Paladin der Seelen
selten gut. Obwohl man sagt, dass manche weisen und scharfsinnigen Theologen, Tempelzauberer, die Magie der Dämonen entsprechend ihrer Natur nutzen können, und nicht dagegen, und damit Gutes bewirken. Ich habe nie so recht verstanden, wie das vor sich gehen soll.«
Was den nächsten Schritt betraf, war Ista sehr unsicher, doch es schien der logische Fortgang. Sie hegte ein tiefes Misstrauen gegen Logik; mit einem kleinen, logischen Schritt nach dem anderen konnte man ebenso leicht in einen Morast tiefster Sünde geraten, wie man der Länge nach hineinfallen konnte. »Ich habe nun die Aussagen aller Beteiligten gehört – einer ausgenommen. Ich glaube, der Dämon hat die Gabe der Sprache erlangt. Man muss sich fragen, von wem, wenn er zweisprachige Wortspiele machen kann. Doch wie auch immer, ich möchte mit ihm reden. Lady Cattilara, könnt Ihr ihn für eine Weile an die Oberfläche kommen lassen?«
»Nein!« Finster begegnete sie Istas Blick. »Es liegt nicht an mir. Er möchte fliehen. Er wird versuchen, mit meinem Körper davonzulaufen, wenn er die Gelegenheit bekommt.«
»Hm«, machte Ista. Sie hatte kein großes Vertrauen in Cattilara, aber dieser Einwand konnte durchaus der Wahrheit entsprechen.
»Fesselt sie an den Stuhl«, schlug Liss vor, die noch immer an der Wand lehnte. Ista schaute über die Schulter zu dem Mädchen. Liss hob die Augenbrauen und zuckte die Achseln.
»Ihr versteht nicht«, sagte Cattilara. »Er wird sich danach nicht wieder zurückziehen.«
»Ich kümmere mich darum«, entgegnete Ista.
Illvin runzelte neugierig die Stirn. »Wie?«
»Ich glaube nicht, dass Ihr das könnt«, sagte Cattilara.
» Er glaubt das. Andernfalls hätte er nicht so viel Angst vor mir, nehme ich an.«
»Oh.« Nachdenklich verzog Cattilara das Gesicht.
»Ich würde sagen«, warf Arhys ein, »dass die Befragung dieses Gefangenen eine sehr wichtige Angelegenheit ist, bedeutsam für die Sicherheit von Porifors. Willst du es wagen, liebste Catti – für mich?«
Sie schnüffelte, runzelte die Stirn und biss die Zähne zusammen.
»Ich weiß, du hast den Mut dazu«, fügte er hinzu und beobachtete sie.
»Na, meinetwegen!« Schmollend erhob sie sich. »Aber ich glaube nicht, dass es klappt.«
Erschrocken sah die junge Gräfin zu, wie Goram mit Liss’ Unterstützung den halb gelähmten Arhys vom Stuhl hob und ihn auf den Boden setzte, gegen eine Seite des Bettes gelehnt. Aber sie sträubte sich nicht länger, ließ sich auf Arhys’ leeren Platz fallen und legte die Hände auf die hölzernen Armlehnen. Goram schaffte eilig behelfsmäßige Fesseln aus Illvins Vorrat an Gürteln und Schärpen herbei.
»Nehmt die Stoffe«, empfahl Arhys ängstlich. »Sie werden nicht so tief in ihre Haut schneiden.«
Ista blickte auf den Schorf, der sich wie Armreifen um ihre Handgelenke zog.
»Bindet auch meine Knöchel fest«, forderte Cattilara. »Fester.«
Unter dem besorgten Blick des Grafen war Goram übervorsichtig; Liss aber brachte schließlich Knoten zustande, die Cattilara billigte. Als sie fertig war, sahen die Fesseln eher wie dicke Stoffbündel aus.
Ista schob den Hocker zurecht, bis sie Cattilara gegenübersaß. Arhys hockte zu ihren Füßen; sie war sich seines starken, schlaffen Körpers nur allzu bewusst. »Dann macht weiter, Lady Cattilara. Lasst den Dämon frei, lasst ihn emporsteigen.«
Cattilara schloss die Augen. Ista senkte die Lider halb und versuchte, mit ihrem zweiten Gesicht die inneren Grenzen in Cattilaras Leib zu erfassen. »Komm schon, du«, murmelte Cattilara und hörte sich dabei an wie ein Junge, der mit einem Stock einen Dachs aus seinem Bau treibt. »Herauf!«
Eine Welle aus unsichtbarem violettem Licht – Ista nahm all ihre übernatürliche Wahrnehmungsfähigkeit zusammen. Von außen betrachtet, änderte sich Cattilaras Gesichtsausdruck. Im einen Augenblick war er starr vor Sorge, wechselte dann kurz zu einem trägen Lächeln. Lasziv fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. Sie schnitt eine Grimasse, als würde sie die Muskeln in ihrem Gesicht auf ungewohnte Weise anspannen. Der violette Ton erfüllte den gesamten Körper, bis zu den Fingerspitzen. Sie holte Luft.
Dann riss Catti die Augen auf, die sich bei Istas Anblick voll Schrecken weiteten. »Verschont uns, Strahlende!«, kreischte sie. Jeder im Gemach zuckte bei diesem schneidenden Ausruf zusammen.
Sie wippte hin und her und zerrte heftig an ihren Fesseln. »Lasst uns los, befreit uns! Wir befehlen es Euch! Lasst uns
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