Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
meinte?
Vivien mochte nicht darüber nachdenken. Sollte ihre Freundin doch glauben, was sie wollte. Irgendwie ve r lor sie bei Evan jegliche Hemmungen. Ganz anders als bei ihrem ehemaligen Partner, bei dem im Bett stets dasselbe Programm stattgefunden hatte. Wenn übe r haupt. Außerdem hatte Sex mit ihm an eine Pflichtübung erinnert. Sie musste sich eingestehen, dass ihre Libido schwer da r unter gelitten hatte, ebenso wie ihr Selbstvertrauen. Vielleicht ging sie deshalb Männern tunlichst aus dem Weg.
Tatsache war, dass Vivien in der Galerie fand, was ihr die Welt draußen voren t hielt. Gleichermaßen konnte sie dort mehr Frau sein, ihre Leidenschaft leben, wie sie es bislang nicht zu tun vermocht e . Ob das nun die Realität war, oder eine wunderbare Ausg e burt ihrer Fantasie, interessierte sie herzlich wenig. Sie tauchte dort in ihre eig e ne Welt, geschaffen von einem Küns t ler, einem Meister seines Fachs.
Apropos Künstler. Wer war eigentlich der Schöpfer ihres Bi l des? Zu sehr hatte sie das Schloss in seinen Bann gezogen, als dass sie auch nur einen Gedanken an den Mann hinter dem Werk verschwe n det hatte.
Oder war der Künstler gar eine Frau? Vielleicht empfand sie de s halb so intensiv, weil eine Geschlechtsgenossin ihr Herzblut in das Gemälde gesteckt hatte. Wie auch immer, jetzt packte sie die Ne u gier. Sie musste wissen, wer das Schloss gemalt hatte.
„Patrick, kommst du eine halbe Stunde ohne mich klar?“
„Auch eine ganze. Es ist ohnehin Mittagszeit, du kannst ruhig Pa u se machen.“
„Danke.“
Sie verließ den Laden und marschierte schnurstracks zur G a lerie. Im Gegensatz zum vorigen Abend war um diese Zeit kaum j e mand dort zu finden. Vivien hatte die Abteilung m o derne Kunst ganz für sich allein. Sie stellte sich vor ihr Bild. Sofort begann ihr Herz heftiger zu schlagen. Nur schwer widerstand sie der Vers u chung, die Augen zu schließen und in das Schloss einzutauchen. Stattdessen suchte sie nach einer Signatur, die auf den Schöpfer des geheimni s vollen alten Gemäuers schließen ließ.
Auf den ersten Blick fand sie nichts, das nach einem Schriftze i chen aussah. Vivien ging ganz nah an das Bild heran. Jetzt konnte sie Far b schattierungen erkennen. Sie offenbarten sich erst, wenn man längere Zeit aus kurzer Distanz auf einen Fleck starrte.
Das Bild schien tatsächlich zu leben. Sie konzentrierte sich auf e i nen Punkt rechts unten, wo sie auf anderen Bildern meist die Signatur des Künstlers entdeckte. Nach einer halben Minute b e gannen sich Konturen vom Hintergrund a b zuheben. Erst blass, manifestierte sich ein Buchstabe nach dem and e ren.
„D… u… p… o…“ las sie laut. Den Rest konnte sie nicht entzi f fern.
„Dupont“, sagte jemand hinter ihr. Sie lächelte und drehte sich um.
„Danke, ich habe die letzten …“
Das Wort blieb ihr im Hals stecken. Nicht, weil der Mann, der vor ihr stand, einem Frauenmagazin entstiegen sein könnte. Groß, spor t liche Figur, gepflegt, in blauen Nadelstreifen. Nein, sie hatte diesen sanftmütigen Gesichtsausdruck unter langer blonden Mä h ne schon einmal gesehen. Der Mann aus dem Laden. Sofort fiel ihr die peinl i che Szene im Geschäft Tage zuvor ein, in der dieser Mann die Haup t rolle gespielt ha t te.
„Dupont ist ein außergewöhnlicher Künstler, finden Sie nicht?“ Seine Stimme klang wohltuend, als sie durch den gr o ßen Raum hallte.
„J… ja“, quetschte Vivien heraus. Sie hoffte, dass ihr G e sicht nicht halb so blutleer aussah wie sie sich fühlte, während ihr G e genüber freundlich lächelte. „Was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen.“
„Ich muss gestehen, es ist nicht wirklich ein Zufall“, entge g nete der blonde Adonis.
„Ach nein?“ Viviens Neugier wischte ihre Unsicherheit weg wie ein Putzlappen einen Staubfleck. Plötzlich wirkte der Mann verl e gen, was Viviens Selbstvertrauen stärkte.
„Nein, ich war eben im Handyshop und habe nach Ihnen g e sucht.“
„Nach mir?“
„Ja.“ Sein Lächeln verschwand allmählich. „Als ich mich bei I h nen nach einem Handy umsah, habe ich mich ein wenig daneben b e nommen, glaube ich. Nein, widersprechen Sie mir bitte nicht. Ich habe Sie in Verlegenheit gebracht, das ist mir nicht entgangen. D a für möchte ich mich entschuldigen.“
Vivien konnte ihm nicht ganz folgen. Eigentlich hatte sie sich selbst in höchste Verlegenheit gebracht, weil sie angenommen ha t te, Evan hätte sich vor ihr manifestiert. Es war ihr immer
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