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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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Weisen und Leibwachen abgewartet, die sich in makellosen Sänften drängten, deren weiße Seidenbespannung nur hier und da von den schwarzen und grauen Fahnen von Reynes aufgelockert wurde. Der kleine König von Kiranya, der diskret vor zwei Tagen in die Stadt gebracht worden war, verließ sie in der Nacht wieder, um zu seinen Adligen zurückzukehren und offiziell Einzug zu halten. Man musste die triumphalste Ankunft inszenieren, die überhaupt möglich war, um zu zeigen, dass der Schatten der Kreaturen die Repräsentanten der Götter nicht in Angst und Schrecken versetzte. Allerdings war die Ankunft nicht um mehrere Tage verschoben worden, weil man die Sonnenwende hatte abwarten wollen, wie offiziell verkündet worden war; es war vielmehr so, dass der Emir, als er gehört hatte, was der Königin von Harabec zugestoßen war, mitten in den Bergen haltgemacht hatte. Er hatte sich geweigert, weiterzureisen, bevor nicht hundert seiner besten Männer zu ihm gestoßen
waren. Der Hohepriester von Reynes seinerseits hatte keine offizielle Veränderung seines Gefolges verkündet. Es war sicher nur ein Zufall gewesen, dass fünfzig Söldner, die an der Ostgrenze von Reynes stationiert gewesen waren, sich spontan entschlossen hatten, ihren Vertrag zu kündigen, um nach Salmyra aufzubrechen und die Karawane der Geistlichen zu schützen … Schließlich wollten sie in dieselbe Richtung, was wäre da natürlicher gewesen?
    Die Königin von Harabec, ihr Gatte und ihr Gefolge warteten eine Meile vom Westtor von Salmyra entfernt auf ihre Standesangehörigen. Dieses Westtor war ein symbolisches Tor, das nur aus einer Linie von in den Boden eingelassenen Kacheln bestand, die mitten im Sand quer über die Straße verlief. Die Linie, die kaum zwei Fuß breit war, stand für die Zollgrenze und war auf allen drei Straßen vorhanden. Jeder Händler, dessen Pferd, Kamel oder Ferse das Mosaik betrat, musste dem Gesetz nach den Shi-Âr von Salmyra drei Prozent des Gegenwerts seiner Handelsware zahlen. Dieses Gesetz war erlassen worden, als Salmyra nur eine Ansammlung von Hütten gewesen war, als die Fürstentümer von Reynes noch barbarische Siedlungen gewesen waren, über die blut- und goldgierige Kriegsherren geherrscht hatten - damals, als der weise Ayona noch nicht seinen Kalender aufgestellt hatte, als noch keine Männer und Frauen vom Türkisvolk das Eis überquert hatten, um sich in der Sklaverei wiederzufinden …
    Seitdem hatten jedes Jahr gerissene Kleinhändler, die ihre Waren auf dem Rücken trugen, versucht, nur die Fußspitze auf die Linie aus Kacheln zu setzen oder darüber hinwegzuspringen, weil sie hofften, den Wegzoll so zu umgehen. Dann hatten alle etwas zu lachen, aber natürlich mussten sie trotzdem zahlen.

    Und so überschritten, als der Schatten der roten Bäume, die der Legende nach den Gründern von Salmyra lebensrettende Kühle gespendet hatten, den Willkommensstein in der Stadtmitte berührte, die königlichen Karawanen eine nach der anderen die Linie unter einem Regen aus Blüten, Nüssen und parfümierten Blättern, die von Jugendlichen in blauen Gewändern gestreut wurden, um sie willkommen zu heißen. Dann begannen vierzig junge Frauen, deren Haar unter Seidentüchern verborgen war, mit durchdringender Stimme Begrüßungslieder zu singen; sie reihten sich beiderseits der Pferde auf und schritten neben ihnen her, während die Menge zurückwich, um sie passieren zu lassen.
    Und diese Menge war zahlreich. Die Furcht hatte nicht dafür gesorgt, dass die Menschen sich in ihren Häusern verkrochen, wie die Shi-Âr es einen Moment lang befürchtet hatten. Im Gegenteil: Die Gefahr, die jenseits der Stadt drohte, hatte die Ankunft der Großen dieser Welt umso mehr zu einem Ereignis gemacht, das man nicht versäumen durfte. Die exotischen Könige, die mächtigen Priester aus dem fernen, grauen Reynes, wo die Tempel, deren Macht ohnegleichen war, den Himmel herausforderten, diese Wesen, die aus fernen Landen gekommen waren und in deren Adern das dunkle Blut der Götter floss - diese Wesen würden sie retten, würden mit ihren Worten und Gesten alles zum Guten wenden. Mit einer einfachen Handbewegung, denn in ihren Händen ruhte die Macht.
    Arekh schritt gerade über den Vorplatz auf den Palast zu, als die erste Karawane ihm den Weg versperrte. Es war natürlich die des Hohepriesters. Das Protokoll forderte, dass die Götter vor den Menschen herzogen.
    Arekh beobachtete die Karawane mit zusammengekrampftem
Herzen. Die

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