Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
erreichte.
„Probleme?“
„Nein, alles in Ordnung. Ich wollte nur einer Freundin B e scheid sagen, dass es bei mir heute Abend später wird, und ich mich erst in der Nacht melde.“
Eine Notlüge mit Absicherung. Damit wusste er, dass jemand auf sie wartete. Und dass man nach ihr suchen würde, sollte sie sich heute nicht mehr melden. So verfuhr sie seit ihrer Jugend, wenn sie mit einem Mann ausging. Doch eigen t lich konnte sie sich nicht vorstellen, dass Henry etwas im Schilde führte. Er wirkte souverän, seine Freundlichkeit nicht g e spielt.
Ob er tatsächlich Interesse an ihr hatte? Vielleicht suchte er nur e i ne Begleitung für den Galeriebesuch. Vivien beschloss, es auf sich zukommen zu lassen. Ebenso nahm sie sich vor, für alles aufg e schlossen zu sein. Denn sie war sich immer noch nicht sicher, ob Evan real war. Und ein Adonis mit Kunstve r ständnis wäre ja auch nicht das Schlechte s te, dachte sie mit Blick auf Henry. So gesehen hatte sie zwei Optionen. Nicht übel für jemand, der eine Woche z u vor noch einsam vor sich hindümpelte.
Nach einer halben Stunde bog Henry von der Hauptstraße ab. Sie durchquerten ein Wäldchen, das in einen großen Park mü n dete. Eine Allee führte sanft bergauf zu einer Kuppe. Henry parkte den Wagen, stieg aus und öffnete die Beifahrertür. Er reichte Vivien den Arm.
„Hinter der Kuppe liegt die Galerie. Spazieren wir die paar Schri t te?“
Sie nahm lächelnd den dargebotenen Arm und schritt an Henrys Seite den Weg entlang. Die Bäume wurden dichter, ihre Kronen wuchsen ineinander. Ein grünes Spalier, dachte Vivien, und saugte die frische Luft tief ein. Als die Bäume den Blick wieder freigaben, stoc k te ihr der Atem. Sie standen vor einem mittelalterlichen Ch a teau, das au s sah, als wäre es erst gestern erbaut worden.
„Wow! Und da drin gibt es eine Galerie?“
„Nein. Das ist die Galerie.“
Vivien offenbarte sich eindrucksvoll, dass nicht nur Paris archite k tonische Schönheiten zu bieten hatte.
„Seit wann gibt es dieses Schloss?“
„Seit fünf Jahren. Hat sich jemand gegönnt, der nicht mehr weiß wohin mit seinem Geld. Ein Kunstliebhaber. Und ein Fan von D u pont, wie Sie feststellen werden.“
„Sie meinen, da drin gibt es mehr Bilder von ihm?“ Da war er wi e der, der beschleunigende Herzschlag.
„Das halbe Chateau ist voll mit Christophe Dupont.“
Sie betraten das prunkvolle Gemäuer. Vivien kam aus dem Sta u nen nicht heraus. Kunstvoll verzierte Fenster, die an sakrale Ba u ten des Mittelalters erinnerten. Dazu Kristallleuchter, orie n talische Teppiche, der Innenraum mutete mehr als nur einladend an. Das perfekte A m biente für eine Ausstellung.
Vivien fühlte sich wie ein Kind, das von der Mutter durch einen Spielzeugladen geführt wird. Hier hing ein Dupont neben dem and e ren, ein ganzer Flügel des Gebäudes war ihm gewi d met. Die Motive seiner Bilder waren vielfältig. Zahllose mittelalterliche G e bäude waren darunter, Schlösser, Burgen, ganze Stadtviertel. Dieser Mann beschä f tigte sich offenbar ausschließlich mit jener Ep o che.
„Zu viel versprochen?“ Henry grinste übers ganze Gesicht.
Sie betrachteten jedes einzelne Bild, diskutierten ausführlich über Motive, Techniken, Farbgebung. Vivien war in ihrem E lement, sie kostete jeden Moment aus. Als sie beim letzten Bild angekommen waren, war es draußen schon dunkel. Doch das störte sie nicht im Geringsten. Sie lebte ihre Leidenschaft aus, und hatte in Henry einen kongenialen Partner dafür.
„Das war ganz wunderbar“, sagte sie, als sie sich Richtung Au s gang begaben. „Ich habe mich noch nie mit jemandem so gut über Kunst unterhalten können.“
„Geht mir genauso“, meinte Henry, „meine Freundinnen sind mehr an Pferderennen und Schönheitssalons int e ressiert.“
„Freundinnen? Sie sind wohl ein gefragter Mann. Was m a chen Sie beruflich?“
„Ich bin im Immobiliengeschäft unterwegs, kümmere mich vor a l lem um alte Gemäuer. Allerdings verkaufe ich sie nicht nur, so n dern betreue die Käufer darüber hinaus. Das kommt bei den Her r schaften gut an.“
„Aber ich dachte, dieses Chateau ist noch nicht alt.“
„Stimmt. Es bildet die Ausnahme. Ich habe mich dessen ang e nommen, weil dieses Ambiente jederzeit einen Besuch wert ist. So kann ich Beruf und Hobby vereinen.“
Sie kamen am Ausgang an. Die Tür war geschlossen.
„Na prächtig“, meinte Vivien. „Und wie kommen wir jetzt raus? Ah, da ist ja noch jemand.“ Sie
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