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Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Titel: Palast der Schatten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Krieg! Kaiser hoch! Kaiser hoch! Deutschland, Deutschland über alles. Es braust ein Ruf wie Donnerhall. In Kampf und Not treu bis zum Tod! Hurra! Hurra! Krieg! Kaiser hoch! Kaiser hoch! Hurra … Pack mit an, schreit der Arzt. Trag ihn rein! Narkose. Der Soldat muss zählen. 1,2,3,4,7,9,12,8, pfff. Hose runter, Splitter raus, Bandage ums Bein. Desinfizieren, Messer. Rundschnitt. Säge. Trag das Bein nach draußen auf den Armeundbeinemitstiefelnhaufen. Nun mach schon!
    GEFREITER BLUM! ANTRETEN! ZURÜCK IN DEN GRABEN! Gewehrschüsse. Querschläger, Aufschlag. Schwere Granate, zerreißender Krach. Theo schreit, verscheucht die Staubwolken, den Splitterregen. Schreit. Schrapnells, Paff Hululu, Paff Hululu. Udja udja udja bum, Udja udja udja bum, singen die Flatterminen.
    Kompanie zum Angriff. Und Marsch!

    EINSEITIGBEINAMPUTIERTEOBERSCHENKELAMPUTIERTEAMPUTIERTEFUSSSTÜMPFEEINSEITIGARMAMPUTIERTEOBERARMAMPUTIERTEUNTERARMUNDHANDAMPUTIERTEDOPPELTBEINAMPUTIERTEDOPPELTOBERSCHENKELAMPUTIERTEDOPPELTUNTERSCHENKELAMPUTIERTEDOPPELTEFUSSSTÜMPFEDOPPELTARMAMPUTIERTEDOPPELTOBERARMAMPUTIERTEDOPPELTUNTERARMUNDHANDAMPUTIERTEDREIFACHAMPUTIERTEDOPPELTBEINFUSSSTUMPFUNDEINSEITIGARMHANDAMPUTIERTEDOPPELARMHANDUNDEINSEITIGBEINFUSSSTUMPFAMPUTIERTEVIERFACHAMPUTIERTEDOPPELTBEINFUSSSTUMPFUNDDOPPELTARMHANDAMPUTIERTEDOPPELTARMHANDUNDOPPELBEINFUSSSTUMPFAMPUTIERTEEINS

    Der Schlafsaal verwandelte sich in ein Schlachtfeld. Die Männer schrien oder bellten wie Hunde, einige klatschten sich auf die Schenkel und lachten, andere prügelten drauf los oder verkrochen sich wimmernd unter den Betten.
    An die zwölf Wärter waren eingetroffen und versuchten, den Soldaten Beruhigungsmittel einzutrichtern.

    Theo wurde auf den Behandlungstisch geschnallt. Sein Gesicht war verzerrt, die Muskeln spannten sich zu Stahlseilen. Er sah die Elektrode vor sich. Seine Zähne klapperten, der Schweiß brach ihm aus allen Poren. Er hörte scharfe Befehle. »Stufe 13!« Theo bäumte sich auf. Ein markerschütternder Schmerz durchfuhr ihn. Er zuckte auf. Zuckte. Zuckte.

Prinzessin Herzeleid
    Es war vier Uhr morgens. Carla stellte die Waschbalge auf den Stuhl. Sie warf sich mit den Händen viel Wasser ins Gesicht, zog das Handtuch von der Lehne und rubbelte ihre Wangen, bis sie Farbe bekamen. Das Handtuch vor den Mund gehalten, hielt sie inne. Ein weiterer halber Tag Anstehen in Dunkelheit und Kälte stand ihr bevor. Außerdem hatte sie wieder einen abscheulichen Traum gehabt und Schreie gehört. Sie legte das Tuch zurück, nahm die Tonseife, trug sie auf den Waschlappen auf, wusch sich unter den Armen und zwischen den Beinen. Sie spülte den Lappen sorgfältig aus, wischte die bräunlichen Krumen der widerlichen Seife von der Haut, damit sie nicht das Handtuch beschmutzten. Wenn sie nur ein Stück gute, duftende Seife auftreiben könnte. Wenigstens brannte die Tonseife ihr nicht Löcher in die Haut wie das Waschpulver in die Wäsche. Sie trocknete sich ab, kleidete sich an, trank einen dünnen Tee, aß dazu ein trockenes Stück Brot. Dann zog sie ihren Mantel über. Hatte sie alles dabei? Sie griff in die Tasche. Brotmarken, Milchmarken, Buttermarken, Fleischmarken, Mehlmarken, Käsemarken, Marken für Kaffee, Tee, Zucker, Hülsenfrüchte, Kartoffeln. Geld? Schon auf dem Weg zum Laden war es nur noch die Hälfte von dem wert, wovon Carla ausgegangen war. In ihrer Börse befand sich eine Handvoll Papierblätter, die bald nur noch für den Gang zur Toilette taugten.
    Das Anstehen vor den Läden wurde zur Qual. Vor jedem Laden hoffen, dass noch genügend Ware vorhanden war, bis sie an die Reihe kam. Weder Guste noch Max, geschweige denn sie selbst besaßen Beziehungen zum Land, sie waren auf die Lebensmittel in der Stadt angewiesen. Noch hungerte keiner von ihnen. Doch die Ungewissheit, was sie in der nächsten Woche noch auftreiben würden, nagte an Carlas Nerven.

    Eine endlose Schlange von Frauen zog sich über den Bürgersteig. Die Kälte kroch Carla die Beine hinauf. Sie stand schon seit Stunden nach Butter an. Sie versuchte, sich mit schönen Erinnerungen zu wärmen, ließ das Hütefilmen mit Theo wiederaufleben, rief die Sonne, die Fröhlichkeit, die Sorglosigkeit dieses Tages zurück, der in einer der schönsten Liebesnächte mündete, die sie mit ihm verlebt hatte.
    Die frühen, düsteren Morgenstunden verbrachten alle Frauen schweigend.

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