Pakt des Bosen
die Soldaten der Delta Einheit instruieren.
Sie wollten noch heute Nacht zuschlagen.
Kholm, 20. September, 18.30 Uhr
Bundeskanzler Gerling stand am FuÃe der alten Festung in Kholm und fror. Auf den Bergen, die die Stadt umgaben, lag Schnee. Kholm war seit Jahrhunderten ein Knotenpunkt Afghanistans, der den Hindukusch mit den tiefer gelegenen Flusstälern verband. Gerling sah sich um, entdeckte eine Stelle an der alten Festung, die einigermaÃen windgeschützt schien, und zog sich dahin zurück. Kaum einer der Einheimischen beachtete ihn. Sie schlichen in ihren bunten Gewändern an ihm vorbei. Einige führten Kamele an einer Leine und überquerten eine kleine Brücke über einen ihm unbekannten Fluss. Gerling zündete sich eine Zigarette an und fragte sich, ob irgendwo wieder jemand mit einem Teleobjektiv lauerte und Fotos von ihm schoss.
Zwei Geländewagen näherten sich der Festung. Gerling warf die Zigarette auf den Boden und ging auf die Brücke zu. Schon jetzt beschlich ihn ein flaues Gefühl. Nicht wegen des bevorstehenden Treffens, sondern vielmehr wegen der Betäubungsspritze, die er wieder befürchtete. Die beiden Geländewagen hielten an und Türen wurden geöffnet. Gerling blieb stehen und wartete ab.
22
Afghanistan, 20. September, 20.53 Uhr
Die Betäubungsspritze blieb dem deutschen Bundeskanzler diesmal erspart. Nachdem Gerling von einem Afghanen auf Peilsender untersucht worden war, bat man ihn höflich, in den hinteren Geländewagen einzusteigen. Unmittelbar nachdem die Fahrzeuge sich in Bewegung gesetzt hatten, reichte ihm der Beifahrer wortlos die Augenbinde.
Eigenartigerweise verlor man, wenn man nichts sehen konnte, nicht nur die Orientierung, sondern auch jedes Zeitgefühl, stellte Gerling fest. Als der Wagen anhielt, konnte er nicht sagen, ob sie eine, zwei oder drei Stunden unterwegs gewesen waren. Seine Uhr hatte man ihm abgenommen. Gerling sah sich um und stellte fest, dass sie sich diesmal nicht in einem Höhlensystem treffen würden. Vielmehr schien es ein verlassener Hof zu sein. Das Gebäude machte von auÃen einen verfallenen Eindruck. Als sie das Haus betraten, stellte Gerling jedoch fest, dass dieser Eindruck täuschte. Innen war das Haus in einem einwandfreien Zustand. Jemand bedeutete Gerling, sich zu setzen. Die beiden Männer, die ihn in das Haus begleitet hatten, gingen in das Zimmer nebenan und schlossen die Tür. Gerling musste nicht lange warten, bis Al Farag den Raum betrat.
âSalem aleikumâ, begrüÃte er den Kanzler.
âAleikum salemâ, antwortete Gerling.
Al Farag lächelte, setzte sich dem Kanzler gegenüber und schenkte beiden Tee ein.
âSie waren sehr erfolgreich in den letzten Tagen. Ich wusste, dass Sie das Richtige tun werden. Dass Sie und Präsident Clifford jedoch so erfolgreich sein würden... nun, Sie haben meine Erwartungen übertroffenâ, begann Al Farag und nahm vorsichtig einen Schluck des heiÃen Getränkes.
Gerling war sich, wie schon bei seinem ersten Zusammentreffen mit Al Farag, nicht sicher, was er fühlen sollte. Auf der einen Seite war dieser Mann ein Mörder, der, wenn auch nicht persönlich, so doch als Befehlsgeber den Tod tausender Menschen zu verantworten hatte. Auf der anderen Seite hatte er ihnen geholfen, einen wahrscheinlichen Krieg abzuwenden. Darüber hinaus hatten sie durch seine Hilfe den Tod vieler Menschen in Köln verhindern können.
âIch möchte Ihnen danken. Durch Ihre Hilfe wurde verhindert, dass in meinem Land Tausende von Menschen getötet wurdenâ, sagte Gerling, der sich bei diesem Dank seltsam vorkam.
Ein feines Lächeln erschien auf dem Gesicht des alten Mannes.
âEs muss ein merkwürdiges Gefühl für Sie sein, mir zu dankenâ, meinte er und seine dunklen Augen funkelten unergründlich.
âJaâ, meinte Gerling mit belegter Stimme.
Al Farag nickte langsam. Er deutete in Richtung Tasse, die vor dem Kanzler stand. âProbieren Sie den Tee. Heià ist er am besten.â
Gerling nahm die Tasse und trank einen Schluck. Der Tee war köstlich.
âIch wusste, dass wir uns noch einmal wiedersehen würdenâ, bemerkte Al Farag.
Gerling sah ihn erstaunt an. âIch nicht. Aber es sind Entwicklungen eingetreten, die ein letztes Treffen unumgänglich machten.â
âWas kann ich für Sie tun, Herr Bundeskanzler?â
âStoppen Sie den
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