Palast der Liebe
standen, sahen so aus, als hätten sie noch nie in ihrem Leben einen Witz erzählt oder gar über einen gelacht. Ordnungsgemäß hielten sie ihre Polizeimarken hoch.
Caren schob den Riegel des Sicherheitsschlosses zurück und öffnete die Tür.
„Mrs. Caren Blakemore?“
Ja.“
„Ich bin Inspektor Graham. Dies ist Inspektor Vecchio. Würden Sie sich bitte anziehen und mit uns kommen?“
„Mit Ihnen kommen? Jetzt? Wozu?“ fragte Caren entgeistert. „Sind Sie sicher, dass Sie es mit der richtigen Person zu tun haben?“
Inspektor Graham schlug ein kleines Notizbuch auf. „Mrs. Caren Blakemore, 223 Franklin Place, Georgetown. Alter: achtundzwanzig Jahre. Geschieden. Vorher verheiratet mit Winston Blakemore. Sie sind Büroangestellte im Außenministerium. Sie haben eine Schwester, Kristin, sechzehn Jahre alt, die die Westwood Academy besucht.“
Benommen sank Caren auf den nächsten Stuhl. „Ich verstehe das alles nicht. Was geht hier vor?“
„Das wird man Ihnen gleich erklären. Würden Sie sich jetzt bitte anziehen?“ Inspektor Vecchio war unfreundlicher und direkter als Inspektor Graham. Caren fand ihn auf Anhieb unsympathisch.
„Bin ich festgenommen?“
Die beiden Männer schauten sich an. „Sie stehen vorübergehend unter Bewachung“, erklärte Inspektor Graham. „Wir warten auf Sie.“
Wie in Trance ging Caren in ihr Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Mechanisch zog sie sich an. Als sie im Kleiderschrank die Bluse, die sie suchte, nicht fand, fiel ihr ein, dass sie noch in einem der beiden Koffer war, die unausgepackt im Flur standen. Auch ihre Kosmetiksachen hatte sie noch nicht ausgepackt.
Sie machte sich, so gut es ging, mit den wenigen Schminkutensilien zurecht, die sie in ihrem Bad finden konnte, und bürstete sich das Haar. Zu viel mehr blieb ihr keine Zeit, denn Inspektor Graham rief ihr durch die Tür zu, sie solle sich beeilen.
„Ich komme“, antwortete sie und öffnete die Tür. „Ich bin fertig. Soll ich irgendetwas mitnehmen? Wie lange wird es dauern?“
„Es tut mir Leid, aber das wissen wir nicht“, meinte Inspektor Graham.
„Gehen wir endlich“, drängte Inspektor Vecchio ungeduldig.
Im Treppenhaus nahmen die beiden Beamten sie in die Mitte.
Auch wenn man sie nicht offiziell verhaftet hatte, so behandelte man sie doch wie eine Straftäterin.
Inspektor Graham setzte sich mit ihr auf den Rücksitz eines unauffällig wirkenden Autos, Inspektor Vecchio steuerte den Wagen.
Caren fragte nicht, wohin man sie brachte. Es spielte keine Rolle. Die Tatsache, dass sie unter Polizeibewachung stand, ließ die Einzelheiten unwichtig erscheinen.
Was hatte sie verbrochen? Immer wieder stellte sich Caren diese Frage. Es musste mit ihrer Arbeit Zusammenhängen. Hatte sie wieder ein Dokument verwechselt? Hatte ihr Irrtum diesmal eine Untersuchung nach sich gezogen? Sie konnte es sich kaum vorstellen. Schließlich hatte sie nur Zugang zu Akten der untersten Geheimhaltungsstufe. Worum mochte es sich handeln? Welche Folgen würde diese Geschichte für sie haben? Für Kristin? Für ihren Job? Caren fing an zu zittern.
Vor dem Gebäude des Außenministeriums brachte Inspektor Vecchio den Wagen zum Stehen. Inspektor Graham half Caren aus dem Auto. Ohne ihren Arm loszulassen, führte er sie in ein Büro, das Caren nicht kannte. Als sie den Raum betraten, sprang Larry Watson von einem Stuhl auf. Offenbar hatte er bereits ungeduldig auf ihre Ankunft gewartet.
Caren atmete erleichtert auf, als sie ihn sah. „Larry!“ rief sie und eilte auf ihn zu. „Ich bin ja so froh, dass Sie hier sind.“
Doch Larry Watson wich vor ihr zurück. „Caren“, sagte er nur.
Abrupt blieb sie stehen. In diesem kühlen, verächtlichen Ton hatte er sie noch nie angeredet. Ängstlich rieb sie sich die feuchten Handflächen. „Larry, was geht hier vor? Was hat das alles zu bedeuten?“
Ihre anfängliche Erleichterung war panischer Angst gewichen. Irgendetwas Fürchterliches musste passiert sein. Sie musste unwissentlich irgendein Gesetz übertreten haben. Die Folgen waren zweifellos ernst.
„Setzen Sie sich“, befahl Larry in demselben ungewohnt kalten Ton.
Caren sank auf den nächstbesten Stuhl. „Sagen Sie mir, was hier vorgeht!“ Obwohl sie sich zu beherrschen versuchte, klang ihre Stimme schrill und hysterisch.
Mit einer Entschuldigung zog sich Inspektor Graham zurück. „Ich werde draußen warten“, sagte er und ließ sie allein.
Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen
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