Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
ein Gespräch über den Verkaufse r folg des Tages einzulassen. Dafür hatte sie jetzt kein e Nerven. Sie wollte auch nicht gleich zu Henry fahren, sondern zuerst ihre G e danken ein wenig ordnen. Was lag da näher, als ein Besuch in der Galerie, ein ausgiebiger Blick auf ihr Bild mit dem Schloss? Es war ohnehin an der Zeit, sich dort mal ein bisschen umzusehen, An t worten auf ihre Fragen zu finden. Und wer wusste schon, vielleicht sogar ein bis s chen mehr.
Die Galerie war an diesem Abend schwach besucht. Eine gute Gel e genheit. Doch ausgerechnet in der Abte i lung moderne Kunst fanden sich die meisten Besucher. Sie wartete ein Wei l chen, und widmete sich inzwischen den anderen G e mälden.
Ihre Geduld reichte nicht aus, bis die Leute sich in den anderen Räumen verliefen. Henry erwartete sie im Chateau als M o dell, sie war aber noch nicht so weit. Vivien wollte sich bei einem Besuch im Schloss mehr Selbstvertrauen holen. Und vielleicht mit Evan e t was ausprobieren, das sie später bei Henry anwenden konnte. Sie machte sich nichts vor, dass sie im U m gang mit Männern immer noch eine Menge nachzuholen hatte. Etwas in ihr drängte sie, das möglichst schnell zu tun. Ob es die Angst war, noch einmal verlassen zu we r den, wollte sie nicht näher ergründen.
Als sie vor dem Bild stand, wurde ihr wohlig warm ums Herz. Auf den ersten Blick fand sie das Fenster mit der jungen D a me, die eben ihr Kleid abstreifte. Sie schloss die Augen und öffnete sie im Schla f zimmer wieder. Doch diesmal war es nicht leer, die Dame b e fand sich noch im Raum. Sie stand vor einem Spiegel, und zog ein rosar o tes Kleid an.
Vivien beobachtete die Szenerie. Sie konnte das Gesicht der ju n gen Frau nicht sehen, dafür aber die höchst weibliche Figur, samt walle n dem schwarzen Haar. Sie passte perfekt in das prachtvolle Kleid. Irgendwie erkannte sie sich selbst wieder. Die junge Frau zuckte z u sammen, als sie Vivien sah. Verstört zog sie das Kleid hoch und ran n te aus dem Zimmer.
„Halt! Sie brauchen vor mir doch keine Angst zu haben!“ V i vien folgte ihr. Sie trat in einen langen Gang, der in Dunkelheit lag. Ledi g lich ein paar ferne Fackeln spendeten Licht. Sie setzte lan g sam einen Fuß vor den anderen. Eigentümliche Stille u m gab sie, von der jungen Frau war nichts zu sehen. Dafür stellte sie fest, dass sie i m mer noch ihre Straßenkleidung trug. Das war neu, hatte sie doch bislang nichts aus ihrer Welt ins Schloss mitnehmen kö n nen. War die junge Frau mit ihrem Kleid g e türmt, und sie deshalb noch in Jeans unterwegs?
Ihre Schritte hallten von den Wänden wider. Vivien b e schlich ein mulmiges Gefühl, bis sie endlich bei den Fackeln ankam. Das fl a ckernde Licht warf bizarre Schatten ihrer selbst an Decke und Wä n de. Sie schauderte bei dem Anblick.
Plötzlich drangen seltsame Geräusche an ihr Ohr, sie schi e nen aus dem Inneren des Gebäudes zu kommen. Ein Seufzen, dazu so etwas wie Kettenrasseln. Viviens Nackenhaare sträubten sich. War das Schloss vom Liebesschloss zum Geiste r schloss mutiert? Oder befand sie sich in unmittelbarer Nähe der Folterkammer? Dieser Besuch wirkte völlig anders als ihre bisherigen. Wörter wie b e fremdend und unheimlich kamen ihr in den Sinn.
„Hilfe“, vernahm sie eine Stimme. Sie klang weit entfernt. Vivien kniff die Augen zusammen, konnte aber nichts erkennen. Plötzlich spürte sie einen Schlag von hinten, stolperte und fiel zu Boden. J e mand hatte sie umgerannt.
„Verzeihung.“ Zarte Hände fassten sie und halfen ihr hoch. Es war eine Frau in einem zerschlissenen Kleid, etwas jünger als sie, erkan n te sie im Schein der Fackeln. „Bitte helfen Sie mir.“ Ihre Augen w a ren angstgeweitet.
Vivien stutzte. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Er hält mich fest. Ich will zurück. Bitte, helfen Sie mir hier raus. Ich muss hier raus!“
Einige Meter vor ihr wurde eine Tür geöffnet. Die Frau schrie auf und rannte davon. Schnell verloren sich ihre Schritte in der Dunke l heit. Vivien blickte zur Tür. Ein Mann trat heraus, barfuss, ledi g lich mit einem Tuch um die Hüften bekleidet. Er schien sie nicht zu b e merken, denn er kam schnurstracks auf sie zu. Seine Augen wirkten leer, er atmete heftig. Vivien wich im letzten M o ment zur Seite, der Mann schritt z ü gig an ihr vorbei. Als sie sich umdrehte, war nichts mehr von ihm zu sehen.
Dafür drang ein matter Lichtschein aus einer Tür ein paar Meter weiter. Vivien hatte sie zuvor nicht bemerkt, obwohl
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