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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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wurde lauter und verstummte dann. Will rief ihn sofort zurück und hörte erneut dasselbe Störgeräusch – Dad musste sich außerhalb des Sendebereichs oder in einem Funkloch befinden. Er unterbrach die Verbindung und legte das Handy dahin, wo er es sehen konnte. Er musste sich konzentrieren, sich die Fakten vor Augen halten. Analysieren, sortieren, zuordnen. Ein methodischer Geist ist alles .
    Will öffnete den Umschlag und nahm ein paar Formulare heraus, darunter ein Aufnahmeantrag, den seine Eltern unterschreiben mussten. Ein unbedrucktes Rechteck aus einem starken, flexiblen Material und von der Größe einer Zeitschrift rutschte heraus. Darauf erschienen die Worte »Hier berühren«. Will befolgte die Anweisung und sofort tauchten weitere Wörter auf, in einer schlichten, aber eleganten Schrift:
    THE CENTER FOR INTEGRATED LEARNING
    Unter dem Schriftzug nahm das Wappen der Schule Gestalt an, ein kunstvoller Schild in Marineblau und dunklem Silber, unterteilt in drei waagerechte Segmente, mit jeweils einem Bild. Im oberen Feld hielt ein geflügelter Engel ein Buch und ein Schwert. In der Mitte bäumte sich ein majestätisches schwarzes Pferd auf, aus dessen Hufen Flammen schlugen. Im unteren Feld richtete ein Ritter in Rüstung sein Schwert auf einen am Boden liegenden Feind. Unter dem Wappen war auf einer geöffneten Schriftrolle die Jahreszahl 1915 und folgendes Motto zu lesen: Wissen ist der Weg, Weisheit das Ziel .
    Fotografien vom Campus füllten nun den Bildschirm, während eine Tonspur eine Auflistung mit den Referenzen und Namen des renommierten Kollegiums abspielte. Eines der Fotos ließ Will erstarren: die Aufnahme eines stillen, in dichten Nebel gehüllten Winterwaldes – Laub- und Nadelbäume unter einer hohen Schneedecke. »Man kommt sich vor wie in einem Traum«, kommentierte eine weibliche Stimme.
    Es war das Bild aus seinem Traum der vergangenen Nacht .
    Darauf folgte ein Video von Schülern beim Unterricht in Klassenräumen und bei Experimenten im Labor; bei der Freizeit in einem Café und auf einer Bowlingbahn; bei der Aufführung von Theaterstücken und Konzerten, beim Reiten und bei einem Dutzend weiterer Sportarten. Fröhliche, neugierige Gesichter von Jugendlichen in Wills Alter oder älter. Alle trugen Kleidung in den Farben des Centers – Marineblau und Grau. »Großartige Angebote an jeder Ecke … Ich habe Freundschaften geschlossen, von denen ich sofort wusste, dass sie ewig halten würden … Das Zugehörigkeitsgefühl und das Selbstbewusstsein, das ich hier gewonnen habe, begleiteten mich mein ganzes Leben«, verkündeten die Stimmen auf der Tonspur.
    Will wusste, dass es ein Werbeclip war, der ganz bestimmte Gefühle wecken sollte: Das Center macht Schüler klüger, stärker und beliebter. Meine besten Eigenschaften werden erkannt und belohnt, alle meine Träume werden wahr .
    Auf dem Bildschirm war jetzt ein Schulchor zu sehen, der in einer von Kerzen erleuchteten kleinen Kapelle sang. Will war von der Schönheit des Liedes ergriffen – eine langsame, überwältigende Melodie, die bewegende Bilder einer Abschlussfeier begleitete. Stolze Eltern umarmten ihre strahlenden Kinder in Doktorhut und Talar. Das war wohl der Teil, den man als das überzeugende Argument bezeichnen konnte. Aber selbst zu wissen, dass er manipuliert wurde, änderte nichts daran, dass das Ganze funktionierte. Das Center ließ das Leben, durch das er bisher gestolpert war, überfüllt und die unterfinanzierten öffentlichen Schulen unnütz erscheinen.
    Konnte ein dermaßen perfekter Ort wirklich existieren?
    Will gab die Adresse der Schule bei Google Earth ein: New Brighton Township, Wisconsin. Eine ländliche Gemeinde, gut hundert Kilometer nordöstlich der Gegend, wo Iowa, Illinois und Wisconsin aneinandergrenzten. Er zoomte die Stadt heran und scrollte dann so lange hoch und runter, bis er das Center gefunden hatte. Es sah genauso aus wie in Robbins' Drei-D-Präsentation: die herrschaftlichen alten Häuser, die Sportplätze, der nahe gelegene See.
    Es ist real. Es ist alles da .
    Wills Eltern hatten weder Geld noch Beziehungen, und da sie ihm seit jeher eingeschärft hatten, keine Spuren zu hinterlassen, hatte er sich zurückgehalten. Er war unter dem Radar geflogen und hatte so getan, als sei er ein mittelmäßiger Schüler. Ganz in Übereinstimmung mit Regel Nr. 3: LENKE KEINE AUFMERKSAMKEIT AUF DICH. Und das bedeutete, dass er keine Aussichten auf ein akademisches oder sportliches Stipendium und das

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