Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
sah einen Mann in bla u er Livree und winkte ihn heran.
„Kann ich Ihnen zu Diensten sein, Monsieur?“, sagte er, an Henry gewandt.
„Danke, Claude. Ist die Suite hergerichtet?“
„Ja, Monsieur. Madame kann sie sofort beziehen.“
„Danke. Sie können gehen. Gute Nacht.“
„Monsieur. Madame.“ Claude verbeugte sich und schritt d a von.
Vivien stutzte. „Habe ich eben richtig gehört?“
„Ja. Es ist weit nach Mitternacht. Besser, Sie schlafen hier.“
„Ist das Chateau denn auch ein Hotel?“
„Nein. Ich wohne ab und zu hier, wenn ich geschäftlich zug e gen bin. Das habe ich mit dem Besitzer vereinbart. Heute we r den Sie stellvertretend für mich hier nächtigen. Ein kleines Dankeschön für den wunderschönen Nachmittag. Ich selbst habe ein Zimmer in e i nem Landhof hinter dem Wäldchen gebucht.“ Er schien ihren ve r dutzten Gesichtsausdruck zu geni e ßen. „Ich zeige Ihnen nun die Suite. Das Frühstück erhalten Sie, sobald Sie nach Claude kli n geln. Er ist Frühaufsteher, zuverlässig und ein formidabler Koch. Ich bin s i cher, er wird Ihre Wü n sche erfüllen.“
Ein wahrlich verlockendes Angebot. Während sie übe r legte, ob sie es annehmen sollte, schritt Henry bereits los. Die Neugier trieb V i vien an. Sie folgte ihm über steinerne Stufen ins Obe r geschoss. Er führte sie in eine Suite, die an eine Luxuswohnung erinnerte. Mit modernsten Geräten ausgestattet, und dennoch mit mittel alterl i chem Charme. Sie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
„Ich werde Sie morgen Früh abholen und zur Arbeit bringen. Gute Nacht.“ Henry küsste ihr die Hand.
„Lieber nicht.“
„Pardon?“
„Es ist nett von Ihnen, mir dieses traumhafte Nachtlager anzubi e ten, aber ich schlafe lieber zu Hause.“
„Gefällt es Ihnen nicht?“
„Oh doch, und wie! Aber ich habe weder Schlafanzug noch fr i sche Kle i dung für morgen mit.“
Sein Blick sagte ihr, dass er nicht mit einem Widerspruch g e rechnet hatte. „Ich könnte Claude losschicken, Ihnen etwas zu beso r gen. Er ist sicher noch im Haus.“
„Außerdem habe ich nichts für die Morgentoilette dabei“, schob sie nach und lächelte.
Er schaute sie fragend an. Damit hatte sie ihm den Zahn gez o gen, seine Souveränität schwand zusehends.
„Auch das kann Claude Ihnen beschaffen.“
„Ts, ts. Henry, Sie haben offensichtlich nicht halb so viel A h nung von Frauen, wie ich dachte.“
„Wie darf ich das bitte verstehen?“
„Jede Frau hat ihr Sortiment an Kosmetika. Sorgfältig g e wählt und zusammengestellt, eine Visitenkarte ihrer selbst. Ich müsste Ihnen eine Liste von Artikeln schreiben, die Claude unmöglich in einer Nacht beso r gen kann.“
Sie genoss seine Sprachlosigkeit. Wie schön, einem Mann seine Grenzen aufzuzeigen. Vor allem, wenn er denkt, das Heft in der Hand zu halten. Dennoch zeigte sein Stirnrunzeln, dass er nach A r gumenten suchte. Vivien war schneller.
„Ein andermal vielleicht.“
Sie nahm ihn am Arm und schritt an seiner Seite die Treppe hinu n ter. Henry fand seine Worte wieder.
„Claude wird Sie nach Hause fahren.“
Er nahm sein Handy und sprach kurze Anweisungen hinein. Dann brachte er sie zur Tür und wartete, bis der Van vorfuhr. V i vien küsste ihn auf die Wange.
„Danke für diesen außergewöhnlichen Tag.“
„Ein außergewöhnlicher Tag für eine außergewöhnliche Frau. Es war mir eine Ehre.“ Er küsste ihr die Hand, und ließ sie nur z ö gernd los.
Vivien stieg ein und winkte zum Abschied. Als Claude losfuhr, konnte sie nur schwer ein schelmisches Lachen unterdrücken. D a mit hatte Henry nicht gerechnet. Gut so, er sollte ruhig wissen, dass sie es ihm nicht zu leicht machen würde.
Was für ein Tag! Es war wie ein Traum. Wieder ein Traum mit e i nem Schloss. Doch dieser hier war mit Sicherheit real. Sie musste das sofort Sandrine erzählen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie sie für verrückt hielt. Vivien nahm ihr Telefon und wählte Sandrines Nu m mer. Es läut e te. Und läutete. Und läutete.
„Verdammt, Sandrine, geh ran!“
Doch auch dieser Anruf blieb unbeantwortet. Mit einem Mal war Viviens gute Laune verflogen. Sie hatte nun drei Tage keinen Ko n takt mehr zu Sandrine. Das war nicht ihre Art. Das war so ganz und gar nicht ihre Art. Ein Mal pro Tag telefonierten sie miteina n der, außer Sandrine musste auf einem Transa t lantikflug Dienst versehen. Doch das war nicht der Fall, sonst hätte sie etwas gesagt. Viviens Sorge wuchs.
Als sie ins Bett
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