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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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des Eindrucks nicht erwehren, dass der Shi-Âr sich bereits zwang, nicht zu laut zu schreien, als hätte er Angst, gehört zu werden - so, als könnten unsichtbare Wesen wie die Geschöpfe aus den Landen, deren Namen man nicht nannte, herkommen und ihn zwischen diesen Wänden ausspionieren. »Genau! Die Wegzölle senken? Das ist Wahnsinn! Wir sollten sie eher erhöhen!«

    »Tu das, oh mein Bruder«, sagte Barbas mit einer gewissen Verachtung, »dann wird die Stadt im nächsten Jahr nicht einmal mehr genug einnehmen, um Wasser kaufen zu können. Denn niemand wird dann mehr hier durchziehen, um Wegzoll zu bezahlen. Gegen die Angst der Menschen kommt nur ein einziger Instinkt an: Habgier. Wenn sie sich nicht sicher fühlen, werden die Händler gar nicht mehr kommen - es sei denn, die Straße durch Salmyra ist für sie nur halb so teuer wie der Umweg über den Fluss. Wir werden ein oder zwei, vielleicht sogar drei Mondumläufe lang Verlust machen. Aber wir werden uns wieder fangen, wenn die Götter uns erst wieder gnädig sind. Morales hat recht: Wir müssen zeigen, dass wir keine Angst haben.«
    » Und das Blut wird auf dem Wasser funkeln wie ein Edel stein «, sagte Piers Stimme. » Und die Schreie der Sterbenden werden den Lebenden das Herz zerschneiden wie Klingen. Pest und Verkümmerung werden in die Welt und in die Herzen zurückkehren, und was war, wird nicht mehr sein, und was bleibt, wird sich auf ewig verändern … «
    Er hielt inne und hob den Blick zu den Anwesenden, die ihn mit offenen Mündern anstarrten. Dann zeichnete sich ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen ab. »Der dreizackige Stern«, erklärte er. »Das Buch der Zerstörung. Es wurde in den westlichen Landen nach dem Sturz Fîrs von Priestern geschrieben, die vom Bösen geblendet waren, das von jenen Gegenden ausgeht. Der rote Stern, der von den Kreaturen im Dorf geformt wurde, ist das Symbol der Vernichtung …«
    Das Schweigen, das auf diese Erklärung folgte, dauerte eine Weile. Dennoch wirkte Pier zufrieden. Nicht mit der Wirkung seiner Worte - denn die setzte er nur selten gezielt ein -, sondern mit seiner Entdeckung.

    »Das Buch der Zerstörung ist für immer verloren«, erklärte er mit einem entzückten kleinen Lächeln. »Es sind nur noch einige Auszüge übrig, die in der Großen Bibliothek von Reynes vom Hohepriester selbst gehütet werden. Ich habe sie dort studiert, als ich noch jung war … Ja, das Symbol der Vernichtung!«, wiederholte er mit Genießermiene. »Ich hätte nie gedacht, dass dieses Zeichen unter der Sonne dieses Jahrhunderts mit neuer Bedeutung gefüllt werden würde.«
    Danke, Pier , dachte Arekh seufzend. Du hilfst uns wirk lich sehr.
    »Das Symbol der Vernichtung«, wiederholte Raïs; sein verächtlicher Tonfall verlor durch die Furcht, die seine Stimme zittern ließ, erheblich an Glaubwürdigkeit. »Das ist lächerlich. Was soll denn vernichtet werden?«
    Pier zuckte mit den Schultern. »Ich deute nur die Zeichen, oh stolzer Raïs, den die Stämme verehren! Die letzte Vernichtung war die der beiden Reiche, als Ô körperliche Gestalt annahm und - der Sünden und der Arroganz der Menschen müde - einen Feuerregen auf ihre Siedlungen und Reichtümer niedergehen ließ, durch den alles Leben zerstört wurde, so dass in den westlichen Landen nur zerborstene Felsen und Ascheseen zurückblieben.«
    Diesmal war die Stille so tief, dass Pier Zeit hatte, sein Schreibpult aufzuklappen, eine Feder und dann eine schmale Silberklinge herauszunehmen und zu beginnen, mit knappen, regelmäßigen Bewegungen die Spitze zuzuschneiden.
    Die abgeschnittenen Stückchen trafen mit einem lästigen kleinen Geräusch auf das Holz der Tischplatte.
    Dann schlug Barbas mit der flachen Hand krachend auf den Tisch. »Wir danken Euch für diese günstigen Vorhersagen,
Pier … In Wahrheit übersteigen die Angelegenheiten der Götter unser Vorstellungsvermögen, aber um diese zu regeln, kommt ja das Große Konzil hier in Salmyra zusammen. Wir werden die Erwählten dieser Welt demütig und hoffnungsvoll bitten, uns zu raten, wie wir vorzugehen haben. Und während wir auf die göttliche Erleuchtung warten, können wir armen Menschen nur tun, was uns möglich ist: die Straßen schützen und die Wegzölle senken!«

Kapitel 9
    Eine Woche später zogen die Karawanen der Konzilteilnehmer in Salmyra ein.
    Der Emir und sein Gefolge hatten unauffällig auf der Hochebene im Osten die Ankunft des Hohepriesters von Reynes und des Heers von Sehern,

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