Palast der sinnlichen Traeume
auf dich? Hast du schon vergessen, wie es dir vor vier Jahren ergangen ist? Wie Khaled dich behandelt hat? Wie kannst du …“
„Heute ist es anders“, unterbrach Lucy sie.
„Ist es das? Ich weiß nicht, ob ich das glauben soll, Lucy“, gestand ihre Mutter offen. „Ist eine Hochzeit denn wirklich nötig? Viele Kinder wachsen bei alleinerziehenden Elternteilen auf. Schau dich an.“
„Aber Sam ist nicht wie ich“, fiel Lucy ihr ins Wort. „Er ist der Sohn eines Prinzen und wird eines Tages König sein.“
„Ja und?“, fuhr Dana auf.
Lucy musste lächeln. Typisch ihre Mum, immer zu einem Kampf bereit, immer ihre Sache verteidigend oder die der alleinerziehenden Mütter im Allgemeinen: Du brauchst keinen Mann. Ohne bist du glücklicher.
Und Lucy hatte glaubt, ohne Mann an ihrer Seite stark zu sein … bis sie Khaled wiedergesehen hatte. Da waren all ihre Prinzipien wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen.
„Es hat sich vieles geändert“, wiederholte sie noch einmal. „Außerdem wird Sam einen guten Teil des Jahres in Biryal verbringen. Ich bin nicht bereit, ihn während dieser Zeit aufzugeben.“
„Also gibst du stattdessen dein Leben auf?“
„Sam ist mein Leben“, erwiderte Lucy ruhig. „Bestimmt verstehst du das? Ich liebe meinen Job, mein Zuhause und meine Freunde, aber das alles ist nicht mein Leben.“
Dana schwieg einen Moment. „Ich will nur nicht, dass du unglücklich wirst.“
„Das werde ich nicht.“
Das Problem ist nur, dachte Lucy traurig, nachdem sie aufgelegt hatte, dass ich bereits unglücklich bin. Sie erwartete mehr vom Leben und von einer Ehe, als eine Vernunftlösung. Sie sehnte sich nach dem Gefühl unbeschreiblicher Liebe, wie sie es damals mit Khaled erlebt hatte – auch wenn sich im Nachhinein herausgestellt hatte, dass nichts davon echt war.
Sie wollte Khaled lieben. Und manchmal fragte sie sich, ob sie es konnte … ob sie diesen neuen Khaled lieben konnte, einen Mann, der unter seinem Leid härter, aber auch stärker geworden war.
Das Gespräch mit Sam verlief viel einfacher. Sie saß am Rand von Sams Bett, der munter darauf herumhüpfte. Er konnte es kaum erwarten, zum Pool zu kommen und einen weiteren Tag voller Abenteuer zu beginnen.
„Sam, es gefällt dir in Biryal, oder? Bei Khaled?“
Er schaute sie so ungläubig an, wie nur Dreijährige es vermögen. Lucy kam sich reichlich dumm vor. „Ja!“
„Gut.“ Sie atmete tief ein.
„Können wir jetzt schwimmen gehen?“, rief er.
„Gleich, mein Schatz. Vorher möchte ich dir etwas sagen.“
Etwas an ihrem ernsten Tonfall ließ ihn mit dem Gehopse aufhören. Misstrauisch schaute er seine Mutter an. „Was denn?“
„In den vergangenen Tagen haben wir viel Zeit mit Khaled verbracht … und mittlerweile ist er ein guter Freund von dir.“ Sie atmete noch einmal tief ein. „… und von mir.“ Sam nickte. „Was würdest du sagen, wenn Khaled dein Daddy wäre? Wenn du ihn von heute an Daddy nennst?“
Ein Ausdruck ungläubiger Freude huschte über Sams Gesicht, doch plötzlich runzelte er die Stirn. „ Ist er mein Daddy?“
Wie kamen Dreijährige dazu, so zielsichere Fragen zu stellen? „Ja“, bestätigte sie. „Ja, Sam, das ist er.“
Sie wartete auf das Bombardement, das nun folgen musste. Warum hast du es mir nicht früher gesagt? Wo war er die ganze Zeit? Aber vielleicht empfand Sam das als unwichtig. Stattdessen sprang er mit einem glücklichen Lächeln vom Bett. „Cool.“
So leicht kann es also sein, dachte Lucy verwirrt, als sie mit Sam zum Pool hinunterging. Er akzeptierte Khaled völlig sorglos und unbekümmert.
Wenn sie doch nur dasselbe tun könnte!
Der Prinz erwartete sie bereits. Er trug die traditionellen weißen weiten Gewänder seines Landes.
„Sam freut sich sehr“, erklärte Lucy ihm mit einem zaghaften Lächeln.
„Wirklich?“
Sam hingegen schien das Gespräch schon wieder vergessen zu haben. Er begrüßte Khaled, wie er es immer tat, dann sprang er in den Pool.
„Hadiya wird auf ihn aufpassen“, sagte Khaled. „In ein paar Minuten findet eine Pressekonferenz statt, bei der wir anwesend sein müssen.“
„Eine Pressekonferenz?“, wiederholte Lucy. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus.
„Ja, du solltest von den Spielen der englischen Rugbymannschaft daran gewöhnt sein.“
„Das ist etwas völlig anderes.“
„Nicht wirklich. Reporter stellen Fragen, wir beantworten sie.“
„Tun wir das wirklich?“
„Alle Details brauchen wir
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