Palast der Stuerme
jedes Problem, nicht wahr?“, spie sie ihm bitter entgegen. „Geld! Aber es gibt da einige Dinge, die auch Geld nicht aus der Welt schaffen kann. Ich will dein Geld nicht, Raoul. Ich will gar nichts von dir!“
„Vor allem nicht mein Kind.“
Die Worte lagen eiskalt zwischen ihnen, und Claire war zu wütend und zu verletzt, um einen Rückzieher zu machen. „Richtig, vor allem das nicht“, stimmte sie zu und sah, wie seine Augen kalt und leblos wurden.
Er beugte sich vor und sagte etwas zu dem Fahrer, dann lehnte er sich in den Sitz zurück und schwieg eisern. Claire hätte gerne gefragt, wohin sie fuhren und wie lange sie in Paris bleiben würden. Schon jetzt vermisste sie Saud. Wieder strich sie mit der Hand über ihren Bauch. Wie es wohl sein mochte, Raouls Kind zu bekommen? Würde er ihre Liebe erwidern, könnte sie sich nichts Schöneres vorstellen, doch so grauste ihr allein beim Gedanken daran. Für den Rest ihres Lebens würde sie zerrissen sein zwischen der Liebe zu ihrem Kind und dem Schmerz, in Raouls Nähe leben zu müssen und vor Sehnsucht nach ihm zu vergehen.
Der Wagen kam zum Stehen und riss Claire damit aus ihren Gedanken. Sie standen vor einem Krankenhaus. Raoul stieg aus und hielt Claire höflich die Wagentür auf. Eine Hand an ihrem Ellbogen, führte er sie zum Eingang.
„Wir sind in Paris, um meinen Vater zu besuchen, schon vergessen?“, murmelte er, als sie die Lobby betraten. Die Empfangsdame begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln, ihre Augen weiteten sich unmerklich, als ihr Blick auf Raoul fiel. Ganz gleich, wohin er auch ging, er würde immer diese bewundernde Reaktion beim weiblichen Geschlecht hervorrufen, wurde Claire klar, und ihr Herz zog sich zusammen. Man wies ihnen den Weg und nannte ihnen die Zimmernummer.
Lucien D’Albro saß aufrecht in seinem Bett und las in einem Buch, er begrüßte die beiden mit einem munteren Lächeln. „Ich wusste gar nicht, dass ein Krankenhausaufenthalt so entspannend sein kann.“ Er blinzelte Claire zu. „Es ist fast wie in einem Luxushotel. Nur dass hier noch die Krankenschwestern als Bonus hinzukommen. Also“, er wandte sich an Raoul, „ist es vollbracht?“
„Ja. Ich habe dir noch nicht gedankt für die Rolle, die du in diesem Spiel übernommen hast. Es war sehr kurzfristig, und es gab niemanden, den ich sonst hätte fragen können.“
Da Raoul mit dem Rücken zu seinem Vater am Fenster stand, konnte er die Trauer in Luciens Augen nicht sehen. Doch Claire sah es.
„Ist es so schwer für dich, mich um Hilfe zu bitten, Raoul?“, erwiderte Lucien leise. „Schließlich bin ich dein Vater …“
„Biologisch gesehen, ja“, stieß Raoul knapp aus.
„Es war der Wunsch deiner Mutter, zu ihrem Volk zurückzukehren. Sie wollte, dass ich mit ihr komme, doch meine Arbeit, mein Leben waren hier, in Paris. Das hatte ich ihr schon gesagt, bevor wir heirateten. Mein Aufenthalt in Omarah war zeitlich begrenzt, und sie wusste von Anfang an, dass ich nach Paris zurückkehren würde. Ich wollte dich nicht zurücklassen, doch sie erklärte mir, wie viel mehr ihr Volk dir zu geben hatte als ich. Unser Familienname ist alt und ehrwürdig, aber was das Finanzielle betrifft …“ Lucien spreizte vielsagend die Hände vor sich. „Es war kein Geheimnis, dass ich deine Mutter wegen der finanziellen Sicherheit heiratete. Ich wollte ihre Aussteuer benutzen, um unseren alten Familiensitz zu restaurieren. Es war der Traum meines Vaters, das Schloss wiederhergerichtet zu sehen.“ Lucien seufzte.
„Du lügst!“, brauste Raoul auf. „Mutter hat mir erzählt, wie du ihr Geld verspielt und das Leben eines reichen Playboys geführt hast.“
„Das ist nicht wahr, du irrst dich. Mit der Spielerei habe ich mir erst hinterher den Lebensunterhalt verdient.“
Lastendes Schweigen breitete sich aus. Claire fragte sich, ob sie wohl den Raum verlassen sollte, damit Vater und Sohn unter vier Augen sprechen konnten, doch Lucien hielt sie am Handgelenk fest.
„Nein, Claire, bitte bleib“, bat er sanft. „Wenn es stimmt, was Raoul mir sagt, dann trägst du vielleicht meinen Enkel in dir.“ Er lächelte, als sie rot wurde. „Ich muss gestehen, ich habe nie geglaubt, dass du Sauds Mutter bist. Um die Geliebte meines Sohnes zu sein, warst du viel zu unschuldig. Und für dich, Raoul, hoffe ich, dass du aus meinen Fehlern etwas lernst. Ich hätte dich nie gehen lassen dürfen, aber ich war es leid, mir ständig das Geld deiner Mutter vorhalten zu lassen.
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