Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
te den Blick nicht von den beiden lassen, sah zu und g e noss es.
Lustschreie schallten durch den Raum, als der Mann wieder und wieder zustieß. Seine Gespielin nahm die Beine von seinen Schu l tern, zog sie an den Körper. Er rückte noch enger, hob sie ganz dicht an sich heran und stieß noch wilder zu. Sie musste es unendlich geni e ßen, sie lachte und schrie zugleich. Sein rhythmisches Stöhnen ve r mischte sich mit ihren Lustschreien, ein Chor der Glückseligkeit. Sie zog und zerrte bei jedem Stoß an ihren Fesseln. Schließlich löste sich der Riemen und gab ihre Hände frei. Sie fas s te ihren Liebhaber am Rücken und krallte ihre Fingernägel in seine Haut.
Er riss den Kopf in die Höhe, brüllte vor Schmerz, ohne von ihr abzulassen. Im Gegenteil schien es ihn noch mehr anz u spornen. Er hielt einen Moment inne und schaute ihr tief in die Augen. Dann fasste er ihre Brüste und strich über ihre Nippel. Sie schrie vor Ve r zückung, und er setzte seine entscheidenden Stöße. Schnell, heftig, unbarmherzig. Ein gemeinsamer Schrei, dann sank er erma t tet nieder. Ihre Beine umschlangen ihn und drückten ihn eng an sich. Sie dre h ten sich zur Seite, streichelten und küssten einander, während sie nur langsam zu Atem k a men.
Vivien ertappte sich dabei, wie ihre Hand sich zwischen ihre Schenkel verirrte. Die Szene wirkte dermaßen stimuli e rend, dass ihre Gefühle ihr beinahe entglitten. Verlegen blickte sie sich um, doch außer dem Liebespärchen war ni e mand zu sehen.
Sie beobachtete die beiden, wie sie einander liebkosten und Zär t lichkeiten austauschten. Als sie sich eben zum Gehen wandte, erhob sich die Frau und stieg aus dem Bett. Selbst das wirkte g e schmeidig und elegant, sie wusste ihren Körper in jeder Bewegung perfekt ei n zusetzen.
Vivien betrachtete sie mit demselben Gefühl, mit dem sie das Bild der Studentin in Henrys Atelier betrachtet hatte: Neid. Die schlanken Beine, der perfekt geformte Hintern, schmale Hüften, eine wohlpr o portionierte Brust, wallende schwarze Haare, unter denen braune Augen leuchteten.
Vivien fuhr zusammen. Sie kannte diese Frau. Sie hatte sie schon einmal gesehen, ganz bestimmt. Bloß wo? Im G e schäft? Nein, so eine Schönheit wäre ihr aufgefallen. Doch außer im Geschäft und der Galerie war sie in letzter Zeit nur bei Henry. Allmählich dä m merte es ihr. Sie erhaschte noch einen Blick auf den makellosen Körper, ehe die Schönheit ihren Umhang ü berwarf. Konnte das sein? Handelte es sich bei dieser Frau um die Studentin, von der Henry das perfekte Ak t bild angefertigt hatte?
Vivien schüttelte den Kopf. Sie hatte sich offenbar zu sehr in die Szene hineingesteigert. Ihre Sinne gaukelten ihr Dinge vor, ve r banden Realität mit ihrer Traumwelt. Und dennoch, genau so wie diese Frau hier im Schloss, musste die junge Frau von Henrys Ak t bild in Natura aussehen.
Vielleicht sollten sie einander einmal kennen lernen. Und zwar dann, wenn Henry auch sie gemalt hatte. Dann könnten sie Erfa h rungen austauschen. Mit diesem Gedanken und einem Lächeln auf den Lippen ging Vivien we i ter.
Der dunkle Gang machte ihr nun keine Angst mehr, ebenso w e nig die Geräusche, die immer noch ab und an zu hören waren. Sie wus s te, dass auch die Ausdruck menschlicher Gelüste waren. L e diglich die Erfahrung mit der verstörten Frau vermochte sie nicht einz u ordnen. War sie ein Ausdruck ihrer eigenen Angst? Möglich, dass sich ein Schatten ihrer Vergangenheit vor ihr manifestiert hatte. Ein Schatten, der aus ihrem alten Leben geflohen war, als hätte sie eine böse Eri n nerung vertrieben. A n ders konnte sie sich die Szene nicht erklären.
In diesem Schloss konnte man eine Menge lernen. Man begegn e te seinen Ängsten, erfuhr aber auch etwas über seine innigsten Wü n sche, die man kaum auszusprechen wagte. Davon würde sie bestimmt profiti e ren, wenn sie sich wieder mit Henry ins Bett legte.
Ach ja, Henry. Er wartete sicher schon auf sie, Nägel kauend vor der Staffelei. Eine Wunschvorstellung, natürlich. Aber eine schöne.
Es war an der Zeit, das Schloss zu verlassen, für heute hatte sie g e nug über sich selbst erfahren. Dennoch nahm sie sich fest vor, bei nächster Gelegenheit wieder in diese Traumwelt einz u tauchen. In diese Traumwelt, von der sie immer noch nicht wusste, ob sie nur in ihrer Fantasie existierte. Eines war Vivien jedenfalls klar: Mit jeder Sekunde, die sie hier verbrachte, lernte sie dazu.
„Endlich seid Ihr wieder da, Mylady.“
Die
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