Paladin der Seelen
Gräfin.
Illvin spähte besorgt über die Seite seines Bettes zu seinem Bruder; dann lehnte er sich wieder zurück und sah Ista beunruhigt an. »Wie macht Ihr das, Herrin? Seid auch Ihr eine Zauberin? Tauschen wir einen dämonischen Feind gegen einen stärkeren?«
»Nein«, sagte Ista. »Meine unerwünschten Gaben stammen aus einer anderen Quelle. Fragt Cattis … sein Haustier. Es weiß Bescheid.« Besser als ich, fürchte ich. Wenn die Besessenheit durch einen Dämon einen Menschen zu einem Zauberer machte, und wenn er zu einem Heiligen wurde, wenn ein Gott in ihm war, was für ein merkwürdiger Mischling entstand dann in den Händen eines Dämonengottes?
»Von den Göttern berührt seid Ihr?«, fragte er wieder, und seine Stimme klang gläubig noch ungläubig, sondern wachsam.
»Zu meinem anhaltenden Kummer.«
»Wie kamt Ihr dazu?«
»Irgendein leidender Bastard betete zu einem Gott, der zu beschäftigt war, sich selbst darum zu kümmern. Er hat die Aufgabe dann mir übertragen … gab er zumindest vor.«
Illvin sank in die Decken zurück. »Oh«, sagte er ganz leise, während er die Bedeutung dieser Worte in sich aufnahm. Dann fügte er hinzu: »Ich würde mich gern eingehender mit Euch darüber unterhalten. Wenn es etwas … äh, ruhiger geworden ist.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann.«
Arhys hob seine fast gefühllose Hand und streichelte zärtlich über die Knöchel seiner Frau. »Catti. Das kann so nicht weitergehen.«
»Aber was sollen wir tun , Liebster?« Sie neigte den Kopf und warf Ista einen herzzerreißenden Blick zu. »Ihr könnt ihn mir jetzt nicht nehmen. Es ist zu früh. Ich werde ihn jetzt nicht aufgeben.« Sie rieb über die roten Abdrücke auf ihren Armen, als die Fesseln herabfielen.
»Er hatte bereits mehr Zeit, als vielen anderen Menschen gegeben ist«, tadelte Ista sie. »Schon vor langer Zeit hat er die Gefahren eines Lebens als Krieger akzeptiert. Indem Ihr Euch in der Ehe an ihn gebunden habt, habt Ihr das ebenfalls getan.«
Aber was ist mit seiner Verdammnis? Der Tod des Körpers war traurig genug; der langsame Verfall der Geister jedoch, der Seelen, die sich den Göttern verweigert hatten, war eine Selbstzerstörung. Doch Arhys hatte diese Verbannung nicht selbst gewählt. Sie war ihm aufgebürdet worden. Kein Selbstmord der Seele, sondern ihr Mord …
Ista versuchte, Zeit zu gewinnen. »Aber es muss nicht heute sein, nicht überhastet. Uns bleibt noch ein wenig Zeit. Genug, damit er seine Angelegenheiten in Ordnung bringen kann, solange er seinen Verstand noch beisammen hat, wenn er nicht zu lange zögert. Genug, um sich zu verabschieden. Aber nicht viel mehr, fürchte ich.« Sie dachte an Illvins gefährlich ausgezehrten, zerbrechlichen Zustand. Dieses Durcheinander ist noch viel schlimmer, als ich erwartet habe. Und selbst mit dem zweiten Gesicht sehe ich keinen Ausweg.
»Was Ihr sagt, hört sich vernünftig an, Majestät«, erklärte Arhys. »Ich sollte den Notar des Tempels zu mir rufen … meinen letzten Willen überarbeiten …«
»Das ist ungerecht!«, brach es erneut aus Cattilara hervor. »Illvin hat dich erschlagen, und nun wird er all deine Besitztümer erhalten!«
Illvins Kopf fuhr herum. »Ich bin nicht mittellos. Ich lege keinen Wert auf die Güter der dy Lutez. Um diesem Makel zu entgehen, gebe ich gern jeden Anspruch auf. Hinterlasse sie meiner Nichte, oder der Kirche – oder meinetwegen auch ihr .« Mit einer Lippenbewegung deutete er auf die Frau seines Bruders. Er zögerte. »Ausgenommen Porifors.«
Arhys lächelte und starrte auf seine Stiefel. »Guter Junge. Porifors geben wir nicht auf. Bleib dabei, und du wirst mir weiterhin dienen, selbst wenn mein Grab alle Eide verschlungen hat.«
Cattilara brach in Tränen aus.
Ista stemmt sich vom Hocker hoch. Sie war erschöpft, fühlte sich, als hätte man sie mit Stöcken geschlagen. »Lord Illvin, Euer Bruder muss sich noch für eine Weile von Eurer Kraft borgen. Seid Ihr bereit?«
»Ja«, sagte er ohne große Begeisterung. »Tut, was Ihr tun müsst.« Er blickte zu ihr auf. »Ihr werdet doch zurückkommen, nicht wahr …?«
»Ja.« Mit einer Handbewegung löste sie die Verengung.
Illvin sank zurück. Arhys erhob sich, wieder ein Bild der Stärke. »Ah!«
Er umarmte die schluchzende Cattilara und führte sie hinaus. Dabei murmelte er tröstende Zärtlichkeiten in ihr Ohr.
Ja, dachte Ista bitter. Ihr habt sie aufgefangen. Ich möchte wetten, Ihr habt nicht einmal versucht, auszuweichen. Ihr
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