Palast der Dunklen Sonnen
Schrei unterbrach ihn. Er drehte den Kopf.
Oola stieß den nackten Ellbogen in seine harte, kühle Seite. »Erzähl mir von diesem. Bild, das der andere Droide heute Morgen projiziert hat«, drängte sie ihn. Sie mußte es jetzt wissen. Sie hatte gelernt, nicht auf zweite Chancen zu hoffen.
»Was?« 3PO drehte ihr den Kopf zu.
»Der. Mensch.« Menschen sahen fast wie Twi'leks aus, nur mitleiderregend verstümmelt. so wie Jabba schrecklich mutiert aussah, wie ein Lek, der zu obszönen Proportionen aufgequollen war. »Wer war das?«
3POs Tonfall hellte sich merklich auf. »Oh! Das ist mein.« Er hielt inne, bevor er »Besitzer« oder »Master« sagen konnte -jetzt gehörte er Jabba -, aber seine Worte hatten eindeutig damit begonnen, Eigentum anzudeuten.
Sie berührte ihren Kragen in unerwartetem Mitgefühl, ignorierte sein Stocken und sagte: »Ich habe ihn gesehen.«
Er richtete sich mit einer grandiosen Geste beider Arme auf. »Ich fürchte, das ist unmöglich.«
»Ist sein Name Luke?« fragte Oola.
3POs Augen leuchteten in der dunklen, verqualmten Luft. »Du meine Güte. Ja. Ja, das stimmt. Wo war das?«
Oola berichtete traurig.
Oola entspannte sich auf ihrem Verzögerungssitz, erleichtert, daß ihr erster Raumflug problemlos geendet hatte. Jerris Rudd, Bib Fortunas Angestellter und ihr Pilot-Begleiter auf der kurzen Reise von Ryloth nach Tatooine, hatte sie gewarnt, daß plötzliche Sandstürme oder feindlich gesonnene Eingeborene für Probleme bei der Landung sorgen könnten. Oola streckte die Beine, begierig, aus der engen Kabine zu springen. In ihrem Zuhause auf Ryloth, tief in den Untergrundwohnbezirken, wo ewiges Zwielicht herrschte und achthundert Leute ihren Vater als Clanführer anerkannten, war sie als ausgezeichnete Tänzerin bekannt gewesen. Die Höhe ihrer Tritte und der sinnliche Schwung ihrer Lekku hatten ihr dutzendweise Bewunderer eingebracht.
Vor vier Monaten hatte Bib Fortuna sie auf die Oberfläche gelockt. Statt ihren Vater zu bezahlen, wie es der Brauch vorschrieb, hatte er sie entführt. Er hatte sie - zusammen mit einem anderen Twi'lek-Mädchen, das noch jünger und noch hübscher war als sie - in dem Gebäudekomplex auf Ryloth versklavt, von dem aus er einst ein lukratives Schmugglergeschäft geführt hatte. Er hatte ihnen die teuerste Ausbildung von sechs Welten gekauft: vier Monate mit Ryloths anmutigsten, erfahrensten Hoftänzerinnen.
Die älteren Tänzerinnen verachteten die seltsamen, primitiven Bräuche ihres Clans. Oola glaubte fest daran, daß ihr Clan den Glauben und den Anstand bewahrte, den der Rest der Welt in seiner Hast, den Sklavenhändlern und Schmugglern entgegen- zukommen, verloren hatte. Selbstsucht war ein todbringender Gott.
Dennoch zeigte Oolas Ausbildung Erfolg. Eine Flucht war unmöglich, und sie liebte den Tanz. Die Zwillinge der Versuchung, Macht und Ruhm, schlugen ihre Fänge in ihre Seele. Fortunas Künstlerinnen bestimmten die Charaktere, die die Mädchen im Tanz verkörpern sollten: Sienn sollte einen etwas jüngeren, naiven und unschuldigen Eindruck machen; Oola sollte wissend, erfahren und gefühllos erscheinen. Sienn saß stoisch da, als Fortunas erbarmungslose Ausbilderinnen ihre von Nerven durchzogenen Lekku mit zarten Blumenkränzen tätowierten. Oola hielt Sienns Hand und wischte ihr die stummen Schmerzenstränen ab.
Sienn war zu jung und verletzlich für eine Arbeit, die ihre Schönheit zu einer Ware machte. Twi'leks bezeichneten Mädchen ihrer Sorte als »Leckerbissen« - ein Biß, und ihre Klienten hatten sie verspeist. Ihre alternde Chefausbilderin, die noch immer eine gewisse Schönheit ihr eigen nannte, versuchte Sienn abzuhärten. »Spiel nicht mit dieser Art von Verlangen«, hatte sie gewarnt. »Laß sie sabbern, aber laß sie nicht zubeißen.«
Oola glättete ihre Lekku und trainierte ihre Schultern, bis sie so anmutig wie möglich waren. Sie und Sienn waren von den Besten ausgebildet worden, damit sie für die Besten begehrenswert waren.
Sienn, die einen mit einer Kapuze versehenen Overall trug -genau wie Oola, nur war ihrer hellgelb statt dunkelblau -, saß ebenfalls in einem Verzögerungssitz und streichelte ihre frisch tätowierten Lekku. »Tun sie noch immer weh?« murmelte Oola.
»Mit ihnen ist alles in Ordnung«, beharrte Sienn. »Sie.«
Die Kabinentür glitt beiseite. Jerris Rudd trat ein, einhundertsiebzig Zentimeter Abschaum. Rudd war der erste Mensch, den sie kennengelernt hatte. Vielleicht kleideten sich alle
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