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Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Titel: Palast der Schatten - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Augen. Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen und begann leise vor sich hin zu kichern.
    Er erkannte die Häuser seines Viertels, kam an die Kreuzung mit dem Kiosk, an dem er immer seine Zeitungen gekauft hatte, ging an Hofmanns Tabakladen vorbei. Dennoch schien alles verändert. Das, was er sah, war das Damals, das war nicht mehr dieselbe Welt, die er verlassen hatte. Schwerfällig schritt er voran, bis er vor dem Kino stand. ›Palast der Schatten‹, las er. Es war ihm, als wäre er betäubt, als blickte er durch eine Milchglasscheibe auf die Buchstaben. Er schleppte sich zum Hauseingang, blieb stehen. Konnte nicht weitergehen. Die Treppe. Ein unüberwindliches Hindernis. Er fasste Mut. Der erste Schritt. Die Stufe knarrte unter seinem Stiefel. Er schob sich voran, strauchelte, sein Körper stieß ans Geländer. Blieb stehen. Noch vier Stufen.

Der andere
    Ein Gespenst lehnte am Türrahmen. Ein Gerippe, über dem ein langer Militärmantel hing. Theo war zusammengeschrumpft, wie eine Mumie, die, sobald man sie berührte, zerbröckelte.
    Carla schluchzte auf. Sie umarmte Theo, krallte sich an ihm fest. Er taumelte vor Schwäche, wäre beinah umgefallen. Er erwiderte die Umarmung nicht. Seine Arme hingen schlaff am Körper. Sie versuchte, ihn zu küssen. Er drehte den Kopf zur Seite, wand sich aus ihrer Umklammerung.
    Carla löste sich von ihm. Sie war zu erschüttert, um weinen zu können.
    Â»Was haben sie aus dir gemacht, was haben sie bloß aus dir gemacht? Komm rein, Theo, um Gottes willen, komm rein.«
    Theo nickte. Sie ergriff seine leblose Hand. Er war am Leben, er war wieder zu Hause. Alles andere würde sich fügen.
    Theo kauerte auf dem Stuhl am Küchentisch, kahl geschoren, mit hagerem, eingefallenem Gesicht, die Augen hohl und ausgelöscht. Bleich und schlaff der Mund, eingekeilt von zwei scharfen Kerben und Bartstoppeln. Er sah sich um in der Wohnung, die einst sein Zuhause war. Es war derselbe Sessel, derselbe Schreibtisch, dasselbe Sofa. Und doch war diese Welt nicht mehr die seine. Er starrte Carla an. Eine fremde Frau. War so weit weg von ihm. Ein tiefes Tal trennte sie voneinander, unüberbrückbar, von Minen durchzogen, mit Stacheldraht verhauen.
    Carla holte das wenige, was sie zu essen anbieten konnte, aus der Speisekammer und stellte es auf den Tisch.
    Â»Iss, Theo, viel ist es nicht, wir haben kaum etwas.«
    Theo verschlang das Brot mit Wurstersatz. Kaute. Schmatzte.
    Â»Warte, ich hab noch eine Flasche Bier.«
    Theo trank, kaute. Seine Augen starrten auf den Tisch oder in den Raum. Carla ließ den Blick nicht von ihm.
    Â»Erzähl mir, Theo.«
    Theo duckte sich, starrte sie mit seinen leblos grauen Augen an. Sein Lid zuckte. In seinem Mund bildeten sich lautlose Worte. Seine Lippen bewegten sich, als wollten sie zu sprechen ansetzen. Und seine Zunge suchte nach seiner Stimme. Die Macht des Schweigens war stärker. Trocken und zerstückelt kegelte ein Lachen aus seiner Kehle. Es klang wie ein halber Schrei. Was sollte er erzählen? Von den Todesschreien, den Blicken, die ein Sterbender auf ihn richtete, den er selbst in den Tod schickte, von den zerrissenen und verwesenden Menschenleibern, ohne Grab, den Tieren zum Fraß, von den Folterungen in der Anstalt? Zu Stein gewordenes Lächeln war die Antwort.
    Carla warf einen hilflosen Blick auf ihn, sah sein angespanntes Gesicht, seine Augen, die schrien, und den Mund, der verkrampft lachte. Sie unterdrückte ihre traurige Unbeholfenheit und ergriff das Wort. Erzählte vom Kino, von Filmprojektoren, Klaviermusik und Brotkarten. Ihr übereifriger Wortschwall flog über ihn hinweg. Theo wusste überhaupt nicht, wovon sie redete. Nur Wortfetzen drangen an sein Ohr. Er sah Carlas Kopf in dreifacher Lebensgröße vor sich. Seine Augen flackerten. Carla sorgte sich. Angst blitzte auf, grauenhafte Angst. Sie hatte Mitleid mit ihm.
    Â»Es wird schon wieder, Theo, du wirst wieder zu Kräften kommen. Du musst keine Angst mehr haben.«
    Eine metallische Stimme klirrte in seinem Ohr, Stahl, der aufeinanderprallte. ›Antreten zur Patrouille, Gefreiter Blum!‹, rief die Stimme. Dann stammelte sie unverständliche Satztrümmer, die in wirres Lachen übergingen.

    Nachts lagen sie beieinander. Behutsam schmiegte Carla sich an ihn. Theo floh an die Bettkante. Ertrug die Berührung nicht. Seine Lust war in den Grabenschlamm gesunken, mit

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