Palast der Sinne: Erotischer Roman (German Edition)
sie daran vo r beigelaufen sein musste. War der Mann darin verschwunden? Sie zögerte einen Moment, hörte Schritte hinter sich. Schritte, die sich schnell nähe r ten. Bevor sie sich umdrehen konnte, lief eine Frau an ihr vorbei und ve r schwand in der Tür. Doch es war nicht jene, die sie kurz vorher umgerannt hatte. Sie war dunkel bekleidet, hatte Vivien gerade noch erkennen können, und trug etwas Gli t zerndes in der Hand.
Vivien hörte Schreie hinter der Tür. Sie erinnerte sich an ihren let z ten Besuch im Schloss, als sie hinter der goldenen Tür Lus t schreie vernommen hatte. Diese Schreie hingegen drückten alles andere als Lust aus. Sie schlich voran und lugte zur Tür hinein. Der Raum d a hinter war spärlich eingerichtet. Ein Bett mit eigenartigem Holzg e stänge an den Enden, daneben zwei Stühle. An der Decke hing ein Kerzenleuchter. In seinem Licht kniete ein Mann auf dem Boden. Es war jener, der sie kurz z u vor beinahe umgerannt hatte. Er schien auf etwas zu warten, hatte den Kopf in den Nacken gelegt, und atmete ruhig. Ob die Schreie von ihm gekommen w a ren?
Eine Frau trat aus der Dunkelheit und stellte sich neben ihn. Sie trug einen schwarzen Umhang, der wie Satin glänzte. Wallendes schwarzes Haar fiel über ihre Schultern. Ihre schlanken Beine stec k ten in schwarzen Lederstiefeln. Sie hielt eine Peitsche mit silbernem Griff, die jedem Folterknecht zur Ehre g e reicht hätte.
Der Atem des Mannes beschleunigte sich. Er schaute sie mit weit aufgerissenen Augen an. Die Frau holte aus und ließ den L e derriemen auf seinen Rücken schnellen. Er schrie auf. Noch ei n mal knallte die Peitsche. Wieder ein markerschütternder Schrei. Dann ein leises Wimmern.
Die Frau stolzierte um ihn herum und schaute auf ihn herab, als s u che sie ein Ziel für einen neuen Angriff. Triumph lag in ihren Augen, ein diabolisches Lächeln umspielte ihre Lippen. Wieder holte sie aus und schlug zu.
Vivien zuckte bei jedem Schrei zusammen. Warum wehrte sich der Mann nicht? Er war nicht gefesselt, konnte sich frei bewegen. Außer den beiden war niemand im Raum, der der Frau in Schwarz zur Hilfe kommen könnte. Zudem sah er von der Statur her nicht so aus, als ob er sich nicht zu wehren ve r mochte. Doch der Mann verharrte regungslos in der Mitte des Raums, lächelte, feuerte seine Peinigerin sogar an.
Er konnte bei dem Martyrium doch keine Lust empfinden?
Ihre Schläge wurden heftiger, die Abstände kürzer. Endlich ric h tete der Mann sich auf und hob die Hände. Er fing den Lederri e men, der sich um seine Hände wickelte. Die Frau zog daran, doch der Mann widerstand. Er riss hart an dem Riemen. Seine Peinig e rin, die die Peitsche fest umklammerte, stolperte auf ihn zu. Er kam auf die Be i ne und fing sie auf, drängte sie zum Bett. Sie wand sich in seinen Armen, schlug wild um sich. Er warf sie bäuchlings aufs Bett, sprang zum Kopfende und riss an der Peitsche. Es streckte der Frau die Arme nach vorne. Sie schrie auf und ließ die Peitsche los. Der Mann fasste den Riemen und fesselte ihre Hände blitzschnell ans Bettgelä n der. Als sie sich nicht mehr losreißen konnte, stand er hämisch gri n send auf und stellte sich neben sie.
Die Frau drehte sich auf den Rücken und trat nach ihm. Sie traf ihn ein paar Mal, einigen Tritten wich er aus. Dann sprang er aufs Bett, riss ihr den Umhang vom Leib und fing ihre Beine auf. Mit einer Hand hielt er sie fest, mit der anderen zog er das Tuch von seinem Unterleib, entblößte seine erregte Männlic h keit. Die Frau kreischte wütend, konnte sich nicht mehr aus seinem Griff lösen. Er legte ihre Beine über seine Schultern.
Sie hielt inne. Heftig keuchend hob sie das B e cken an. Sie zeigte die Zähne und fauchte wie ein Raubtier, das in die Enge getri e ben wurde. Er fasste sie an den Schenkeln und presste sich an sie. Ein Stöhnen ging durch den Raum, als er in sie ei n drang.
Die Gegenwehr der Frau war erloschen. Und hatte es einen M o ment so ausgesehen, als würde der Mann seiner Peinigerin nun se i nerseits Gewalt antun wollen, bot sich Vivien jetzt ein völlig anderes Bild. Sie sah ein Liebespaar, das sich offenbar auf ganz eigene Art gegenseitig erregte. Ein Vorspiel, das auf den ersten Blick wie ein Gewaltakt wirkte, resultierte auf den zweiten in der liebevollsten G e meinsamkeit, die zwei Menschen miteinander nur eingehen können.
Vivien war erleichtert, und musste sich eingestehen, dass die Szen e rie trotz dem abstrakten Vorspiel anregend wirkte. Sie kon n
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