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Palast der Dunklen Sonnen

Palast der Dunklen Sonnen

Titel: Palast der Dunklen Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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viel zu oft bewohnen.
    Bei den Wesen in Jabbas Palast gibt es nicht nur eine komplizierte Hackordnung, sie haben auch eine unterschiedliche Angstschwelle. Um den Hutt zu treffen, muß ich zuerst andere treffen, Wesen, die von Bedeutung und auch unbedeutend sind, deren Abwesenheit sich jedoch auf kleine und große Weise bemerkbar machen wird, sei es mit milder Verstimmung, Zweifel, Wut oder der plötzlichen Sorge um das eigene Leben. Ich kenne all die gefühlsmäßigen Stadien, und ich weiß, wie ich sie benutzen muß.
    Die in Mos Eisley, deren Tod bereits gemeldet wurde, waren die ersten, aber Jabba wird dem keine - oder wenig - Bedeutung schenken. Bis er vom Gegenteil überzeugt wurde.
    Als nächstes der Weequay. Jabba wird ihn nicht vermissen. Aber andere schon. Und sobald genug von ihnen sterben, genug der kleinen Leute, kann man vielleicht sogar den Anführern echte Angst einjagen.
    Als nächstes ein Weibchen. Das Tanzmädchen mit den Kopfschwänzen, die Twi'lek, ist bereits tot, sie wurde Jabbas hungrigem Rancor als Appetithäppchen zum Fraß vorgeworfen, aber es gibt noch andere Weibchen. Und so suche ich mir eines aus.
    Sie ist das, was viele Wesen, Jabba eingeschlossen, als hübsch bezeichnen würden: üppig, mit molligem Fleisch, versehen mit zahlreichen Brüsten, den schwerfälligen Bewegungen eines ge- lenkigen Körpers. Die Hände winken, die sechs Brüste wogen, die Oberschenkel sind immer in Bewegung. Aber als die Feier endet, findet auch sie zur Ruhe, völlig benommen. Die Frau, eine Askajianerin - die bei einem Wurf mehrere Junge zur Welt bringen -, verläßt den Thronsaal, um für den Rest der Nacht zu ruhen, bis die unbarmherzigen Sonnen Tatooines wieder hoch am Himmel stehen.
    Aber sie wird keine Ruhe finden. So wie sie keinen Schlaf finden wird.
    Ich werde sie ihrer Bestimmung in den Dienstbotenquartieren zuführen, in denen man glaubt, in Sicherheit zu sein.
    Als sie den Thronsaal verläßt, weicht der schwungvolle, stolze Schritt der Müdigkeit, der ungraziösen Erleichterung, daß sie endlich in ihr Bett darf. Die Stunde hat sie schläfrig gemacht und sorglos, sie kommt nicht auf die Idee, auf sich achtzugeben, denn das hier ist Jabbas Palast, bewacht von dem Abschaum zahlloser Universen.
    Also lasse ich sie ungehindert an mir vorbeigehen, ohne daß sie mich sieht, lasse sie den Vorraum betreten, ahnungslos, nur vom Bedürfnis nach Entspannung getrieben; mühelos folge ich ihr, einen Schritt hinter ihr, flüstere in ihrer Sprache ein Kosewort.
    Sie wirbelt herum, mit wogenden Brüsten. Zuerst steht in ihren Augen Entzücken zu lesen; hat sie jemanden erwartet? Aber ich bin es, nicht er, nicht sie, nicht es; aus Entzücken wird Angst.
    Ich sage ihr in ihrer Sprache, daß sie die schönste Frau ist, die ich je gesehen habe, daß ich mich vor Lust nach ihr verzehrt habe, sie aus den Schatten, den Nischen von Jabbas Palast beo- bachtet habe, vom Wunsch erfüllt, daß sie nur einmal in meine Richtung blickt. Aber das hat sie nicht, und ich habe mich abgewiesen gefühlt und schwach und feige, und erst jetzt war ich mutig genug, Manns genug, vorzutreten und ihr die Wahrheit zu sagen, mich vor ihr zu erniedrigen, damit sie erfährt, sie weiß, wie es um mich steht, um einen Mann, der eine Frau sieht und begehrt, eine Frau wie sie...
    Sie hätte es beinahe geglaubt. Auf ihren fleischigen Wangen glühen rote Punkte. Ihre Schultern unter meinen Händen heben sich. Ihre Lippen öffnen sich, als ich die Hände von den Schultern zum Hals gleiten lasse, weiter zu den Knochen ihres Unterkiefers, die unter dem üppigen Fleisch verborgen liegen. Und dann umklammere ich ihren Schädel in der Umarmung des Anzats und gestatte ihr, die Wahrheit zu erkennen, lasse sie sehen, was ich bin. Eine zum Leben erwachte Legende.
    Ein Wimmern. Gefolgt von starrer, lähmender Angst, als ich die Rüssel ausfahre. Sie sind langsamer zu wecken als sonst; ihre Nahrung bestand immer aus erstklassigem Elixier, und ich habe sie in letzter Zeit mit dem unbedeutenden Elixier von Wesen, die keinen Mut kennen, beleidigt.
    Aber sie erwachen zum Leben, strecken sich zu ihrer vollen Länge aus. Und die Frau wimmert wieder, gefangen von ihrer Angst, meinen Händen, dem Wissen.
    FreudelSchmerz...
    Schmerz/Freude...
    Nein. Diesmal nicht. Hier ist Geduld gefordert und Kontrolle.
    Freude...?
    Später. Später.
    Nur eine leichte Berührung, fast eine Liebkosung, die Rüssel streichen ganz leicht über ihre Nasenlöcher. Sie zittert.
    Ein Schritt.

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