Wunder zuteilgeworden , hatte die Frau, die er mehr als alle anderen hasste, einst gesagt. Mein Schicksal hat sich für immer verändert. Wenn Euer Leben sich auf die Weise gewandelt hätte, hättet Ihr dann keine Lust, dieses Wunder weiterzugeben?
    Die Erinnerung an ihre Stimme ließ plötzlich Übelkeit in ihm aufsteigen - so etwas widerfuhr Arekh gelegentlich, wenn er an sie dachte. Aufwallungen von Hass und Unverständnis … die brennende Erinnerung an den allerscheußlichsten Verrat.
    Und dennoch …
    »Auf dem Schlachtfeld werdet Ihr keine drei Schritte weit kommen«, sagte er und sah erst den Vater, dann das junge Mädchen mit den klaren Augen an, das ihn musterte, ohne etwas zu sagen. »Es muss eine bessere Lösung geben … Ihr müsst Euch verstecken«, fuhr er fort, während er noch nachdachte.
    »Wir warten auf meine Mutter«, erklärte der Mann. »Sie ist umgekehrt, um zwei Wasserschläuche zu holen. Wenn sie hier ist, werden wir uns in einen der alten Kornspeicher schleichen.«
    Er deutete auf eines der Lagerhäuser. Arekh hob den Blick. Im Osten begann der Himmel sich zu röten, und dafür war nicht das Feuer verantwortlich.

    »Wie lange ist sie schon weg?«
    »Seit drei Stunden«, sagte eine Frau.
    »Dann wird sie nicht zurückkommen. Versteckt Euch und … und wartet ein paar Stunden auf mich«, brachte er mühsam heraus; er nahm es sich übel, so zu handeln. »Ich werde mir eine Meriniden-Uniform besorgen und so tun, als wäre ich einer von ihnen. Wenn die Luft rein ist, werde ich kommen, Euch holen und Euch für meine Gefangenen ausgeben. Ich werde behaupten, dass ich Euch zu einem Offizier führe … dass Ihr versprochen habt, Lösegeld zu zahlen.«
    Arekh hatte improvisiert - aber wenn er es recht bedachte, war der Plan nicht übel. Wer weiß? Vielleicht würde er sogar funktionieren.
    Die Mitglieder der Gruppe sahen sich mit einem Hauch von Hoffnung an. Ein fürchterliches Krachen ertönte im Osten. Eines der letzten Tore?
    »Beeilt Euch«, sagte der Vater und stieß die Kinder auf den Speicher zu. Er hob den Blick zu Arekh. »Danke.«
    »Möge Fîrs Blick auf Euch ruhen«, sagte eine ältere Frau mit kurzem schwarzem Haar.
    »Schaut!«, sagte ein kleiner Junge. »Ein günstiges Vorzeichen!«
    Ein kleiner, brauner Vogel war sehr rasch rechts an Arekh vorbeigeflattert. Während schwarze Vögel als Boten des Schicksals galten, hieß es über die kleinsten Vögel, dass sie sich nur in den Strömungen des Schicksals treiben ließen; der Wind trug sie, und der Wind war der Atem der Götter.
    »Wir schreiten über Lâs Erde, wir sind ihre Kinder, und ihr purpurner Lebenssaft strömt in uns«, begann die Frau zu rezitieren, während sie auf den Speicher zuging. »Oh
süße Mutter, oh Mutter der Barmherzigkeit, ich flehe dich an, beschütze die, die auf deiner Erde wandeln …«
     
    Als Arekh vier Stunden später in die kostbare Uniform gekleidet zurückkehrte, waren sie alle tot.
    Die Tür zum Lagerhaus war aufgebrochen, und im Innern befand sich eine offene Falltür, umgeben von Leichen. Der Vater war als Erster herausgekommen; ihm war der Schädel eingeschlagen worden, und sein Mund war vor Entsetzen verzerrt. Die anderen waren mit dem Schwert niedergemetzelt worden, vielleicht auch mit einer Axt, und die wenigen Schmuckstücke, die die Frauen getragen hatten, waren ihnen entrissen worden. Einige Finger waren abgeschlagen worden, um an Ringe zu gelangen. Das Mädchen mit den leuchtenden Augen lag auf dem Boden; ihr Kleid war zerfetzt und hochgeschoben, ihre Schenkel blutbefleckt.
    Die Meriniden hatten die Speicher durchsucht.
    Arekh wandte sich ab. Er hatte schon viele Tote gesehen und auch selbst mehr als einmal getötet, aber plötzlich fühlte er sich vom Ekel übermannt, müde davon geworden, zu viele Todeskämpfe und zu viele

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