Palast der sinnlichen Traeume
werden.“
Lucy schüttelte den Kopf. Sie wollte mehr als hübsche Blumen und ein weißes Kleid. Die Hochzeit war ihr eigentlich völlig gleichgültig; was wirklich zählte, war das Leben danach.
„Vielleicht sollten wir das nicht tun“, murmelte sie, halb zu sich selbst. „Möglicherweise verletzt es Sam, wenn er Eltern hat, die sich nicht …“ Sie verließ der Mut, aber Khaled führte den Satz ohne das geringste Zögern fort.
„Die sich nicht lieben?“
Also liebte er sie tatsächlich nicht. Das Wissen schmerzte, auch wenn sie es längst geahnt hatte. „Richtig.“
„Wichtig ist, dass wir beide Sam lieben“, sagte Khaled in seiner weichen Stimme, die er immer dann einsetzte, wenn es galt, gefährlichere Emotionen zu verbergen. „Solange wir einander höflich und mit Respekt behandeln, wird Sam nicht leiden.“
„Wie kannst du dir da so sicher sein?“
„Das bin ich nicht. Aber viele Kinder haben Eltern, die nicht bis über beide Ohren verliebt sind, und kommen trotzdem zurecht. Deshalb denke ich, Sam wird es nicht anders ergehen. Morgen früh setze ich meinen Vater über unsere Pläne in Kenntnis. Binnen eines Tages wird die Nachricht sich in der ganzen Welt verbreiten. Du kannst deine Mutter vorher anrufen, damit sie es nicht aus der Zeitung erfährt.“
„Gut.“ Lucy verdrängte das Schwindelgefühl, das sie ergriffen hatte, weil sich ihr Leben zunehmend ihrer Kontrolle zu entziehen schien. In einer Hinsicht hatte Khaled immerhin recht: Ihr blieb keine Zeit, ihren Ängsten nachzuhängen. „Ich sollte jetzt besser gehen und nach Sam schauen. Ich habe ihn schon zu lange allein gelassen.“
Khaled nickte, aber in seinen Augen brannte ein heißes Feuer. Sie öffnete den Mund, um etwas … was? zu sagen. Was würde eine Brücke über den Abgrund bauen, der sich so gnadenlos zwischen ihnen aufgetan hatte?
Was würde ihre Wunden heilen, ihre Ängste besänftigen?
„Gute Nacht, Khaled“, flüsterte sie und schlüpfte leise aus seinem Zimmer.
Khaled ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass die Knöchel weiß hervortraten. Verdammt!
Er hatte alles falsch gemacht. Er verlor sie, noch bevor er sie überhaupt gewonnen hatte! Und er hatte keine Ahnung, warum.
Oder vielleicht wusste er es nur zu gut. Ganz gleich, was Lucy auch behauptete, eine kalte harte Wahrheit kannte er: Sie liebte den Mann, der er vor vier Jahren gewesen war. Der Mann, der er heute war und in Zukunft sein würde, den liebte sie nicht.
Und es gab nichts, was er dagegen unternehmen konnte.
Vielleicht sollten wir das doch nicht tun.
Er würde nicht zulassen, dass sie jetzt noch absprang. Es kümmerte ihn nicht, ob sie unglücklich war. Ihm war bewusst, wie egoistisch er sich verhielt. Er begehrte sie so sehr. Allerdings fragte er sich jetzt, als er den Blick über die Gärten schweifen ließ, die still im Mondlicht lagen, ob er sie nicht beide zerstören würde.
In den nächsten Tagen überkam Lucy immer öfter das Gefühl, die Zeit würde rasen. Khaled hatte seinem Vater von der Hochzeit erzählt, der sie mit einem Nicken abgesegnet hatte. Danach setzte sich eine Maschinerie in Gang, die ihr Leben für immer verändern würde.
Sie tat ihr Bestes, die Zeitungen und Fernsehsendungen zu ignorieren, die sich auf die Geschichte von der unerwarteten Hochzeit zwischen dem Prinzen und einer unbekannten Engländerin nur so stürzten. Einige persönliche Gespräche konnte sie jedoch nicht herauszögern. Sie musste mit ihrer Mutter und mit Sam reden.
Die erste Unterhaltung war die schwierigere. Sie umklammerte den Telefonhörer fest, während sie dem Klingeln des Telefons im Haus ihrer Mutter, viele tausend Meilen von ihr entfernt, lauschte.
Sie plauderten kurz, dann räusperte Dana Banks sich und fragte: „Wann verlässt du diesen gottverlassenen Palast und kommst zurück?“
Kein guter Anfang, dachte Lucy. „Weißt du, Mum …“ Sie atmete tief ein. „Ich werde noch eine Weile hier bleiben. Die Sache ist die, Khaled und ich … Wir haben beschlossen, dass es das Beste für Sam ist, wenn wir … heiraten.“ Schweigen. Lucy beschwor all ihre Kraft und lachte auf. „Komm schon, sag etwas, Mum.“
„Ich weiß ehrlich nicht, was, Lucy.“
„Eine Heirat ist nur vernünftig“, führte sie an. Wie leid sie es war, die Worte zu sagen, sie zu denken.
„Wirklich?“, fragte Dana scharf. „Denn für mich klingt es unglaublich töricht.“
„Mum …“
„Warum, Lucy? Warum nimmst du freiwillig wieder diese Seelenqualen
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