Pakt mit dem Feind
uns wirklich sehr für Sie, Miss Elizabeth. Wirklich sehr. Es kommt mir beinahe so vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass Ihre Mama, Gott sei ihrer Seele gnädig, genau hier an diesem Tisch saß und Gladys und mir sagte, dass sie schwanger ist. Wir könnten uns nicht mehr über dieses Kind freuen, wenn Sie unsere eigene Tochter wären.”
Dooley hielt inne, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. Dabei tat er so, als sei er lediglich müde. Aber sowohl Elizabeth als auch Gladys sahen die Tränen, die er zu verbergen versuchte. Er räusperte sich und fügte mit rauer Stimme hinzu: “Tatsache ist, Sie sind immer wie eine Tochter für uns gewesen.”
“Vielen Dank, Dooley. Ich habe Sie auch lieb”, war alles, was Elizabeth herausbrachte. Ihr Hals war wie zugeschnürt.
“Da wir gerade von Babys sprechen: Sie sollten sich besser beeilen, oder Sie verpassen noch Ihren Termin”, bemerkte Gladys.
“Oh! Ich habe gar nicht auf die Zeit geachtet.” Elizabeth sprang auf, ergriff ihre Tasche und ging zur Tür. “Nein, Barcode, du kannst diesmal nicht mitkommen.” Sie hob das Kätzchen auf und reichte es Gladys. Dann brach sie auf.
Im dritten Stock des Hauses gegenüber wurde ein Vorhang einen Spaltbreit zurückgezogen.
“So, so”, murmelte Angelo bei sich. “Schau mal einer an, wer da ist. Wohin sind wir denn unterwegs, schöne Frau?”
Er ließ das Fernglas sinken. Was für ein Glück, dass er diesen Ort gefunden hatte! Er hatte das leer stehende Haus gleich bei seiner ersten Erkundungsfahrt entdeckt und ohne Probleme das Schloss aufgebrochen. Es war das reinste Kinderspiel gewesen. Die Garage hatte ihn kaum mehr Mühe gekostet. Dort hatte er sein Auto versteckt, falls ein neugieriger Polizist vorbeikam. Und die uralte Alarmanlage auszuschalten war genauso leicht gewesen.
Nur heute Morgen war es knapp geworden, als ein Makler mit ein paar Interessenten vorbeigekommen war, die sich das Anwesen ansehen wollten. Allerdings war Angelo nicht umsonst in seinem Geschäft der Beste. Er wusste, was zu tun war. Nie machte er Unordnung, nie entfernte er einen Gegenstand von seinem Platz, ohne ihn zurückzustellen. Deshalb verriet auch in diesem Haus nichts seine Anwesenheit: Türen und Fenster waren allesamt verschlossen, der Witz von Alarmanlage eingeschaltet.
Alles was er mitgebracht hatte, trug er bei sich. Die meisten Leute, die ein Haus in dieser Preislage kauften, kümmerten sich nicht um die Garage. Und falls doch, würden sie in neunundneunzig von hundert Fällen glauben, dass das Auto dem Hauseigentümer gehörte. Es gehörte nicht viel dazu, sich auf dem Dachboden zu verstecken, während der Makler die Kunden herumführte.
Jetzt war es noch zu früh für ein Abendessen, aber Angelos Magen war noch an die New Yorker Zeitzone gewöhnt. Vermutlich würde der Makler niemandem ausgerechnet jetzt das Anwesen zeigen. Trotzdem ging Angelo noch einmal alles ab, um sicherzugehen, dass er nichts Verdächtiges zurückgelassen hatte.
Als er fertig war, ging er beschwingt die große Vordertreppe hinunter. Durch die Küche verließ er das Haus. Er hatte vorsichtigerweise rückwärts in der Garage eingeparkt, falls er schnell verschwinden musste.
Angelo seufzte, als er seinen massigen Körper in den Fahrersitz wuchtete. Er träumte von einem italienischen Menü mit allem Drum und Dran. Aber er würde sich mit Fast Food begnügen müssen. Er wollte rechtzeitig auf seinem Posten sein, um die Rückkehr seines Opfers zu beobachten.
18. KAPITEL
W ar es möglich, so glücklich zu sein? Elizabeth betrachtete fast sechs Stunden später ihr Bild im Badezimmerspiegel. Sie lehnte sich weiter vor, tupfte Feuchtigkeitscreme auf ihr Gesicht und lächelte sich selbst zu.
Barcode wand sich um ihre Knöchel und maunzte. Aber Elizabeth reagierte nicht auf das Verlangen des Kätzchens, hochgenommen zu werden. “Nicht jetzt, Barcode. Ich bin beschäftigt. Aber wenn du brav bist, darfst du dieses eine Mal in meinem Bett schlafen, solange Max weg ist.”
Als hätte sie ihre Worte verstanden, sprang Barcode auf den Marmorrand der Badewanne und begann ungeduldig hin- und herzuschleichen. Es sah aus, als wollte sie sagen: Nun? Worauf wartest du? Beeil dich.
Elizabeth musste über das vorwitzige Kätzchen lachen. Sie begann zwischen den Döschen, Flakons und Fläschchen herumzukramen, die auf dem Waschtisch standen, als Barcode den merkwürdigsten Laut ausstieß, den sie jemals von einer Katze gehört hatte. Sie schaute auf das
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