Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Titel: Palast der Schatten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Menschen, die niemals gelebt haben, kann er nicht sterben, weil er niemals gelebt hat. Und doch erscheint er wirklich, bewegt sich wie ein wirklicher Mensch, weil die Realität, die er so täuschend nachahmt, nicht schwierig nachzuahmen ist, denn die wirklichen, lebendigen Menschen sind so schattenhaft, dass die Schatten wirklich erscheinen.
    Der ewig lebende Schatten tanzt jetzt hervor und drängt sich gespenstergleich auf der Leinwand, um alles nachzuahmen, alles zu spiegeln, was sich in tiefen Abgründen zusammenballt, wie aus sanftmütigen Menschen Hassende und Mörder werden und gleichzeitig aus allen Schlupfwinkeln der Wunsch nach Liebe kriecht. Lach dich tot, weine, träume. Komm! Komm! Eintritt nur 40 Pfennige. Nur 40 Pfennige.‹

Ein Drama der Liebe
    Die neuen Films waren eingetroffen. Carla brachte sie zu Max in die Kabine.
    Â»Hier ist der ganze Plunder.«
    Max nahm die Blechbüchsen entgegen, blickte auf die Titel und stöhnte.
    Â»Weißt du was? Ich habe noch einen ganzen Stapel alte französische Films versteckt. Wir werden eine Klingelleitung von der Kasse zur Vorführkabine legen. Wenn der Schnüffler oder die Polizei kommt, wird Guste klingeln. Dann stoppe ich den Film sofort, wir täuschen einen Rollenwechsel vor und ich lege schnell was Erlaubtes ein.«
    Â»Ich will keinen Ärger, Max. Irgendjemand wird das bestimmt verraten. Nein, auf keinen Fall werden wir verbotene Films zeigen.«
    Â»Es ist wegen dir, nicht wahr?«
    Carla schwieg.
    Â»Schwamm drüber. Der Projektor ist sowieso kaputt. Ich bin schon seit zwei Stunden dabei, ihn zum Laufen zu bringen.«
    Â»Max, wie soll es weitergehen?«
    Â»Wir müssen durchhalten.«
    Â»Entschuldige wegen neulich Nacht.«
    Â»Ist schon in Ordnung.«
    Â»Ich geh dann wieder.«
    Â»Warte.«
    Â»Ja?«
    Â»Ich will, dass du es weißt. Ich … ich hab mich in dich verliebt.«
    Carla ergriff seine Hand.
    Â»Max, ich hab dich wahnsinnig gern, du bist mein bester Freund, aber es hat sich nichts geändert. Ich liebe Theo.«
    Â»Ich wollte es dir nur sagen.«
    Â»Warum ist das Leben so kompliziert?«
    Â»Das Leben? Das Leben gibt es nicht. Das Leben ist ein Traum im Traum im Traum. Es gleicht einer russischen Puppe, in der immer neue Puppen stecken.«
    Â»In welcher Puppe stecken wir, Max?«
    Â»Ich weiß es nicht.«
    Carla setzte sich auf den kleinen Hocker, streichelte seinen Handrücken mit dem Daumen.
    Â»Weißt du, damals steckte ich in einer schrecklichen Puppe. Ich ahnte nicht, wohin mich meine Affäre mit Ludwig Gröner, so hieß der Mann, trieb. Als ich nach dem ersten Treffen mit Ludwig die Treppe der Pension hinunter auf die Straße trat, durchströmten mich Lustschauer. Gleichzeitig hatte ich große Angst. Ich empfand meine Furcht als lächerlich. Ich trug meinen dichten Schleier, sodass mein Gesicht und meine glühenden Wangen nicht zu sehen waren. Dennoch schien jeder fremde Blick von mir abzulesen, woher ich kam. Ich glaubte, ein frivoles Lächeln auf den Lippen der Passanten zu erkennen. Plötzlich fürchtete ich, meine Kleidung sei verrutscht und könnte meine Liebesabenteuer verraten. Doch ich konnte keine Unordnung entdecken.
    Nervös ging ich die Straße entlang, bis ich schließlich eine Kutsche nahm, um den Blicken der Menschen zu entkommen.
    Vor der Haustür klopfte mein Herz. Warum klopfte es? Ich hatte mir nichts vorzuwerfen. Ich hatte nur gelebt, was mir fehlte, was Eduard mir verweigerte, sagte ich mir. Ich betrat den Flur, legte ab und ging sogleich ins Speisezimmer.
    â€ºDu kommst spät‹, sagte Eduard. Er erhob sich, gab mir einen seiner kühlen, seichten Küsse auf die Stirn. Ich antwortete, ich hätte beim Friseur warten müssen und dann Mühe gehabt, den geeigneten Stoff für die neuen Vorhänge zu finden. ›Dein Haar glänzt auffallend schön‹, sagte er. Ich bemerkte, wie Röte in mein Gesicht stieg.
    Ich traf Ludwig fortan regelmäßig. Er war ein Mann, in dem heißes Blut floss. Er genoss meine Berührungen. Und ich die seinen. Es war Wollust, keine Liebe, die uns zusammenbrachte. Zu keiner Zeit habe ich ihn geliebt.
    Wir wechselten die Treffpunkte. Ludwig kannte viele Liebesnester. Bei jeder Begegnung nannte er mir eine neue Adresse, die ich nie notierte, sondern auswendig lernte. Ich genoss die Stunden mit ihm. Ich fühlte Lebensfreude,

Weitere Kostenlose Bücher