Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
ersten Blick griffbereit. Sie musste sich ei n gestehen, dass Or d nungssinn seine Vorteile hatte. Vielleicht sollte sie dieses Vokabel doch in ihren Wortschatz aufnehmen und umzuse t zen ve r suchen.
Sie wollte die Schublade eben schließen, als ihr etwas ins Auge fiel. Ganz hinten lugte ein Stück Papier unter den Bürokla m mern hervor. War Patrick da etwas entgangen, hatte ein Stück Papier seinem Or d nungswahn erfolgreich W i derstand geleistet?
Vivien griff danach, und konnte ein hämisches Grinsen nicht u n terdrücken. Es gefror zur Grimasse, als sie das bunte Papier in der Hand hielt. Quadratisch, mit einem ihr nur zu bekannten Au f druck. Sie schaute verstohlen zu Patrick, der immer noch mit Hä n den und Füßen in das Verkaufsgespräch vertieft war. Dann fasste sie wieder in die Schublade und kramte ein wenig darin. Sie fand zwei weitere bu n te Papierquadrate, und las den Aufdruck. Ihre Finger begannen zu zittern. Sie hielt drei Eintrittskarten für die Galerie mit dem Schlos s bild in Händen. Drei Eintrittskarten, mit demselben Datum wie jene, die sie in Sandrines Wohnung gefu n den hatte.
Zufall? Möglich. Aber höchst unwahrscheinlich. Was machte Pa t rick mit Eintrittskarten für die Galerie? Kunst interessierte ihn nicht im Geringsten, betonte er immer wieder. Sandrine. Hatte Pa t rick etwas mit ihrem Verschwinden zu tun? Sie starrte auf die Eintrittska r ten und hoffte, sie würden ihr Geheimnis offenbaren. Es deutete alles darauf hin, dass Patrick ein G e heimnis in Bezug auf Sandrine hatte.
„Was machst du denn da?“
Sie zuckte zusammen, als Patrick plötzlich vor ihr stand. Die T i ckets verschwanden in ihrer Hand.
„Nichts. Mir sind die, äh, Kuli-Minen ausgega n gen.“
„Kein Grund herumzustottern. Ich weiß doch, dass du nicht g e rade Weltmeister im Selbstorganisi e ren bist.“
„Wie wahr.“
Ihr Herz schlug bis zum Hals. Hatte Patrick mitbekommen, dass sie die Tickets in der Hand hielt? Er neigte den Kopf und musterte sie. Vivien wagte kaum zu atmen.
„Sie sind links neben den Heftklammern. Nimm dir raus, was du brauchst.“
Vivien mühte sich, ihre Erleichterung zu verbergen. Sie griff in die Lade und nahm zwei Minen heraus.
„Danke.“
„Gern geschehen. Hast du die neuen Handys gesehen?“
„Äh, ja. Ich such mir gerade die Daten aus dem Internet und mach mir Spickzettel.“
„Sehr gut. Kopierst du sie mir dann, bitte? Ich hatte noch keine Zeit, die Daten zu studieren.“
„Kein Problem, mach ich gerne. Hat der Kunde gekauft?“
„Noch nicht. Will sich noch beim Mitbewerber umsehen. Als ob die günstiger wären als wir! Pah!“ Er schüttelte den Kopf.
Vivien lachte künstlich, während sich ihre Hand allmählich ve r krampfte. Patrick durfte die Eintrittskarten nicht sehen.
„Ich geh mal ein paar Minuten ins Lager. Wenn du mich brauchst, ruf mich.“
„Geht klar.“
Vivien atmete auf, als Patrick im hinteren Teil des Geschäftsl o kals verschwand. Sie warf einen Blick zur Kasse. Die Kollegin las ein M a gazin. Vivien war unbeobachtet und öffnete die Hand. Die Tickets hatten in ihrem Griff etwas geli t ten. Sie legte sie auf den Tisch, nahm ein Lineal und drückte sie glatt. Dann machte sie eine Fotokopie davon. Sie legte die Originale wieder an ihren Platz in Patricks Schu b lade. Die Kopien verschwanden in ihrer Handt a sche.
Vivien atmete ein paar Mal tief durch, und beruhigte sich allmä h lich. Sollte Patrick tatsächlich etwas mit Sandrines Ve r schwinden zu tun haben? Eigentlich undenkbar. Er war es gewesen, der ihr seine r zeit die Chance im Handyshop gegeben hatte, als sie quasi auf der Straße stand. Er war es g e wesen, der sie als ungelernte Kraft in die Materie eingeführt, und ihr alles gelehrt hatte, was sie nun tagtäglich erfolgreich umsetzte. Und vor allem war er es gew e sen, der tröstend an ihrer Seite gestanden hatte, als ihr Lebensg e fährte sie vor einem halben Jahr wie eine heiße Kartoffel fallen ließ. Nein, das passte nicht zusammen. Außerdem hatte Patrick nicht erst heute bewiesen, wie zugetan er ihr war, als er einfühlsam ihre Hand nahm, und ihr Mut zusprach. Andererseits, es gab nichts, was es nicht gab, hatte das Leben sie mitunter schmerzhaft gelehrt. Sie versuchte diese Geda n ken zu verdrä n gen.
Glücklicherweise musste sie den restlichen Tag ständig Kunden b e dienen, wodurch sie nicht weiter zum Nachdenken kam.
Um sechs Uhr verließ sie den Handyshop, bedacht darauf, sich nicht wie sonst von Patrick in
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