Pakt mit dem Feind
die Tür auf und schlug sie hinter sich zu.
Gladys, die gerade in einem der vorderen Salons Staub wischte, stecke den Kopf aus der Tür und murmelte: “Lieber Himmel, ich hab in meinem ganzen Leben noch nicht so ein Türengeknalle und Geschrei gehört.”
Elizabeth überhörte ihre Worte geflissentlich und eilte die Treppe hinauf. Auf halbem Weg änderte sie ihre Meinung und lief wieder nach unten. Sie griff sich einen Mantel aus dem nächstgelegenen Schrank. “Ich bin drüben bei Mimi, wenn Sie mich brauchen”, rief sie Gladys zu. Dann rannte sie zur Vordertür hinaus.
“Hmpf. Als hätte ich mir das nicht denken können”, brummte Gladys.
Elizabeths Handy klingelte, als sie gerade dabei war, mit ihren letzten drei Steinen die Partie Scrabble für sich zu entscheiden. Sie legte die Buchstaben K, I und V neben ein A auf dem Spielbrett und rief triumphierend: “Kiva.”
“Kiva? Was ist ein Kiva?”
“Ein Kiva ist eine unterirdische Begegnungsstätte, die in früheren Zeiten von den Indianern genutzt wurde”, klärte Elizabeth ihre Tante auf. “Damit du’s weißt. Ich hab gewonnen, gewonnen, gewonnen!”
“Na gut, in Ordnung. Du hast gewonnen. Würdest du jetzt bitte an dieses Telefon gehen”, knurrte die alte Frau in ihrer liebevoll-bärbeißigen Art. “Das Klingeln treibt mich in den Wahnsinn!”
“Du bist nur ein schlechter Verlierer”, neckte Elizabeth sie. Aber sie kramte das Mobiltelefon aus ihrer Handtasche und nahm den Anruf entgegen: “Hallo?”
“Mrs. Riordan?”
“Ja?”
“Es tut mir leid, Sie daheim zu stören. Hier ist Carly, die Sekretärin Ihres Mannes. Ich habe mich nur gefragt, ob Sie heute von Max gehört haben.”
“Nein, habe ich nicht.”
Um genau zu sein, sie hatte von Max nichts gesehen und nichts gehört, seit sie vor zwei Tagen aus dem Haus in Houston gestürmt war. Er war schon weg gewesen, als sie am Abend von Mimi zurückkam. Bei Gladys hatte er eine Nachricht hinterlassen, dass er in dringenden Geschäften nach Dallas fliegen wollte. Er wisse nicht, wann er wiederkäme. Das hatte Elizabeths Ärger nur noch verstärkt, und sie war nach Mimosa Landing gefahren.
Wie konnte der Mann es wagen, ihr vorzuwerfen, ihm schaden zu wollen? Ausgerechnet ihr? Dann machte er alles nur noch schlimmer, indem er verschwand, ohne auch nur Auf Wiedersehen zu sagen. Gerade hatte sie angefangen zu glauben, dass ihre Ehe eine echte Chance hatte. Und nun musste er hingehen und so einen Blödsinn machen. Idiot!
“Oje”, sagte Carly. “Ich habe ein Riesenproblem. Heute Morgen habe ich einen Anruf bekommen, dass die Mutter von Max auf dem Schiff hingefallen ist und sich das Bein gebrochen hat.”
“Oh nein! Wie schlimm ist es?” Elizabeth klang besorgt. Ihr Ärger auf Max war vergessen.
“Anscheinend ist es ein komplizierter Bruch”, erläuterte Carly. “Der Schiffsarzt hat einen behelfsmäßigen Gips angelegt, aber er meint, dass sie so bald wie möglich zu einem Spezialisten gebracht werden sollte.”
“Ja, natürlich.”
“Oh, gut. Ich bin so froh, dass Sie der gleichen Meinung sind”, rief Carly erleichtert. “Sobald ich von dem Unfall hörte, habe ich veranlasst, dass der Privatjet sie nach Hause bringt. Ich hatte nur gehofft, dass Max rechtzeitig zurückfliegt, um seine Mutter am Flughafen abzuholen. Aber ich habe jetzt schon den ganzen Morgen versucht, ihn zu erreichen, und weder er noch Troy gehen ans Telefon.”
“Machen Sie sich keine Sorgen. Ich hole sie ab und bringe sie zu einem Arzt. Danach nehme ich sie mit nach Hause. Um wie viel Uhr kommt sie denn an?”
Sobald Elizabeth den Anruf beendet hatte, wollte ihre Tante wissen, was los war.
“Ach, die Arme”, sagte sie, als Elizabeth es ihr erklärt hatte.
“Es sieht so aus, als ob es ein komplizierter Bruch wäre. Die Kreuzfahrtgesellschaft hat Carly angerufen, und nun wird Iona Riordan mit dem Privatjet nach Hause gebracht.”
“Das ist gut”, äußerte Tante Talitha und nickte zustimmend. “Sie sollte daheim sein, wo ihre Familie sich um sie kümmern kann.”
“Ja, nun ja, Max ist alles, was sie noch an Familie hat. Ich fahre rüber nach Houston und hole sie ab. In zwei Stunden landet das Flugzeug.”
Talitha erhob sich, schwer auf ihren Gehstock gestützt. “Ich komme mit nach Houston. Vielleicht brauchst du Hilfe dabei, dich um sie zu kümmern.”
Das bezweifelte Elizabeth insgeheim. Schließlich waren ja außer ihr auch Gladys und Dooley da. Trotzdem freute sie sich über die
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