Palast der Liebe
nur für wenige Minuten, war er jedes Mal froh, sie wieder zu sehen. Seine Beziehung zu ihr ging weit über das Sexuelle hinaus. Er mochte ihren Sinn für Humor, ihre Intelligenz und dieses Geheimnisvolle an ihr, das ihn auf jeden Gedanken eifersüchtig machte, den sie ihm vorenthielt.
An jenem Morgen, als er auf ihre leisen Atemzüge gelauscht hatte, begriff Derek, dass es ihm nicht leicht fallen würde, Caren zu verlassen. Die Erkenntnis hatte ihn damals beunruhigt, und sie beunruhigte ihn auch jetzt.
Ihr makelloser Teint schimmerte im Kerzenlicht. Ihre Augen waren so unergründlich, dass man sich in ihrem Blick verlieren konnte. An jenem Morgen hatte er sie geweckt, um sie zärtlich zu lieben. Er hatte sich nicht zurückhalten können, genauso wenig, wie er es in diesem Moment vermochte.
„Tanz mit mir, Caren. Ich möchte dich in den Armen halten.“
Er stand auf und führte sie zur Tanzfläche. Caren schmiegte sich an ihn. Sie war ihm vorhin zu nahe gekommen. Sie hatte sehr wohl gemerkt, wie er sich vor ihr verschlossen hatte. Jetzt nahm sie sich vor, ihm keine persönlichen Fragen mehr zu stellen. Je weniger sie von ihm wusste, desto besser. Bald würde die Woche vorüber sein. Dieser Gedanke war Caren unerträglich.
In dieser Nacht liebten sie sich mit der Leidenschaft Verzweifelter. Selbst als sie irgendwann erschöpft einschliefen, hielt Derek Caren noch in den Armen.
Caren hatte sehr unruhig geschlafen. Schon im Morgengrauen wachte sie wieder auf. Der Himmel war blassblau. Glatt wie ein Spiegel lag das Meer da, und seine Wellen klatschten auf das sandige Ufer. In der Bucht war noch alles ruhig. Die wenigen Boote, die etwas weiter draußen ankerten, hoben sich klar vom wolkenlosen Horizont ab.
Wie jeden Morgen war Derek schon vor ihr aufgestanden. Doch heute entdeckte Caren ihn nicht wie gewöhnlich weit draußen im Wasser. Unbeweglich saß er am Strand und blickte aufs Meer hinaus.
Plötzlich überkam sie das Bedürfnis, zu ihm zu laufen, ihn zu berühren, die Wärme seines Körpers zu spüren. Getrieben von der Angst, er könnte sich verflüchtigen wie ein Traum, wenn sie ihn nicht festhielt, zog sie sich ihr Kleid über und rannte zum Strand hinunter.
Kurz bevor sie ihn erreicht hatte, hörte er ihre Schritte. Er drehte sich um und streckte beide Arme nach ihr aus. Caren warf sich so heftig an seine Brust, dass beide in den Sand fielen. Ohne sie loszulassen, rollte er sich herum, bis sie unter ihm lag und er sie mit seinem Gewicht hart in den Sand presste.
Sein Verlangen war ebenso heftig wie ihres, sein Kuss war wild und fordernd. Er vergrub beide Hände in ihrem Haar und durchwühlte es. Als er den Kopf hob, holten beide tief Luft.
„Wieso bist du schon so früh aufgestanden?“ fragte Derek.
„Jeden Morgen beobachte ich dich von weitem beim Schwimmen. Heute wollte ich dich einmal aus der Nähe sehen.“ Sie strich sanft über die Härchen auf seiner Brust und bedeckte seinen Hals mit Küssen.
„Mit Anschauen allein ist es nicht getan“, sagte er rau, als er sah, wie spärlich bekleidet sie war. In der Eile hatte sie sich nicht einmal die Zeit genommen, einen Slip anzuziehen.
„Ist das ein Versprechen?“ fragte sie mit bebender Stimme.
Wortlos stand Derek auf und zog sie mit sich hoch. Dann lief er mit ihr zum Wasser.
Caren schrie laut auf, als eine kalte Woge ihre Waden umspülte und ihr schließlich bis zu den Oberschenkeln reichte.
Derek drehte sich um und grinste sie vergnügt an. „Was ist los?“
„Das Wasser ist mir zu kalt.“
„Tatsächlich?“ Er legte ihr die Hand auf den Kopf und tauchte sie unter. Prustend und schimpfend kam Caren wieder an die Oberfläche.
„Du hinterhältiger ...“ Sie wollte sich auf ihn stürzen, doch Derek warf sich ins Wasser und tauchte weg, um sie gleich darauf unter Wasser zu umkreisen wie ein Haifisch seine Beute.
Caren watete in Richtung Ufer zurück. Sie kam nur langsam vorwärts, weil der nasse Rock ihr an den Beinen klebte und sie beim Gehen behinderte. Kurz vor dem Ufer scheiterte ihre Flucht dann vollends, als Derek im seichten Wasser ihre Fußknöchel packte und sie mit einem lauten Platsch ins Wasser plumpste. Caren kam nicht dazu, ihre Schimpfkanonade auf ihn loszulassen. Denn kaum war sie wieder oben, da zog er sie an sich und erstickte ihren Protest mit einem leidenschaftlichen Kuss.
Sein Mund brannte auf ihren Lippen, die noch kalt von dem unfreiwilligen Bad waren. Er küsste sie, als wolle er sie nie wieder loslassen,
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