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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Sie war eine Prinzessin aus Jokona, eine Enkelin des Goldenen Heerführers selbst, erzählte er mir. Als wäre sie eine hübsche Zuchtstute, die er sich einiges hatte kosten lassen. Ich nehme an, so war es auch, denn die Regentin und Fürstinnenwitwe Joen ist nicht dafür bekannt, dass sie ihre Kinder billig hergibt. Bei den fünf Göttern, er war ein abstoßender alter Bock. Golden war sie, aber sie war auch die traurigste stille Maus von einer Frau, die ich je gesehen hatte. Eintönig. Eingeschüchtert. Und sie sprach nicht mehr als höchstens sechs Worte Ibranisch.«
    »Dann war sie nicht dieselbe Prinzessin«, sagte Arhys. »Der Fürst von Jokona hat ein ganzes Rudel an Schwestern. Du hast sie vermutlich verwechselt. Umerue hatte eine geistreiche und respektlose Zunge.«
    »Ja. Sie machte zweisprachige Wortspiele. Aber wenn sie keine Zwillingsschwester gleichen Namens hat, dann schwöre ich, dass sie dieselbe Frau ist.« Illvin seufzte und runzelte die Stirn. »Catti stürmte wutentbrannt auf die Gemächer der Prinzessin zu, und ich lief hinterdrein. Ich hatte Angst … ich weiß nicht wovor, aber ich dachte mir, wenn ich schon sonst nichts tun kann, könnte ich dich zumindest warnen und eine Szene verhindern.«
    »Mein treuer Flügelmann.«
    » Das ging weit über die Grenzen der Pflichterfüllung hinaus. Das habe ich damals schon gedacht. Du wärest mir etwas schuldig, und das wollte ich einfordern. Ich flehte Catti an, mich als Ersten eintreten zu lassen, aber sie schlüpfte mir unter dem Ellenbogen durch. Und dann sind wir zum ungünstigsten Zeitpunkt hereingeplatzt. Wo wir gerade von respektlosen Zungen gesprochen haben …«
    Tote, stellte Ista fest, konnten nicht erröten. Aber zumindest konnten sie beschämt dreinblicken.
    »Selbst ich konnte es Catti nicht verdenken, dass sie bei dem Anblick in Raserei geriet«, fuhr Illvin fort. »Aber hätte dieser protzig verzierte Dolch nicht oben auf dem Haufen Zeug gelegen, sondern darunter, hätte ich sie vielleicht noch schnell genug zu fassen bekommen. Schreiend ging sie geradewegs auf die Prinzessin zu. Hätte ihr am liebsten das Gesicht in Streifen geschnitten. Aus verständlichen Gründen.«
    »Daran erinnere ich mich«, sagte Arhys langsam, als wäre er sich unsicher. »Es kommt wieder zurück …«
    »Du hast die goldfarbene Schlampe zur Seite gestoßen. Ich packte Cattis Messerhand, und wir hätten die Lage retten können, wärst du nicht gestolpert, als du aus dem Bett gesprungen bist. Warst du so von der Lust übermannt, dass du nicht einmal die Zeit gefunden hast, dich ganz auszuziehen? Wenn ich eine solche Gelegenheit bekommen hätte … doch reden wir nicht davon. Aber dass der beste Schwertkämpfer von ganz Caribastos von den eigenen Hosen zu Fall gebracht wurde – fünf Götter, Arhys! Catti allein wäre gar nicht stark genug gewesen, um diese große Klinge in dein Herz zu stoßen, selbst wenn sie versucht hätte, dich anzugreifen. Aber du bist mit zusammengebundenen Knöcheln direkt gegen uns gefallen.« Seine Empörung schwand dahin, seine aufgeregte Stimme wurde leiser und bedächtiger. »Ich habe gefühlt , wie die Klinge eindrang. Ich war mir sicher, dass wir dich getötet hatten, wir alle zusammen.«
    »Es war nicht Cattis Schuld!«, warf Arhys hastig ein. »Oh, dieser schmerzhafte Ausdruck in ihrem Gesicht! Es war wie ein zweiter Dolchstoß. Kein Wunder, dass sie danach … was danach kam, daran erinnere ich mich nicht mehr.«
    »Du bist zu meinen Füßen zusammengebrochen. Das dumme Ding hat dann die Klinge aus deiner Brust herausgerissen. Ich rief noch nein, Catti!, doch es war zu spät. Aber so, wie das Blut dann herausspritzte, bin ich mir ohnehin nicht sicher, ob es die Blutung aufgehalten hätte, wenn wir die Klinge stecken gelassen hätten. Ich habe versucht, eine Hand auf deine Wunde zu drücken, und mit der anderen Hand hielt ich Cattis Ärmel fest. Aber sie hat sich aus ihrem Übergewand herausgewunden. Umerue kreischte, kletterte über das Bett zurück und versuchte, wieder an deine Seite zu gelangen – ich weiß auch nicht genau, warum. Catti stieß ihr das Messer direkt in den Leib. Umerue legte die Hand auf den Griff, sah auf und bedachte mich mit einem unglaublich traurigen Blick. Oh, sagte sie, mit einer verlorenen und kraftlosen Stimme. Wie … wie ihre Stimme, als ich sie das erste Mal gesehen habe.« Er sprach noch leiser. »Sie sagte einfach nur: Oh. Cattis Gesicht nahm einen sehr merkwürdigen Ausdruck an, und danach

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