Palast der Liebe
unauffällig machten sie sich ans Werk. Sie deckten den Tisch, zündeten den Rechaud für die Kaffeekanne an, gossen eisgekühlten Fruchtsaft in hohe Gläser und nahmen den Servierwagen vom vergangenen Abend mit. Die Lagerstatt in der Mitte des Zimmers würdigten sie keines Blickes, obwohl sie gewiss ihre Neugier erregt hatte.
Sie wollten sich gerade zurückziehen, da betrat Derek durch die Terrassentür das Zimmer. Erschrocken drehte sich Caren um. Als sie sah, dass er sich das Handtuch um die Hüften geknotet hatte, atmete sie erleichtert auf.
Er begrüßte sie mit zärtlichem Händedruck und liebevollem Blick. Danach inspizierte er den gedeckten Tisch. Nachdem er den beiden Zimmerkellnern zugenickt und die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, wandte er sich wieder zu Caren um.
„Guten Morgen“, sagte er. „Bist du schon lange wach?“
„Erst ein paar Minuten.“
„Es tut mir Leid, dass ich nicht bei dir war, als du aufwachtest.“
„Das macht doch nichts. Ich war auf der Terrasse und habe dir beim Schwimmen zugeschaut, bevor die Kellner den Brunch brachten. Das Essen sieht fantastisch aus.“
Er zog sich das Handtuch von den Hüften und ließ es achtlos zu Boden fallen. „Du siehst fantastisch aus.“ Im nächsten Moment stand er vor ihr, legte ihr die Hände in den Nacken und zog ihren Kopf zu sich heran, um ihr den ersten Kuss an diesem Morgen zu geben. Er machte kein Geheimnis aus seinem Begehren. Sein Kuss war berauschend. Caren merkte, wie sie wieder jene wohlige Mattigkeit überkam, die ihr inzwischen schon vertraut war.
Ungeduldig nestelte Derek an den Knöpfen ihres Kleides. Nachdem er sie geöffnet und ihr das Kleid vom Körper gestreift hatte, hob er sie hoch und presste sie an sich.
„Das kalte Wasser war belebend“, sagte er und lächelte sie dabei mutwillig an.
„Ich merke es“, flüsterte Caren.
Er trug sie zum Bett, legte sie in die weichen Kissen und begann von neuem sein verlockendes Spiel.
„Und was ist mit dem Essen?“ wandte Caren schwach ein.
„Danach“, sagte er.
Die folgenden Tage gingen in süßem Nichtstun dahin. Caren und Derek nahmen die Dinge, wie sie kamen. Sie machten keinerlei Pläne. Sie aßen, schliefen, schwammen, lagen am Strand und liebten sich, wann immer ihnen danach zu Mute war.
Caren wusste, dass sie in einer Traumwelt lebte. Wie Cinderella würde sie sich bald wieder zurückverwandeln in Caren Blakemore aus Washington. Sie würde zurückkehren in ihr eintöniges Alltagsleben und Derek nie wieder sehen.
Aber das hielt sie nicht davon ab, sich diesem wunderbaren Traum hinzugeben, ihn zu genießen, solange sich ihr die Gelegenheit dazu bot. War sie nicht deswegen nach Jamaika gekommen? Hatte sie sich nicht verzweifelt nach ein wenig Liebe gesehnt?
Was Derek ihr schenkte, überstieg all ihre Erwartungen. Er war der sinnenfroheste Mensch, dem sie je begegnet war. Selbst die alltäglichsten Dinge verstand er noch in Erlebnisse besonderer Art umzuwandeln.
Mit ihm probierte sie Gerichte, die sie früher nicht angerührt hätte. Und sie fand heraus, dass sie ihr schmeckten. Sie entdeckte fremdartige Getränke, die bemerkenswerte Wirkung auf sie hatten. Es wurde ihr zur Gewohnheit, nackt in der Sonne zu liegen, im Meer zu schwimmen und ihr langes Haar vom Wind zerzausen zu lassen. Sie nahm ihre Umwelt mit anderen Augen wahr. Sie konnte über die großen, grünen Blätter der Mandelbäume staunen und sich für die leuchtenden Farben der Bougainvillea-Blüten begeistern. Und noch nie war ihr der Himmel so blau erschienen.
Was die Liebe betraf, so fühlte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben richtig als Frau. Das hatte Derek bewirkt. In seinen Armen fielen alle Hemmungen von ihr ab. Sie liebten sich auf der Terrasse seines Bungalows, bis sie schweißnass vor Erschöpfung waren. Sie liebten sich unter der Dusche, im Bett und auf dem Boot, das sie für einen Nachmittag gemietet hatten. Und jedes Mal war ihre Liebe neu und aufregend.
Derek war ein leidenschaftlicher oder ein zärtlicher Liebhaber. Er konnte beides sein. Immer genoss sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Er gab ihr alles, so wie auch sie sich ihm rückhaltlos hingab. Es war erregend und beängstigend zugleich.
„Du schaust mich schon die ganze Zeit an“, bemerkte Derek eines Abends beim Essen und warf Caren einen liebevollen Blick zu. An diesem Abend hatten sie ihren Bungalow verlassen und waren zum Hotel hinübergegangen, um Musik zu hören, zu tanzen und sich am kalten Büffet zu
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