Palast der Dunklen Sonnen
Profil.
Auf den ersten Blick schien er so humanoid zu sein wie ein Corellianer, aber die Haut unter dem kurzgeschnittenen, raben- schwarzen Haarschopf wies eine leichte Blautönung auf. Die Schatten unter dem Landgleiter waren zu dicht, um die Farbe seiner Augen sicher bestimmen zu können, aber Yarna hatte den Eindruck, daß sie eher hell als dunkel waren. Seine Züge waren ebenmäßig und ziemlich anziehend. Er war nicht so attraktiv wie der corellianische Schmuggler Solo, aber er war erfreulich anzusehen, entschied Yarna, als sie ihm eine Dose hinhielt.
Er wandte ihr langsam, fast schon bedächtig, den Kopf zu, als er nach der Dose griff, bis sie ihn ganz von vorn sah.
Yarna unterdrückte ein Aufstöhnen und zwang sich dazu, nicht zurückzuweichen.
Doallyn entging ihre Reaktion keineswegs, und das Grinsen, zu dem sich die eine Hälfte seines Mundes verzog, verriet ihr, daß er diese Reaktion erwartet hatte. Das Lächeln wirkte eher wie ein Ausdruck erstarrter Qual als ein Ausdruck von Humor.
Um der Gnade der Mondgöttin willen, was ist ihm nur zugestoßen?
Eine Seite von Doallyns Gesicht war schrecklich entstellt. Ein breiter Streifen vernarbten Fleisches zerrte den Mundwinkel nach oben und ließ die Wange einschließlich ihrer Haut verdreht erscheinen. Der Hieb hatte das linke Auge gerade eben verfehlt und endete am Haaransatz. Yarna zwang sich, in die andere Richtung zu blicken, weil sie nicht starren wollte.
Als hätte Doallyn ihre Gedanken gelesen, sagte er plötzlich: »Die Narbe stammt von einer Klaue. Von einem corellianischen Sandpanther. Ihre Krallen sind vergiftet, und die Wunde hatte sich entzündet.«
»Er hat Sie angegriffen?« Es kostete sie Mühe, die Stimme neutral zu halten. Instinktiv wußte sie, daß jeder Ausdruck von Mitgefühl wütend zurückgewiesen werden würde.
»Ich habe ihn gejagt, und ich habe ihn verwundet. Er griff mich an.« Doallyn nahm einen Bissen und kaute entschlossen.
»Sie haben Glück gehabt, daß er Sie nicht getötet hat«, sagte sie nach einem Augenblick.
»Ich war unvorsichtig«, sagte er offen. »Einen Moment lang war ich unvorsichtig. Das zahlt sich nicht aus, wenn man ein Jäger ist.«
»Ich habe Sie für einen Soldaten gehalten.«
Er schüttelte den Kopf. Es war ungewohnt, ihn ohne Helm zu sehen, obwohl sein Gesicht entblößt fast genauso ausdruckslos wie maskiert war. »Ich war ein Jäger. Darum kam ich nach Tatooine. Jabba hat nach einem Jäger gesucht, der ihm einen Kraytdrachen bringt.«
»Einen Kraytdrachen?« Yarna starrte ihn ungläubig an. Sie kannte Beschreibungen dieser Bestien - die jungen Exemplare waren so groß wie der Rancor, und angeblich wurden sie mit zunehmendem Alter größer. »Was wollte er denn damit?«
»Er wollte ihn gegen seinen Rancor antreten lassen und dafür Eintritt kassieren. Jabba glaubte, es würde die Sportsensation des Jahrhunderts. Er bot eine große Belohnung für einen lebendigen Kraytdrachen.«
»Und Sie haben tatsächlich geglaubt, Sie könnten einen einfangen?«
»Ich bin schon viele Jahre ein Jäger. Es gibt nur wenige Tiere, die ich nicht überlisten könnte«, sagte er mit einem stillen Selbstvertrauen, das viel überzeugender als jede Prahlerei war. »Ich habe alles studiert, was in den Datenbanken über Kraytdrachen zu finden war. Ich kam gut vorbereitet.«
Yarna biß in eine getrocknete Frucht und kaute nachdenklich. »Wenn Sie nach Tatooine gekommen sind, um einen Drachen zu jagen, wieso sind Sie dann als Wächter in Jabbas Palast gelandet?«
Zum erstenmal war im Dämmerlicht des provisorischen Unterstandes so etwas wie eine Regung auf seinen Zügen zu erkennen. Er schien zerknirscht und verlegen, als er auf seine Konserve hinunterblickte. »Bei meiner Ankunft entschied ich mich, mir die. Sehenswürdigkeiten. von Mos Eisley anzusehen. Chalmuns Alkohol erwies sich als. stärker, als ich es gewohnt war. Ich war noch nie gut bei Glücksspielen, und. ich weiß nicht mehr genau, wieso ich bei der Partie Wildstern mit den hohen Einsätzen mitmachte, aber ich erwachte am nächsten Morgen mit schrecklichen Kopfschmerzen und schuldete Jabba ein Jahr Dienst.«
»Also haben Sie nie Gelegenheit erhalten, den Drachen zu jagen?«
»Das war eines der Dinge, die Jabba von mir wollte. Ich war bei vielen Expeditionen dabei, seit ich in den Palast kam, und habe Drachen gejagt - aber sie sind selten. In all den Monaten habe ich nie einen zu Gesicht bekommen. Jabba« - er schüttelte kläglich den Kopf - »wurde.
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