Pakt mit dem Feind
Schnauben. “Also wirklich, meine Liebe, sehe ich etwa so aus, als könnte ich etwas Derartiges auch nur besitzen?”
Mit einem theatralischen Seufzer ließ Mimi sich auf eins der langen Sofas im Salon fallen und streckte sich aus. Talitha saß wie immer in ihrem gepolsterten Schaukelstuhl, den Gehstock quer über den Schoß gelegt.
“Geht schon, ihr zwei.” Mimi wedelte Elizabeth und Max mit ihrer beringten Hand fort. “Ehrlich gesagt sind Tante Talitha und ich nur froh, wenn keiner hier sitzt und darauf besteht, ein Fußballspiel anzuschauen. Während ihr beiden über die Felder rennt, in Kuhfladen tretet und euch den Hintern abfriert, machen wir es uns vor einem dieser Shopping-Sender gemütlich.”
“Viel Spaß”, sagte Elizabeth lachend. Sie schaute Max an. “Ich brauche nur einen Augenblick, damit ich nach oben laufen und mir ein Paar Jeans und feste Schuhe anziehen kann.”
“Aber sicher. Nur zu.”
“Warte mal. Ich komme mit.” Träge hievte sich Mimi vom Sofa. “Das ist
die
Gelegenheit für ein privates Gespräch unter Frauen.”
Arm in Arm spazierten die beiden hinaus. Mimi schaute über die Schulter zurück, schenkte Max ein schelmisches Lächeln und zwinkerte ihm zu.
Er beobachtete, wie sie den Raum verließen, und schüttelte den Kopf. “Wie in aller Welt kommt es, dass ausgerechnet Elizabeth und Mimi so eng miteinander befreundet sind?”
“Ja, ein unwahrscheinliches Paar, nicht wahr?” Tante Talitha deutete auf den Stuhl neben sich. “Komm her und setz dich, dann erzähle ich dir die Geschichte dieser Freundschaft.”
Max gehorchte, aber die alte Frau begann nicht sofort, sondern blickte ein paar Augenblicke lang versonnen vor sich hin.
“Zunächst einmal muss ich dir ein bisschen von unserer Familie erzählen, damit du die Geschichte verstehst”, sagte sie schließlich.
Max nickte. “In Ordnung. Nur zu.” Er gehörte zu einer schnelllebigen Generation und bewegte sich in einem Umfeld, in dem Zeit Geld war. Es entsprach seiner Natur, schnell auf den Punkt zu kommen. Bei jedem anderen hätte er versucht, die Sache zu beschleunigen. Aber schon jetzt hatte Max begriffen, dass der Versuch sinnlos war, die alte Dame anzutreiben. Großtante Talitha hatte ihr eigenes Tempo.
“Elizabeths Vater, Ransom Patrick Stanton, war der Sohn meines Bruders Pierce. Pierce war wesentlich älter als meine Zwillingsschwester Mariah und ich, weil wir Nachkömmlinge relativ alter Eltern waren. Daher waren wir erst fünf Jahre alt, als Ransom geboren wurde. Für uns war er immer mehr ein Bruder als ein Neffe. Ach, und er ist zu so einem gut aussehenden jungen Mann herangewachsen!”
Versonnen lächelte die alte Dame. “Er war ein echter Stanton, mit einer starken Persönlichkeit und voller Pioniergeist. Die ganze Familie war glücklich über seine Hochzeit mit Victoria Trent. Sie war so ein wunderbares Mädchen, der Inbegriff einer höheren Tochter. Victoria und Ransom waren das perfekte Paar. Alle haben das gesagt: ein starker, selbstbewusster Mann und eine elegante Schönheit. Auch er sah gut aus, auf diese raue, kernige Art und Weise. Mit seinem einnehmenden Wesen passte er hervorragend zu Victorias liebevoller und mitfühlender Art. Elizabeth gerät ganz nach ihnen, im besten Sinne.”
Tante Talithas Augen wurden feucht. “Und das Kind hat seine Eltern vergöttert, besonders die Mutter. Victoria starb an Brustkrebs, als Elizabeth neun Jahre alt war. Das arme Kind war völlig verzweifelt. Nicht dass sie geweint und geschrien hätte – ehrlich gesagt haben wir so etwas sogar gehofft! Stattdessen wurde sie immer ernsthafter und stiller und zog sich von allen zurück. Sie hat ihre ganze Trauer und Qual in sich hineingefressen. Nur wenige Tage vor Victorias Tod hat unser Houstoner Nachbar Horace Whittington seine Mimi geheiratet. Mimi war damals gerade neunzehn Jahre alt, Horace ein Witwer jenseits der fünfzig.”
Wissend nickte Max. “Ach so, jetzt verstehe ich. Das Mädchen aus dem schlechten Teil der Stadt schnappt sich einen reichen alten Mann und setzt sich ins gemachte Nest. Ich hab mir schon gedacht, dass so etwas dahinterstecken muss. Trotz der Designerkleidung und der Juwelen scheint sie nicht ganz den Schliff zu haben wie jemand, der in die bessere Gesellschaft hineingeboren wurde.” Und ich weiß, worüber ich spreche, dachte Max insgeheim. Denn dasselbe galt schließlich für ihn.
Natürlich … auch Elizabeth hatte ihn wegen seines Geldes geheiratet. Trotzdem dachte er nicht
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