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Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Titel: Palast der Schatten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Schmutz besudelt, mit Stromstößen betäubt. Gefreiter Blum, reißen Sie sich zusammen! Auf! Nieder! Auf! Nieder!, hämmerte es in seinem Hirn. Aber nichts bewegte sich. Sein Unterleib war eine leere Wüste. Er fühlte sich wie ein Halbwesen, das danach ringt, aus dem dumpfen, betäubten Sein in die lebendig fühlende Welt zurückzukehren, fallenden Regen zu spüren, duftende Blumen zu riechen, Carla zu lieben, doch es gelang ihm nicht. Er zog die Decke über den Kopf, wegen der Ratten und Würmer, die an ihm fressen wollten. Traum. Totenkammer. Traumtotenkammer. Todesträumerei. Er spürte wieder diesen Druck auf seiner Brust. Lag da, hingekrümmt, gefangen. Raus. Raus. Holt mich hier raus. Schlug um sich in sinnloser Wut, sprang aus dem Bett, kratzte mit den Fingernägeln an der Tür, schrie, heulte auf. Carla schnellte hoch, rief seinen Namen. »Es ist alles gut, Theo.« Sie machte Licht.
    Â»Ratten. Überall. Sie sind weiß.« Theo lachte kreischend. Dann schlug seine Stimme um. Er zischte im Flüsterton. »Da, da. Überall. Sie sind überall.«
    Â»Hier sind keine Ratten. Du hast nur geträumt. Hab keine Angst. Komm, wir gehen in die Küche.«
    Â»Carla mit den Rattenaugen!«, rief Theo und lachte dabei.
    Â»Komm, Theo. Ich mach dir eine Brühe.«
    Carla wärmte die Suppe auf. Ein Strom von Traurigkeit und Ausweglosigkeit ergoss sich über ihr Leben.

    Es war kurz vor Mittag. Carla machte die Buchführung. Theo schlief auf dem Sofa. Er schlief jetzt immer auf dem Sofa. Mit Blick auf das Fenster gerichtet. Alle Türen mussten offen bleiben. So war es jetzt. Er lag auf dem Sofa. Und wenn er nicht auf dem Sofa lag, hielt er es in der Wohnung nicht mehr aus und lief durch die Stadt. Das Kino betrat er nicht mehr. Es war ihm unmöglich, in der dunklen, stickigen Kammer eingeschlossen zu sein. Nachts befiel ihn Atemnot. Manchmal hustete er, als würde ihm die Brust zerbersten, oder er röchelte wie im Todeskampf. Immer wieder verlor er die Kontrolle über sich. Tollheit erfasste ihn. Schreie, Lachen, Zittern, Stammeln. Aber er schlug nicht mehr um sich. Zeit, Zeit, dachte Carla, er braucht Zeit und Liebe. Er war einmal ein gesunder Mensch, fröhlich und verliebt. Sie würde um seine Gesundheit kämpfen, alles tun, ihm zu helfen, um seine Verstörung zu beseitigen, ihm sein altes Leben zurückzugeben.
    Theo stieß einen Schrei aus. Er hob im Schlaf die ineinandergekrampften Fäuste. Carla schlug die Hände vors Gesicht.

Der Lumpenbaron
    Theo erwachte. Er lag da, ohne sich erheben zu können. Schwer und bleiern wie jeden Morgen. Ohne Mut, den neuen Tag zu beginnen, schwamm er in der Ohnmacht der Erwartungslosigkeit. Der Gedanke, sich waschen und rasieren zu müssen, erschien ihm als eine Fron. Oft ließ er es bleiben. Er lebte von einem Tag zum anderen, ohne Antrieb, ohne Sinn, gefangen im Netz der Erinnerung, das über ihn gestülpt war und sich nicht abstreifen ließ. Manchmal legte er sich abends schlafen mit dem Gedanken, am Morgen nicht mehr aufzuwachen. Alles lähmte ihn, alles bereitete ihm Angst. Und immer wieder stellte er sich dieselben Fragen. Wer sitzt in meinem Hirn? Wer spricht? Wer schreit und lacht?

    Er kroch in seinen Mantel und schlurfte die Treppe hinunter. Er streunte durch Straßen, über Plätze, durch Straßen, umhüllt von den Geräuschen der Großstadt, dem Rollen und Hupen der Wagen, dem Quietschen und Bimmeln der Straßenbahnen, dem Klappern der Pferdekutschen und dem Stimmengewirr der Menschen. Manchmal wusste er nicht, wo er war, und dennoch wusste er es. Das Getriebe der Stadt erschien ihm dumpf und fern. Er befand sich in einer fremden Welt, in der er nur zu Gast war, umgeben von einer Membran der Unnahbarkeit. Er ließ sich von dem Strom der Menschen treiben. Überall sah er Frauen. Ein Meer von Damenhüten und Kopftüchern. Frauengesichter auch unter den Schaffner- und Postmützen. Fabrikarbeiterinnen, müde von der Schicht, krumm gebeugt, ihre Arbeitstaschen um die Schultern gehängt. Frauen in langen Reihen mit leeren Körben vor den Lebensmittelgeschäften. Sie starrten ihn mit ihren misstrauischen, Hunger hassenden Augen an. Du läufst hier herum und die anderen müssen ihren Kopf hinhalten. Du lebst, und unsere Männer müssen sterben und unsere Kinder verhungern, sprachen ihre Augen. Theo wich ihren Blicken aus, drehte

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