Palast der sinnlichen Traeume
im Bett lag, nackt bis auf das seidene Laken, das ihn nur bis zu den Hüften bedeckte.
„Ich muss mit ihm reden“, beharrte sie und vertrieb die Bilder. „Es ist wichtig.“
Kurz schaute der Diener sie erschrocken und zweifelnd zugleich an, dann zuckte er mit einer Schulter, als wolle er sagen: Was geht es mich an, was die fremde Frau tut? Schweigend wandte er sich um. Lucy folgte ihm.
Er führte sie fast denselben Weg, den sie gekommen war, an ihrem eigenen Schlafzimmer vorbei und weiter den Flur entlang bis zu einer prächtigen Tür, unter der ein warmer Lichtschein hervorschimmerte.
Der Diener klopfte leise an, zuckte noch einmal die Schultern und ging leise davon. Vorsichtig drückte Lucy die Tür auf.
„Ja? Yusef?“ Khaleds Stimme, so samtig und selbstsicher, vibrierte durch ihren Körper.
„Hallo, Khaled.“
Er schaute auf, seine Augen vor Überraschung geweitet. „Möchtest du etwas?“, fragte er betont höflich.
„Ja, mit dir reden.“
Schulterzuckend lehnte er sich gegen die Kissen auf dem Sofa zurück. Erst jetzt erkannte Lucy, womit er beschäftigt war.
Bekleidet nur mit einer Pyjamahose, die bronzefarbene Brust nackt, saß er vor einem Schachbrett. Allein. In einer Hand hielt er den Turm.
„Du spielst Schach?“
„So sieht es aus“, entgegnete er. „Spielst du?“
„Nein.“ Die Regeln hatte sie gelernt, als sie acht war, aber nie wirklich eine Partie gespielt. „Gegen dich selbst?“ Zaghaft machte sie einige Schritte in den Raum hinein.
„Zum Zeitvertreib.“ Er stellte den Turm zurück aufs Brett. „Was willst du, Lucy?“
Sie hielt den Kopf gesenkt, sodass ihre dunklen Haare einen Vorhang vor ihrem Gesicht bildeten. Sie schob sie hinter die Ohren. „Mit dir reden. Ich habe gerade zugestimmt, dich zu heiraten.“
„Ach, wirklich?“, spottete er.
„Ich habe Angst, Khaled.“ Das hatte sie gar nicht sagen wollen.
Anscheinend war er nicht in der Stimmung, ihr auch nur den kleinen Finger zu reichen. „Entscheide dich, Lucy. Du kannst nicht allzu lange auf Messers Schneide leben … dann verlierst du die Balance.“
Genauso fühlte sie sich, als stürze sie kopfüber in einen endlosen Abgrund der Unsicherheit. Zögernd setzte sie sich auf die Kante des Sofas, so weit von Khaled entfernt wie möglich.
„Erzähl mir, wie unsere Ehe sein wird.“
„Warum sagst du es mir nicht?“
„Ich möchte zumindest die Hälfte der Zeit in London verbringen. Sams Großmutter lebt dort. Außerdem habe ich meine Arbeit. Ich werde sie nicht aufgeben, nicht völlig.“
„Das ist nicht gerade eine Beschreibung unserer Ehe“, erwiderte Khaled amüsiert. „Du klingst, als würdest du die Verhandlungen zu einer geschäftlichen Abmachung führen.“
„Ist unsere Heirat denn etwas anderes? Ich nehme an, so etwas kommt in vielen königlichen Familien vor.“
„Davon könnte man ausgehen.“ Er streckte die Arme aus und legte sie auf die Lehne des Sofas. Lucy war sich bewusst, dass seine Finger nun nur noch Zentimeter von ihren Schultern entfernt waren.
„Sag mir, was du dir erwartest“, drängte sie.
„Von unserer Vereinbarung?“, machte er spöttisch weiter. „Ich will, dass du an meiner Seite bist, das Bett mit mir teilst. Dass wir eine Familie sind. Wenn mehr Kinder kommen, dann soll es so sein. Und was deine kleine Bitte angeht …“ Wieder ein Schulterzucken. „Warum sollten wir nicht die Hälfte des Jahres in London leben? Und wenn dir dein Job so wichtig ist, dann geh eben arbeiten. Allerdings wird dir nicht viel Zeit dafür bleiben. Sobald wir verheiratet sind, wirst du Pflichten zu erfüllen haben … als Sams Mutter, als meine Frau und Prinzessin.“
Lucy schluckte. Wieso klang er so kalt? Wieder ein Beweis, dass er sie nicht liebte. Nicht einmal ein bisschen.
„Na, bekommst du jetzt kalte Füße?“, fragte er sanft.
„Ich werde keinen Rückzieher machen.“
„Gut.“
„Mir ist klar geworden, dass du recht hast. Zu heiraten ist die vernünftige Entscheidung. Hast du schon über einen Termin nachgedacht?“
„In zwei Wochen.“
„Was?“ Ungläubig starrte sie ihn an. „Aber das ist …“
„Bald?“, beendete Khaled den Satz. „Ja. Je früher, desto besser.“
„Das ist unmöglich. Ich muss es zumindest meiner Mutter erzählen! Hier geht es immerhin um meine Hochzeit!“
„Und um meine. Ich will den Klatschblättern keine Zeit geben, Gerüchte zu verbreiten. Alles, was du willst – ein weißes Kleid? Blumen? –, kann arrangiert
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