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Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Titel: Palast der Schatten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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packte mich.«
    Carla ächzte. »Da … da ergriff ich den Messingkerzenleuchter auf dem Sims und schlug zu. Das Blut spritzte aus seiner Schläfe. Dann sackte er zusammen und blieb liegen.«
    Carla begann zu weinen.
    Â»Ich habe ihn umgebracht, Max.«
    Â»Bist du sicher, dass er tot war?«
    Ihre Stimme überschlug sich.
    Â»Er war tot, tot, ich bin sicher.«
    Mit einem Ruck wendete Carla das Gesicht von Max ab.
    Â»Ich geh jetzt.«
    Er griff nach ihrer Hand.
    Â»Soll ich mitkommen?«
    Â»Nein, ich möchte lieber allein sein.«

Fiebertraum
    Carla erwachte schreiend. Wieder hatte sie geträumt, wie Eduard das Kino betrat, auf sie zukam und sie ›Mörderin‹ nannte. Dann nahm er ihre Hand und sagte: »Wenn du zu mir zurückkommst, verrate ich nichts.« Seit sie die Papiere besaß, hatte sie angenommen, alles sei vergessen, vorbei. Doch nicht einmal das Gespräch mit Max hatte genützt. Ihre Vergangenheit war in ihr eingekapselt und ließ sich durch nichts vertreiben. Was geschah, wenn wirklich jemand aus ihrem vergangenen Leben sie ausfindig machte? Sie malte sich die absurdesten Möglichkeiten aus. Schluss jetzt. Schluss. Sie riss sich in die Höhe, lief zur Waschschüssel und schüttete sich kaltes Wasser ins Gesicht. Die Tropfen flossen über ihren Körper. Sie ergriff das Handtuch. Ich ertrage die Warterei nicht mehr. Wenn ich erst verheiratet bin … Ihre Nächte mit Max müssten ein Ende haben. Sie durfte nicht mit seinen Gefühlen spielen, ihm kein Leid zufügen. Gleichzeitig bohrte sich der Gedanke in ihr Hirn, Theo könnte nicht zurückkehren. Sie schleuderte das Handtuch auf den Boden.
    Â»Er kommt zurück! Er kommt zurück!«

Ausgedient
    Carla rückte die Stellwände mit den Plakaten zurecht, als Max die Tür öffnete.
    Â»Hallo, Carla.«
    Â»Hallo, Max. Sag mal, weißt du, wo Guste bleibt? Sie ist doch sonst immer pünktlich.«
    Â»Keine Ahnung.«
    Â»Da stimmt was nicht. Ich lauf schnell rüber. Schick die kleine Marie an die Kasse und stell das Grammophon an, wenn ich nicht rechtzeitig zurück bin.«

    Carla klingelte und klopfte an der Wohnungstür. Niemand öffnete.
    Â»Guste, bist du da? Ich bin’s, Carla. Mach doch auf.«
    Carla hörte ein Geräusch.
    Â»Ich hör dich, Guste, mach doch auf. Was ist los? Wir warten auf dich. Bist du krank? Soll ich einen Arzt rufen?«
    Carla horchte an der Tür. Sie hörte Schritte.
    Der Schlüssel wurde umgedreht. Die Tür öffnete sich.
    Â»Guste, um Himmels willen, was ist geschehen?«
    Â»Hans«, flüsterte Guste, dann fiel sie in Carlas Arme und weinte. Carla hielt sie. Sie versuchte nicht, sie zu trösten, denn sie fand nichts, womit sie sie hätte trösten können.

    â€ºSehr geehrte Frau Boldt!
    In Angelegenheit Ihres Angehörigen
    Gefr. Hans Boldt
    teilen wir Ihnen mit, dass wir heute die Todesurkunde erhalten haben, aus welcher hervorgeht, dass der Genannte in Russland im Lazarett an einer Amputation verstorben ist.
    Mit dem Ausdruck unserer aufrichtigen Teilnahme zeichnen wir
    Verein des Roten Kreuzes
    Im Auftrag
    F. Schmidt‹

Das schönste Geschenk
    Es war fünf Uhr morgens. Die Menschenschlange, die sich die Straße entlangzog, entmutigte Carla. Es warteten sicher über tausend Frauen. Grieselschnee sank auf sie nieder. Sie schwiegen und froren. Eine Kette von ausgemergelten Gesichtern, die sich gegenseitig misstrauten. Carla stand weit hinten. Sie trug zwei Mützen auf dem Kopf, mehrere Schichten Kleidung am Körper und zwei Paar Socken in den Stiefeln. Dennoch fror sie. Ihr Backenzahn begann wieder zu pochen. Die Kälte ließ ihn pulsieren. Sie zog den Schal über die Wange und träumte von Kartoffeln. Wenigstens ein paar Kartoffeln wollte sie ergattern. Nichts bekam man mehr. Ersatz war das Zauberwort. Falscher Kaffee in elenden Pulvergemischen, Brot verlängert mit Bohnen, Erbsen, Buchweizen, Rosskastanien. Fleisch aus gepresstem Reis, in Schafstalg gekocht, dazu ein Scheinknochen aus Holz. Kakao aus gerösteten Erbsen und Roggen. Wurst ohne Wurst im Papierdarm. Nur echte Steckrüben gab es. Steckrübenbrot, Steckrübensuppe, Steckrübenwurst, Steckrübenkotelett, Steckrübensalat, Steckrübenmus, Steckrübenpudding, Steckrübenmarmelade, Steckrübenkuchen. Im Kriegskochbuch wurde beschrieben, wie sie Gerichte ohne Zucker,

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