Paladin der Seelen
Illvin, und vor Illvin hatte er mehr Angst.« Ein grimmiges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Er versprach mir alles, was ich wollte, wenn ich mit ihm fliehen würde. Aber ich wollte nur eines, ich wollte dich zurück. Ich habe ihn gezwungen, dich wieder in deinen Körper zu bringen. Er will immer noch von hier fliehen. Aber das lasse ich nicht zu, niemals.«
Wille stand gegen Wille. Ista hegte den Verdacht, dass dieser Dämon erfahren und stark war, da er mehr als nur ein Leben verzehrt hatte. Doch auf gewissen, eng umgrenzten Feldern war Cattilara willensstärker, ja, mehr noch: besessen. Wenn der Dämon Catti fälschlich für den fügsameren Wirt gehalten hatte, dann hatte er eine interessante Überraschung erlebt. Trotz ihres Zorns über Catti empfand Ista grimmige Zufriedenheit, wenn sie an die Bestürzung des Dämons dachte.
»Seid Ihr Euch dessen bewusst«, sagte Ista, »dass der Dämon Leben von Illvin stiehlt, um Arhys … in Bewegung zu halten?«
Catti riss den Kopf hoch. »Das ist nur gerecht. Er hat Arhys erstochen. Soll Er doch dafür bezahlen!«
»Augenblick mal!«, warf Illvin ein. »Ich war nicht allein in diesem Durcheinander.«
»Hättest du nicht nach meiner Hand gegriffen, wäre es nicht passiert!«
»Nein, auch nicht, wenn Arhys nicht gestolpert wäre, oder wenn Umerue in die andere Richtung ausgewichen wäre, oder wenn irgendeines von hundert anderen Dingen anders gewesen wäre. Aber wir alle haben getan, was wir getan haben. Und es ist geschehen.« Er presste die Lippen zusammen.
»Ja«, sagte Ista bedächtig. »Vier Personen kommen zusammen, um etwas zu erreichen, was keiner von ihnen haben wollte, wie ich zu behaupten wage. Was die … fünfte anwesende Partei betrifft, bin ich mir nicht so sicher.«
»Es ist wahr«, stellte Illvin fest. »Dämonen gedeihen durch Unglück und Unordnung. Das ist ihre Natur. Und die Magie, die ihnen zu Gebote steht, hat an dieser Natur teil. Das jedenfalls haben die Geistlichen mich stets gelehrt.« Er drehte sich in seinem Kissen um und musterte seine Schwägerin besorgt.
» Dieser Dämon wurde hierher geschickt«, sagte Cattilara. »Mit Vorsatz. Er sollte Illvin verführen, oder Arhys, oder beide, und Burg Porifors von innen für den Fürsten von Jokona gewinnen. Das habe ich verhindert – so gut wie ein Krieger, der während einer Belagerung eine Sturmleiter umstößt.« Sie warf ihr Haar zurück und blickte mit blitzenden Augen durchs Gemach, als wollte sie alle anderen warnen, ihre Leistung anzufechten.
Illvin schürzte die Lippen in plötzlichem Verständnis. Arhys kniff erschrocken die Brauen zusammen.
»Und Lord Pechma?«, hakte Ista nach.
»Oh, Pechma … das war einfach. Der Dämon wusste alles über ihn.« Cattilara schnaubte verächtlich. »Nachdem ich Illvin hergerichtet und Arhys zurück in unser Bett gebracht hatte, musste ich nur noch Pechma finden und ihn beschuldigen. Ich überzeugte ihn davon, dass er am Morgen aufgehängt würde, wenn er nicht floh. Wahrscheinlich rennt er immer noch.«
Die junge Frau war in dieser Nacht sehr fleißig gewesen, überlegte Ista. Die kunstvolle Boshaftigkeit, mit der sie Illvin nackt hergerichtet hatte, stieß sie ab. Vielleicht eine kleine Rache gegen einen Mann, der sich standhaft geweigert hatte, sich von der schönen Braut seines Bruders blenden zu lassen?
»Also, nichts davon ist Arhys Schuld«, fuhr Catti leidenschaftlich fort. »Warum sollte er als Einziger darunter leiden?« Wütend wandte sie sich Ista zu. »Also – was immer Ihr getan habt, um ihn an diesen Stuhl zu binden: Lasst ihn sofort frei!«
Ista befeuchtete ihre Lippen. »Sehr viele Leute leiden auch ohne Schuld«, stellte sie fest. »Das ist nichts Neues auf der Welt. Ich werde Arhys bald ›befreien‹, wie Ihr es nennt. Zuerst aber müssen wir alle offen und frei heraus miteinander reden. Die Kirche lehrt uns, dass Dämonen ihre Wunder zu einem schrecklichen Preis wirken. Was glaubt Ihr, wie lange Ihr diesen Zustand aufrechterhalten könnt?«
Cattilara blickte entschlossen. »Das weiß ich nicht. Solange, wie ich atme und einen Willen habe! Denn wenn der Zauber des Dämons seine Wirkung verliert, wird Arhys sterben .«
»Wenn das tatsächlich die Alternative ist«, warf Illvin plötzlich ein, »ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn wir uns abwechseln. Ich hätte nichts dagegen … sagen wir, zur Hälfte zu teilen. Die Hälfte eines jeden Tages für Arhys, und die andere Hälfte für mich.«
Und dann musste
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