Palast der Stuerme
Himmel, wofür entschuldigte sie sich da eigentlich? Obwohl … Heutzutage rechneten Männer wohl nicht damit, eine unerfahrene Jungfrau in ihrem Bett wiederzufinden.
„Mir auch“, gab er ruhig zurück. „Doch was geschehen ist, ist geschehen. Du musst deinen Freund wirklich sehr vermisst haben. Allerdings wird er sich wohl kaum darüber freuen, zu welchen Konsequenzen deine Sehnsucht nach ihm geführt hat.“
Claire biss sich auf die Lippe, um die Tränen zurückzuhalten. „Ich … ich sollte wirklich zurück in mein Zimmer.“ So verletzlich, wie sie sich fühlte, wollte sie nur noch weg von Raoul, wollte so viel räumlichen Abstand wie möglich zwischen ihren zerbrechlichen und seinen starken Körper bringen.
Als hätte er ihre Gedanken erraten, umfasste er ihr Gesicht. „Es tut mir leid, wenn ich deine jungfräulichen Erwartungen nicht erfüllt habe. Für mich war es auch eine Überraschung. Es ist schon ein Schock, wenn einem Mann klar wird, dass die Frau in seinen Armen nicht aus Lust, sondern aus Schmerz aufschreit.“ Mit dem Daumen strich er ihr sanft übers Kinn. „Aber du wolltest mich“, erinnerte er sie leise. „Du hast es gesagt. Und ich wollte dich.“
Claire konnte ihn nur anstarren. „Das war, bevor …“
„Bevor ich dir wehgetan habe?“ Mit einem leisen Lachen beugte er sich über sie. „Es ist schade, dass es so passiert ist, aber das muss keine Tragödie sein. Wahrscheinlich hätte ich es mir denken sollen, doch du hast so hingebungsvoll auf mich reagiert … Ich ging einfach davon aus, dass du eine sehr sinnliche Frau bist.“ Er presste seine Lippen auf den rasenden Puls an ihrem Hals. „Nicht, halt still“, murmelte er, als sie von ihm abrücken wollte. „Du hättest es mir sagen sollen. Aber dieses Mal werde ich dir nicht wehtun. Dieses Mal werde ich die Lust in deinen Augen sehen, Claire. Du wirst in meinen Armen dahinschmelzen und dein Vergnügen an meiner Haut aushauchen, bis der Morgen den Himmel mit einem perlmuttfarbenen Schimmer überzieht.“
Er küsste und streichelte sie, bis ihre anfängliche Furcht schwand und sie eintauchte in eine warme, dunkle Welt, in der nur köstliche Empfindungen zählten. Ein Puls begann zu schlagen, tief in ihrem Innern, der alles andere übertönte. Claire wusste nicht, dass sie laut Raouls Namen rief, als er sie dieses Mal in Besitz nahm und der Sog sie mit sich fortriss. In ihr lebte nur das Bewusstsein dieser Erfahrung, die sie in diesem höchsten Moment miteinander teilten.
7. KAPITEL
Claire erwachte aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Sie lag noch immer in Raouls Bett, doch sie war allein. Hastig stand sie auf und eilte in ihr eigenes Zimmer. Sie wurde rot, als sie Zenaide, die mit Saud spielte, dort geduldig auf sie warten fand.
„Lord Raoul hat angewiesen, Sie schlafen zu lassen“, begrüßte Zenaide sie munter. „Er hat auch angewiesen, Ihre Sachen für die Reise zu packen.“ Sie deutete auf den großen Koffer. „Sehen Sie, es ist alles vorbereitet.“
Claire riss schockiert die Augen auf. Raoul schickte sie weg! Er hatte ihre Liebe erraten, und jetzt schickte er sie fort! Aber was sollte aus Saud werden? Vielleicht, wenn sie Raoul anflehte, würde er sie bleiben lassen. Schließlich trug auch er die Verantwortung für das, was geschehen war. Wieder errötete sie, als sie sich daran erinnerte, mit welcher Bedingungslosigkeit sie sich ihm hingegeben hatte. Aber er war es doch, der diese Reaktion in ihr hervorgerufen hatte. Er hatte sie ebenso sehr gewollt wie sie ihn. Nur … offensichtlich bedauerte er es jetzt und wollte sie nur noch loswerden.
Saud lachte sie strahlend an und streckte ihr die Ärmchen entgegen. Tränen schossen Claire in die Augen, als sie ihn hochhob. Vielleicht war es das letzte Mal, dass sie den Jungen an sich drücken konnte. Was würde der Scheich wohl sagen? Wie würde Raoul ihm gegenüber ihre Abreise erklären?
Die bedrückenden Gedanken machten sie benommen, und so folgte sie Zenaide widerspruchslos ins Badezimmer, wo die Dienerin alles für ihr Bad vorbereitete. Claire war nur froh, dass sie Zenaide zurückgeschickt hatte, um auf Saud aufzupassen, als sie die blauen Flecken auf ihrer Haut entdeckte. Es waren Male der Leidenschaft, die Raoul und sie in der Nacht geteilt hatten.
Ein Zittern durchfuhr sie plötzlich, und sie wickelte sich das flauschige große Badelaken um den Körper, das Zenaide für sie bereitgelegt hatte. Ihre Gedanken wanderten zurück zu den Bildern der Nacht und
Weitere Kostenlose Bücher