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Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Titel: Palast der Schatten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Erst mit der Dämmerung und den durchgefrorenen Gliedern wachten ihre Stimmen und ihre Wut auf.
    Â»Wenn die Preistreiberei nicht aufhört, müssen wir verhungern.«
    Â»Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist das. Man müsste den Wucherern alles wegnehmen und es an die Armen verschenken.«
    Â»Da kannst du warten, bis du umfällst.«
    Â»Es gibt ja gar nicht mehr genug für alle. Zu wenig Brot. Selbst die Kartoffeln sind rationiert. Vier Pfund Kartoffeln pro Kopf und Woche! Und viele sind auch noch verdorben. Bis unsere Männer zurückkehren, sind wir krepiert.«
    Â»Ein halbes Pfund Brot pro Tag und 90 Gramm Fett für die ganze Woche. Und manchmal kann ich mir nicht mal das leisten.«
    Â»Ich gehe mittags in die Suppenküche und muss uns Bettelsuppe holen. Ich schaff’s nicht mehr ohne. Aber die Suppe wird immer dünner und schmeckt nach Schweinefutter. Wir quälen uns den Brei rein. Stinkende Graupensuppe, Salz-Wasser-Reissuppe, saure Pflaumen mit Wassernudeln ohne Zucker. Man kann das nur runterwürgen, weil der Hunger noch mehr quält.«
    Â»Die Kinder haben immer Hunger. Meine betteln an den Gleisen um Kommissbrot von den Soldaten, aber sie kriegen Durchfall davon.«
    Â»Fleisch gibt es auch nicht mehr. Ich stand gestern mit mehr als tausend Frauen in der Schlange. Die meisten gingen leer aus.«
    Â»Wir holen Knochen und Rippen aus der Konservenfabrik.«
    Â»Genug Milch für die Kinder gibt es auch nicht.«
    Â»Wer Geld hat, wird immer noch satt. Die Reichen haben die Keller und Speisekammern voll.«
    Â»Die müssten ihr Essen nur mal acht Tage aus der Kriegsküche holen. Dann würden alle sagen: Schluss mit dem Krieg!«
    Â»Wir können ja ins Reichenviertel ziehen und in den Kellern nachgucken.«
    Â»Der Krieg muss endlich aufhören. Sie haben unsere Männer auf dem Gewissen. Lauter Tote und Krüppel. Meiner hat beide Beine verloren.«
    Â»Du hast deinen wenigstens noch. Schau dich doch um, lauter Witwen.«
    Carla hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Die Vorstellung, Theo käme ohne Beine zurück, ließ sie erbleichen.

Schatten des Lebens
    Sein Kopf war noch dumpf von den Medikamenten. Der neue Assistenzarzt, der ihm die Fesseln abnahm, erklärte, er hätte wieder einen Lachanfall gehabt und dann getobt und um sich geschlagen. Da wäre nichts anderes möglich gewesen, als ihn zu isolieren und ruhigzustellen.
    Theo schrie auf: »Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr!«
    Der Arzt trat näher. »Herr Blum, hören Sie mir jetzt genau zu. Ich werde ein Entlassungsschreiben für Sie organisieren. Kriegsuntauglich, verstehen Sie? Sie werden nach Hause gehen. Sie müssen hier raus. Sie sind als unheilbar eingestuft worden. Sie müssen hier unbedingt raus, sonst …« Er führte den Satz nicht zu Ende. »Ich habe ein internes Schreiben gelesen. Sie geben bei Unterernährung als Todesursache Herzschwäche an. Verstehen Sie? Ich werde für alles sorgen. Ich bringe Ihnen den Schein so schnell als möglich. Bis dahin wird der Pfleger Arnold Ihnen heimlich Essen zustecken. Mit seiner Hilfe werde ich auch andere Männer hier rausholen. Also, wenn es so weit ist, bringe ich Sie bis zum Tor. Dann gehen Sie heim. Sie wohnen ja nicht weit von hier. Haben Sie mich verstanden?«
    Theo starrte den Arzt an.
    Â»Sie werden es schaffen, Herr Blum. Sie kommen hier raus, nach Hause, und Sie brauchen nie wieder an die Front zurück. Sie sind doch Kinobesitzer. Sie werden wieder Films zeigen. Und reißen Sie sich zusammen. Sie können sich keinen Anfall mehr erlauben. Es kann alles ganz plötzlich gehen. Und dann müssen Sie bereit sein. Hier sind ein paar Beruhigungspillen, die Sie nicht ganz außer Gefecht setzen. Mehr kann ich nicht für Sie tun.«
    Theo nickte. Dann fiel er in einen bleiernen Schlaf.

    Ein Mann steht in der Mitte eines leeren, weißen Raumes. Die Wände sind verzerrt, als befände er sich in einem Spiegelkabinett. Um den Körper des Mannes windet sich ein Gewirr von Filmschlangen, ineinander verschlungene und verknotete Lochstreifen, die ihn wie eine Eisenkette einschnüren. Sie lasten ihm auf Kopf und Brust, sie würgen seinen Hals. Sie schneiden ihre scharfen Kanten in seine Haut. Sie lähmen seine Arme und Beine. Sie verstopfen ihm Nase und Mund.
    Nur die Augen und die Hände des Mannes sind nicht gefesselt. Seine grauen

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