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Palast der Stuerme

Palast der Stuerme

Titel: Palast der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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beendete Claire bitter den Satz für ihn. „Hätte ich gewusst, dass du heute zurückkommst, hätte ich Ali Bescheid gesagt.“
    Ihre Bemerkung hatte einen wunden Punkt getroffen, sie erkannte es daran, wie er die Lippen zusammenpresste. Doch solange er kam und ging, wie es ihm passte, konnte er wirklich nicht von ihr erwarten, dass sie brav in ihrem Zimmer sitzen blieb und auf ihn wartete. „Außer dass man ihn mit süßem Gebäck vollgestopft hat, geht es Saud prächtig, wie du selbst sehen kannst.“ Sie deutete mit dem Kopf auf den schlafenden Jungen in ihren Armen, dessen Gesichtchen noch immer verschmiert war von dem klebrigen Zuckerwerk. „Sosehr du auch vom Gegenteil überzeugt sein magst, ich nehme meine Verantwortung gegenüber Saud sehr ernst“, fügte sie leise hinzu. Doch brachte sie es nicht über sich, diesem harten Mann gegenüber ihre wachsende Liebe für den Jungen zuzugeben.
    „Du hast tatsächlich eine erstaunliche Fürsorge und Zuneigung für den Jungen entwickelt“, stimmte er zu, verdarb es aber sofort, indem er fortfuhr: „Das ist wohl auch nicht schwer zu verstehen, wenn man bedenkt, dass er der Erbe eines Thrones und eines Millionenvermögens ist.“
    Alle Farbe wich aus Claires Gesicht. „Das denkst du?“, flüsterte sie entsetzt. „Du hältst mich für so kalkulierend?“
    „Ich halte dich für eine Frau, deren Einwilligung für eine relativ bescheidene Summe gekauft wurde“, stieß Raoul feindselig aus. „Ach übrigens, da ist ein Brief für dich, zweifelsohne von deinem Liebhaber. Er kam bei unserer Botschaft in London an und wurde mit der anderen Post hierhergeflogen. Ich warne dich“, presste er mit dünnen Lippen hervor. „Für die Dauer, die du hier als meine Frau lebst, wirst du keine Post von anderen Männern empfangen … Was hast du denn an ihn geschrieben?“ Seine Augen sprühten Funken, und unwillkürlich wich Claire einen Schritt zurück, erschreckt über das wütende Feuer, das in seinem Blick loderte. „Dass du ihn vermisst und dein Bett so kalt ist, dass du vor lauter Sehnsucht sogar einen anderen Mann darein eingeladen hast? Einen Mann, der genauso wenig wert ist wie eine Promenadenmischung, der die schlechtesten Eigenschaften beider seiner Elternteile geerbt hat? Oh ja, ich weiß, was hinter meinem Rücken über mich geflüstert wird. Kinder sind grausam, sie nehmen keine Rücksicht auf die Gefühle Gleichaltriger.“
    Einen verrückten Moment lang hätte Claire am liebsten die bitteren Falten um seinen Mund weggestreichelt und ihn in ihre Arme gezogen, um ihn zu trösten. Doch der Moment war sofort vorbei, als Raoul den erwähnten Brief wütend auf den Diwan schleuderte und aus ihrem Zimmer marschierte.
    An diesem Abend klopfte Ali nicht mit der Bitte an ihre Tür, mit seinem Herrn zu Abend zu essen. Claire versuchte sich davon zu überzeugen, dass es ihr so auch viel lieber sei, und nachdem sie Saud gebadet und gefüttert hatte, entließ sie Zenaide mit der Erklärung, sie sei durchaus in der Lage, sich allein für das Bett zurechtzumachen. Zenaide sah verstört aus, und Claire hoffte nur, dass es nicht ihretwegen war. Sie wollte doch nur allein sein, um in Ruhe ihre Wunden zu lecken.
    Wie konnte Raoul nur etwas so Widerwärtiges von ihr denken? Er musste doch wissen, dass sie niemals etwas tun würde, um Saud zu verletzen. Und seine Unterstellung, sie würde sich nur um den Jungen kümmern, um später … Doch ihre Empörung verflog, als sich jäh eine Erinnerung aufdrängte.
    Es war kurz nach dem Tod der Eltern gewesen, und sie waren in deren Haus, um letzte wichtige Dinge zu klären. Teddy hatte im Garten des großen Hauses gespielt. Als Claire ihn zum Lunch rufen wollte, war keine Spur von ihm zu sehen, aber das große Gartentor hatte offen gestanden. Panik war in Claire aufgestiegen. Nach drei Stunden war sie so weit gewesen, die Polizei zu verständigen, als Teddy plötzlich wieder auftauchte, schmutzig vom Spielen und verdattert, seine Schwester so aufgelöst vorzufinden. Und trotz aller Erleichterung, dass ihrem Bruder nichts passiert war, brandete maßlose Wut in ihr auf, weil er so achtlos gewesen war und ihr solche Sorgen bereitet hatte.
    Raouls Reaktion war also vielleicht doch nicht so unverständlich. Mit einem Seufzer ging Claire ins Bad, um Wasser in die Wanne laufen zu lassen. Sie gab Rosenwasser hinzu und glitt in das warme Wasser, um Teddys Brief zu lesen.
    Die Hausdame hatte neue Schulkleidung für ihn besorgt, und für den Urlaub

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