Pakt mit dem Feind
Elizabeth ihn keineswegs gut kannte, war sogar für sie deutlich, dass er ungehalten war.
“Damit liegst du vollkommen daneben”, sagte er schließlich. “Mir ist es verdammt noch mal egal, was die Leute denken. Wir sind nicht der Form halber hier, sondern weil ich etwas Zeit haben wollte, damit wir uns besser kennenlernen. Ich dachte, dafür sind Flitterwochen da.”
“Nun ja. Wenn man verliebt ist.”
Max schaute zur Decke, als müsste er um Geduld ringen. “Ich hatte gedacht, wir hätten das geklärt. Schau mal, wir sind vielleicht nicht ineinander verliebt – was auch immer das bedeuten mag –, aber was macht das schon? Ich persönlich glaube sowieso, dass dieses Gefühl völlig überbewertet wird. Gott sei Dank habe ich diese Art Gefühlsaufwallung nie erlebt. Gegenseitiger Respekt und Bewunderung, Loyalität, Ehrlichkeit – das sind doch die Dinge, auf die es ankommt. In einer Ehe genauso wie im Geschäftlichen.”
Elizabeth starrte ihn an. Auf einmal fühlte sie sich wie eine Comicfigur, über deren Kopf plötzlich eine Glühbirne erscheint, weil ihr ein Licht aufgeht. “Für dich ist unsere Ehe wie eines deiner Geschäfte, stimmt’s?”
“Na ja, so in der Art. Wie bei einer Fusion sollten wir unsere Stärken kombinieren, um beide zu profitieren.” Plötzlich lächelte er. “Natürlich gibt es in einer Ehe zusätzliche Leistungen, die im Geschäftsleben fehlen”, fügte er mit einem verführerischen Blick hinzu.
Er streckte die Hand nach ihr aus und streichelte ihr mit den Fingerspitzen über die Wange bis zum Mundwinkel. In noch sanfterem Tonfall fuhr er fort: “Wie die, die wir heute morgen ausgetauscht haben. Ich habe mich den ganzen Tag darauf gefreut, diese Erfahrung zu wiederholen. Jetzt fürchte ich allerdings, dass das warten muss, bis du dich wieder besser fühlst.”
Elizabeths Gesicht glühte. Schweigend schaute sie auf ihre Finger, die an der Bettdecke herumzupften.
Mit einiger Verspätung schien Max aufzufallen, dass es vielleicht nicht ganz angebracht war, ihre Ehe eine geschäftliche Abmachung zu nennen. “Natürlich gibt es auch noch andere Vorteile”, ergänzte er eilig. “Einen Partner zu haben, jemanden, auf den man zählen kann. Solche Sachen.”
Sie schaute ihn schweigend an. Max fuhr sich mit der Hand durchs Haar. “Schau mal, Elizabeth, ich bin ein Geschäftsmann, und zwar ein verdammt guter. Aber was diese Gefühlsduseleien angeht, kenne ich mich nicht aus. Du weißt schon … über Gefühle reden und dieses ganze Zeug. Aber das heißt nicht, dass ich mir nichts aus dir mache.”
“Ach so. Du willst also sagen, dass ich dir wichtig bin, so wie dir auch sonst große Investitionen ins Geschäft wichtig sind.” Sie nickte. “Das verstehe ich. Du hast ja auch einiges für mich gezahlt.”
Max runzelte die Stirn. “Das ist nicht …”
“Mach dir keine Gedanken. Ich werde dich von nun an über alle Veränderungen meines Zustands oder meiner Lage in Kenntnis setzen.”
“Gut. Nein, warte, das habe ich auch nicht gemeint! Verdammt, Elizabeth. Du verdrehst alles.”
“Aber du hast gesagt …”
“Vergiss es!” Max schaute wieder zur Decke und seufzte. “Du willst, dass ich es dir buchstabiere, ja? Also schön. Dann hör gut zu, weil ich das nur ein einziges Mal sagen werde.” Er blickte ihr geradewegs in die Augen. “Ich habe dich aus geschäftlichen und persönlichen Gründen geheiratet. Die geschäftlichen kennst du. Auf der persönlichen Ebene habe ich dich geheiratet, weil … nun ja … weil du mir gefällst.”
Elizabeth blinzelte. “Wie bitte?”
“Ich sagte, du gefällst mir. Ich mag alles an dir – dein Aussehen, deine Persönlichkeit, deinen Verstand, deine sanfte Stimme, deine Anmut, dieses wunderschöne dichte Haar.” Als wollte er seinen Worten Nachdruck verleihen, streckte er die Hand aus und berührte die Locken, die auf dem Kissen ausgebreitet lagen. “Ich mag auch deinen Duft. So süß und blumig und weiblich.”
Völlig verblüfft konnte Elizabeth ihn nur anstarren. Das klang nicht gerade nach einer Liebeserklärung. Trotzdem hatte er ihr gerade vermutlich das Höchste der Gefühle gestanden, derer ein Mann wie Max fähig war.
In diesem Augenblick beschloss Elizabeth, ihm eine so gute Ehefrau zu sein, wie sie nur konnte. Nach Kräften würde sie ihren Anteil zu dem Geschäft beitragen. Er wollte an den alten Geldadel von Houston herankommen? Dann würde sie ihn vorstellen und ihm beibringen, wie er jeden einzelnen
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