Pakt des Bosen
bewachten Hangar der italienischen Regierung untergebracht. Martin von Sengen und Dirk Voges begutachteten den Wagen gemeinsam mit Manfred Cordes, einem Mitarbeiter der Firma, die diese Fahrzeuge hergestellt hatte. Seiler, ein Sprengstoffspezialist des BKA, war in einem gesicherten Raum der italienischen Polizei und untersuchte die Bombe.
Cordes ging um den Wagen herum und betrachtete ihn sorgfältig. Dann schüttelte er den Kopf.
âAlso von auÃen kann ich keine auffälligen Veränderungen feststellen. Bis auf die Antenne natürlichâ, sagte er und öffnete die Fahrertür. âWas ist denn das?â, rief er, als er einen Blick in die Fahrerkabine warf.
Von Sengen und Voges kamen zu ihm. âWas entdeckt?â Voges warf einen Blick in den Innenraum des Wagens.
âMerkwürdig, merkwürdigâ, murmelte Cordes.
âWas ist?â, fragte Voges ungeduldig.
âSehen Sie, alle Fahrzeuge von UPS haben Schaltgetriebe, dieser hier hat allerdings ein Automatikgetriebe.â
Berlin, 25. Juni, 08.55 Uhr
Von Sengen und Voges waren zurück im Kanzleramt und berichteten dem Bundeskanzler, dem Innenminister und Sicherheitsberater Kirchner von den Ergebnissen ihrer Inspektion. Rensing war nicht anwesend.
âIch erspare uns allen die technischen Details. Fakt ist, dass Herr Voges den richtigen Riecher hatte. Die Fahrzeuge â und ich verwende absichtlich den Plural, da wir davon überzeugt sind, dass die anderen Lieferwagen auf die gleiche Art manipuliert wurden â die Fahrzeuge wurden technisch so verändert, dass es möglich war, sie per Funkfernsteuerung zu bedienen. Zwar recht simpel, das heiÃt, sie konnten nur vorwärts fahren, und das nicht einmal schnell, und sie konnten bremsen und anhalten, das warâs. Aber für den Zweck, den sie zu erfüllen hatten, vollkommen ausreichend.â
âWie sicher können wir sein, dass das auch auf die anderen Fahrzeuge zutrifft?â, fragte Kirchner.
âDa der missglückte Anschlag in Rom nach demselben Schema ablief wie die anderen, würde ich sagen, annähernd einhundert Prozentâ, antwortete von Sengen. Voges pfichtete ihm bei.
âOkay, dann nehmen wir das anâ, sagte Gerling. âWas haben wir noch?â, wollte er dann wissen.
Voges studierte seine Notizen und sah dann auf. âWir haben, nachdem wir davon ausgehen konnten, dass das Fahrzeug ferngesteuert wurde, nochmals alle verfügbaren Aufnahmen der Ãberwachungskameras im Umkreis von zwei Kilometern rund um das Denkmal ausgewertet. Dabei haben wir festgestellt, dass, kurz bevor das Fahrzeug in die EbertstraÃe einbog, eine Person den Lieferwagen verlassen hatte. Zu identifizieren war diese Person jedoch nicht. Wir sind davon überzeugt, dass ab diesem Zeitpunkt nur noch die Leiche im Lieferwagen saÃ. Wenn wir davon ausgehen, dass in allen Städten die gleiche Konstruktion verwendet wurde, dann wurden alle Bomben per Funksignal gezündet. Höchstwahrscheinlich per Handy. Wir glauben, dass der Sprengstoff aus Kroatien stammt. Wer ihn besorgt hat, wissen wir noch nicht mit Bestimmtheit, aber wir haben eine Liste der potentiellen Verkäufer.â Voges begann diese Liste zu verteilen. Alle begannen zu lesen.
Gerling zuckte unmerklich zusammen. âWas wissen wir überâ¦â, er las noch einmal den Namen. âÃber diesen Karabey?â, fragte er.
âTürke, achtundfünfzig Jahre alt. Gilt als Mann mit ausgezeichneten Kontakten in den nahen Osten und nach Russland. Sehr vermögend. Hat offiziell eine Import-Export-Firma für Landwirtschaftsmaschinen. Es gilt aber als sicher, dass er keine Traktoren oder Mähdrescher verkauft, sondern Panzer, Landminen, Maschinengewehre und Sprengstoff. Lebt in Istanbulâ, antwortete Voges, der diese Informationen seinem Dossier entnahm. Gerling nickte dankend und konzentrierte sich wieder auf die Liste.
Berlin, 25. Juni, 14.25 Uhr
Der Graf hörte sich nachdenklich an, was der Kanzler zu berichten hatte. Als der Name Karabey fiel, wurde er hellhörig.
âDer türkische Unternehmer?â, fragte er nach.
Gerling nickte. âSie kennen ihn?â, wollte er wissen.
âNicht persönlich. Aber ich hatte in der Vergangenheit schon mit ihm zu tunâ, antwortete der Graf nachdenklich.
Jetzt wurde der Kanzler hellhörig.
âWas bedeutet das: Sie hatten mit ihm zu tun?â
âEs gab einst Gerüchte, dass
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