Palast der sinnlichen Traeume
ihnen ja nicht zu verraten“, entgegnete er ruhig.
Die Pressekonferenz fand auf einer der Terrassen statt, von denen aus man einen herrlichen Blick auf die prächtigen Gärten werfen konnte. Lucy war in ein schlichtes Leinenkleid geschlüpft und trug flache Schuhe – alles von einem professionellen Stylisten für sie ausgesucht. Ihre Haare hatte sie zu einem eleganten Knoten hochgesteckt.
Sobald sie und Khaled auf die Terrasse heraustraten, waren sie vom Blitzlichtgewitter der Kameras eingehüllt. Die Fragen der Reporter drangen geballt an ihre Ohren. Nur Khaled schien der ganze Trubel völlig unberührt zu lassen.
Sie verstand kaum mehr als einzelne Worte – wann, Kind, Hochzeit, Liebe –, während Khaled alle Fragen beantwortete.
„Die Hochzeit wird in vierzehn Tagen, hier in Biryal stattfinden.“
Noch mehr Fragen. Lucy blinzelte. Khaled lächelte. „Natürlich liebe ich meine Frau. Wir beide haben lange auf unsere Hochzeit gewartet.“ Er legte einen Arm um ihre Taille und zog Lucy an sich. Unwillkürlich fiel ihr Kopf in den Nacken, als sie zu ihm aufschaute. „Nicht wahr, Liebling?“
Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. Zwar fühlte sie sich wie ein einziges Nervenbündel, aber wenn Khaleds Augen so funkelten wie jetzt, konnte sie nicht anders. „Natürlich.“
Ganz sanft streifte er ihre Lippen mit seinen, es war kaum mehr als die Andeutung eines Kusses, doch die Journalisten applaudierten trotzdem.
Von den weiteren Fragen bekam Lucy nichts mehr mit. Alles wirkte so surreal und unwirklich. Das sollte jetzt ihr Leben sein? Würde sie sich jemals daran gewöhnen?
Schließlich ergriff Khaled ihre Hand und zog sie mit sich ins Innere des Palastes. Kaum waren die Fotografen außer Sichtweite, ließ er sie los.
Plötzlich fühlte Lucy sich ausgebrannt und allein. Ihr fiel die Antwort auf ihre Frage von vorhin ein. Nein, an dieses Leben würde sie sich nie gewöhnen.
9. KAPITEL
Am Tag der Hochzeit stand Lucy am Fenster und sah zu, wie der Sonnenaufgang das Grau des Morgens mit einem leuchtenden Pink vertrieb. Das Wetter versprach gut zu werden.
Sie atmete tief ein und ließ die kühle frische Luft in ihre Lungen strömen und ihr Herz besänftigen.
Heute war ihr Hochzeitstag. Ganz gleich, wie die Dinge sich zwischen Khaled und ihr entwickelt hatten, wie vernünftig ihre Ehe sein würde, der heutige Tag passierte wirklich. Und sie wollte ihn genießen. Sie wollte, dass es ein wunderschöner Freudentag wurde.
Lucy wandte sich um und musterte ihr Kleid. Eine schlichte Kreation aus elfenbeinfarbener Seide. Eine Schneiderin in Biryal hatte es für sie gefertigt. Als Verbeugung vor Khaleds Kultur zierten das Oberteil Rankenmuster aus Goldfäden. Die Stickerei verlieh ihm eine elegante und exotische Note. Einen Schleier würde sie nicht tragen, die Haare offen tragen.
Es klopfte an der Tür, dann steckte ihre Mutter den Kopf ins Zimmer. Dana Banks war vor zwei Tagen eingetroffen. Von ihren Freunden hatte sie niemanden eingeladen. Kurz hatte sie an Eric gedacht, der nicht nur ihr, sondern auch Khaled ein guter Freund gewesen war.
Aber irgendwie spürte sie, dass auch diese Freundschaft vorbei war.
So viele Dinge änderten sich, endeten. Doch andere begannen dafür gerade … im Guten wie im Bösen.
„Hast du gut geschlafen?“, fragte Dana.
Lucy verzog das Gesicht. „Nicht wirklich.“ Sie und Khaled würden noch eine Nacht im Palast bleiben, dann flogen sie in die Flitterwochen. Wohin die Reise ging, hatte Khaled ihr nicht verraten. Es sollte eine Überraschung werden.
„Du solltest etwas essen“, riet Dana. „Es wird ein langer Tag.“
Das wurde er in der Tat. Die Trauung würde erst am späten Nachmittag stattfinden. Die Stunden davor waren mit Fototerminen und Konversation mit Würdenträgern und anderen Adeligen reserviert. Auch wenn Khaled nur vierzehn Tage für die Organisation geblieben waren, er hatte es geschafft, eine illustre Schar Gäste zu versammeln, die sich auf die Show freuten.
Genauso fühlte es sich nämlich an. Als sei alles ein riesiges Spektakel … und sie mitten im Zentrum.
Die Zeit bis zur Zeremonie verging wie im Flug. Lucy stand vor dem großen Spiegel in ihrem Schlafzimmer und strich ihr schlichtes Kleid glatt. Hadiya war schon mit Sam in den Empfangssaal gegangen, in dem die Trauung vollzogen werden sollte. Lucy war allein mit ihrer Mutter.
„Lucy … bist du dir wirklich sicher?“, fragte Dana sanft und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Weil, weißt du,
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