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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Wunden hatten sich wieder geschlossen, als wären sie niemals da gewesen, abgesehen von einer Reihe schorfbedeckter Nadelstiche auf seiner Schulter. Er schaute Ista an und blinzelte eulenhaft.
    »Was ist der schnellste und einfachste Weg, wie ich Joen von Antlitz zu Antlitz gegenübertreten kann?«
    Mit gedankenlosem Scharfsinn entgegnete er einfach: »Ergebt Euch.« Dann sah er sie entsetzt an und schlug die Hand vor den Mund, als wäre ihm soeben eine Kröte von den Lippen gefallen.

 
25
     
     
     
    I
    sta hatte sich so gut gesäubert, wie es mit ungefähr einem halben Becher Wasser und einigen Lappen möglich war, als Liss in ihre Gemächer zurückkehrte. Sie trug einen Haufen Kleidungsstücke auf den Armen und stieß die Verbindungstür mit der Hüfte auf. »Das sind die besten, die Cattilaras Damen in der Eile auftreiben konnten«, erklärte sie.
    »Gut. Leg sie aufs Bett.« Ista schloss ihr schmutziges schwarzes Kleid wieder und kam herüber, um sie anzusehen. Man konnte es beim besten Willen nicht als Bad bezeichnen, doch zumindest würde es sich nun nicht mehr ganz wie eine Entweihung anfühlen, wenn ihre jetzt etwas weniger klebrige Haut sauberen Stoff berührte. »Wie geht es der Gräfin?«
    »Sie schläft. Oder ist bewusstlos. Man kann es wirklich nicht so genau sagen, wenn man sie ansieht. Sie wirkt sehr blass und grau.«
    »Was immer es ist, vielleicht ist es besser so. Vielleicht hat sie sich mit dem Blut, das sie auf dem Turm verloren hat, einen Gefallen erkauft, wenn das für ihren erschöpften Schlummer verantwortlich ist.« Ista durchwühlte den Haufen. Ein Unterkleid sah so aus, als wäre der Saum kurz genug, dass sie nicht darüber stolpern würde. Es hatte die Farbe frischer Sahne, eingefasst mit aufwendiger Spitze. Außerdem fand Ista ein zartes weißes Kleid, ein Festtagsgewand zum Tag des Bastards. Es war mit schimmerndem weißem Garn bestickt, das ihm Gewicht und Schwung verlieh. Die unbekannte Schneiderin hat es irgendwie geschafft, das Fries aus kleinen, tanzenden Ratten und Krähen mit beträchtlichem Charme zu versehen. »Perfekt«, murmelte Ista und hielt es empor. Sie bemerkte, dass der Funke auf ihrer linken Hand verschwunden war, obwohl das eisige Mal fortbestand.
    »Majestät … ist es nicht ein wenig gewagt, die Farben des Bastards zu tragen, wenn Ihr Euch in die Hände der Vierfältigen begebt?«
    Ista lächelte grimmig. »Sollen sie das ruhig denken. Ich erwarte nicht, dass sie die wahre Botschaft verstehen. Schnell jetzt. Mach mir das Untergewand zu.«
    Liss schnürte die schmale Taille zusammen. Ista legte das Überkleid an, schüttelte die weiten Ärmel aus und schloss das Kleid unter den Brüsten mit der Trauerbrosche aus Amethyst und Silber. Ihr kam es so vor, als hätte sich die Bedeutung dieses Erbstücks ein halbes Dutzend Mal gewandelt, seitdem sie es bekommen hatte. In der letzten Nacht waren alle alten Kümmernisse gründlich daraus ausgetrieben worden. Als sie es heute anlegte, war es neu angefüllt mit tiefer Trauer um Arhys und jene, die mit ihm geritten waren. Zu dieser Stunde fühlte alles an ihr sich erneuert an.
    »Und jetzt die Haare«, befahl sie und ließ sich auf der Bank nieder. »Irgendwas, das schnell geht und ordentlich aussieht. Wenn ich schon nach draußen gehe und mich in ihre Hände begebe, will ich dabei nicht aussehen wie eine Verrückte, die man durch eine Hecke geschleift hat, oder durch einen Heuhaufen, der von einem Blitz getroffen wurde.« Sie lächelte versonnen. »Flechte es zu einem Zopf.«
    Liss schluckte und fing an zu kämmen. Und, zum vierten oder fünften Mal seit dem Morgengrauen auf dem Turm, sagte sie: »Ich wünschte, Ihr würdet mich mitnehmen.«
    »Nein«, sagte Ista mit Bedauern. »Normalerweise würdest du als Dienstmädchen einer wertvollen Geisel sehr viel sicherer sein als in dieser zerfallenen Festung, die kurz vor ihrem Fall steht. Wenn ich aber scheitere mit dem, was ich versuchen will, könnte Joen dich zum Futter für die Dämonen machen und deinen Geist, deine Erinnerungen und deinen Mut für ihre eigenen Zwecke stehlen. Oder sie würde dich als Ersatz für die versklavten Zauberer verwenden, die Arhys letzte Nacht getötet hat, und würde dich nicht als mein Dienstmädchen einsetzen, sondern als ihre Wache. Oder als Schlimmeres.«
    Und wenn Ista Erfolg hatte … Sie hatte keine Ahnung, was danach geschehen würde. Heilige waren gegen Stahl ebenso wenig gefeit wie Zauberer. Ihre Vorgängerin, die verstorbene Heilige

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