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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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schluckte.
    »Nicht dass ich … Ich will Euch nicht beleidigen …« Seine Worte verloren sich in verwirrter Verlegenheit, die jetzt nicht mehr verschwommen war, nur noch. Er versuchte, seine Beine anders hinzulegen, schaffte es aber nicht. Zweifelnd blickte er die Bettdecke hinab.
    »Ich nehme an«, sagte Ista, »dass ich nicht hergerufen wurde, weil ich eine Königin bin. Die Götter messen dem Rang nicht denselben Wert bei wie wir. Eine Königin und ein Stubenmädchen sehen aus ihrer Warte ziemlich gleich aus.«
    »Doch Ihr müsst zugegeben, dass man Stubenmädchen häufiger trifft.«
    Sie lächelte freudlos. »Wie es scheint, wurde ich auserwählt. Das war nicht meine Entscheidung. Offenbar werden die Götter von mir angezogen wie Fliegen vom Blut.«
    Auch er zeigte ein mattes Lächeln. »Ich muss gestehen, ich habe mir die Götter noch nie als Fliegen vorgestellt.«
    »Ich auch nicht, ehrlich gesagt.« Sie dachte daran, wie sie in die schwarzen, endlosen Abgründe geblickt hatte. »Aber wenn ich mich näher mit ihrer wirklichen Natur beschäftige, dann … leidet mein Verstand, fürchte ich. Es schwächt meinen Mut.«
    »Vielleicht haben die Götter Euch aus gutem Grund ausgewählt. Woher wusstet Ihr, was ich geträumt habe? Ich habe Euch dreimal gesehen, wenn ich in meinen Träumen wach war. Zweimal habt Ihr in einem unheimlichen Licht geschimmert. «
    »Ich hatte diese Träume ebenfalls.«
    »Auch den dritten?«
    »Ja.« Das war kein Traum gewesen, doch sie war noch immer verlegen, wenn sie an den tollkühnen Kuss dachte. Obwohl es im Vergleich zu dem, was Cattilara getan hatte, nur eine sehr kleine Hemmungslosigkeit gewesen hatte …
    Er räusperte sich. »Ich entschuldige mich, Majestät.«
    »Wofür?«
    »Äh …« Er blickte auf ihre Lippen; dann schaute er zur Seite. »Für nichts.«
    Sie versuchte, nicht daran zu denken, wie sein Mund geschmeckt hatte, als das Leben in ihn zurückgekehrt war. Goram zog den abgenutzt wirkenden Stuhl an Illvins Bett, damit Ista sich darauf setzen konnte. Dann stellte er den Hocker für Liss zu Füßen des Bettes auf. Er selbst zog sich an die gegenüberliegende Wand zurück und verharrte dort, zusammengekauert, aber aufmerksam. Ista und Illvin blickten einander gleichermaßen verwirrt an.
    »Angenommen«, begann er schließlich wieder, »Ihr seid nicht aus Zufall hier, sondern wurdet herbeigeführt von …«, er räusperte sich verlegen, »von jemandes Gebeten. Dann doch nur deswegen, um diese verwickelte Angelegenheit zu entwirren, nicht wahr?«
    »Sagen wir lieber, zu enthüllen . Wie man sie entwirren soll, davon habe ich keine Vorstellung.«
    »Ich dachte, Ihr hättet Macht über Cattis Dämon. Werdet Ihr ihn denn nicht bannen?«
    »Ich wüsste nicht wie«, gestand sie. »Der Bastard hat mir das zweite Gesicht verliehen … zurückgegeben, sollte ich wohl besser sagen, denn dies ist nicht das erste Mal, dass die Götter mich heimsuchen. Aber der Gott hat mir keine weiteren Anweisungen erteilt, es sei denn, sie kämen mit einem anderen Mann, den ich in meinen Träumen sah.« Und umgekehrt. Sollte dy Cabons Erscheinen unmittelbar nach dem geheimnisvollen zweiten Kuss des Bastards vielleicht genau das andeuten? »Der Gott hat mir geistlichen Beistand zur Seite gestellt – Hochwürden dy Cabon. Ich möchte dringend seinen Rat einholen, ehe ich etwas unternehme. Soweit ich weiß, versteht er sich darauf, wie man Dämonen zu ihrem Herrn zurückschickt. Aber wir wurden unterwegs getrennt, und ich mache mir Sorgen um seine Sicherheit.« Sie zögerte. »Ich habe es nicht eilig hier. Ich sehe keinen Gewinn darin, wenn ich Arhys von seinem Körper löse, nur damit er als verlorener Geist der Verdammnis anheim fällt.«
    Er erstarrte. »Als Geist? Seid Ihr sicher?«
    »Ich habe es gesehen, als der Zauber gestern unterbrochen wurde. Es geschah … nichts. Aber das ist nicht richtig so! Wenn der Tod die Türen der Seele für die Götter öffnet, gibt es für gewöhnlich ein weißes Tosen. Es ist ein großartiges Ereignis. Die Verdammnis ist nichts als Stille, ein langsames Erstarren.« Sie rieb sich die müden Augen. »Und schlimmer noch: Selbst wenn ich einen Weg finde, ihn zu seinem Gott zu geleiten, bin ich mir keinesfalls sicher, ob Arhys seine Frau dazu überreden kann, ihn freizugeben. Und wenn er sie nicht überreden kann, wer dann? Ich nicht, fürchte ich. Und selbst wenn sie ihn gehen lässt … Der Dämon in ihr scheint überaus erfahren und mächtig zu sein. Wenn sie

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