Palast der Stuerme
natürlich mit in diesen Plan eingeschlossen werden. Er hat sich äußerst willig gezeigt, bei meiner kleinen Irreführung mitzumachen.“
„Heiraten? Du und ich? Aber …“
„Hattest du etwas anderes erwartet, nach dem, was zwischen uns passiert ist? Du bist vielleicht schwanger von mir. Glaubst du etwa, ich werde zulassen, dass mein Kind aufwächst wie ich? Ohne die Liebe und Fürsorge seines Vaters zu kennen?“
„Dein Kind?“
„Unmöglich, meinst du? Im Gegenteil, Claire, es ist durchaus wahrscheinlich. Außerdem wird eine Ehe zwischen uns auch ihre Vorteile haben. Im Bett passen wir großartig zusammen, auch wenn du einen anderen liebst.“
Claire wurde schwindlig. Glaubte er selbst nach der letzten Nacht noch immer, sie liebte einen anderen? Selbst wenn, es würde nicht lange dauern, bevor er die Wahrheit herausfand. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Ich werde dich nicht heiraten, Raoul.“
„Und ich sage, du wirst.“ Seine Augen wurden dunkel. „Und wenn ich dich dazu gefesselt von den Altar schleifen muss. Ist es das, was du willst, Claire?“
Es war ihm bitter ernst, und das alles nur wegen der verschwindend geringen Möglichkeit, dass sie schwanger sein könnte. „Das scheint mir doch eine sehr drastische Maßnahme zu sein, nur weil wir miteinander geschlafen haben“, wandte sie trocken ein. „Wir finden einander nicht einmal sympathisch.“
„Was geschehen ist, ist geschehen, und jetzt müssen wir an die Zukunft denken. Und an das Kind, das möglicherweise in dir heranwächst.“
Er wird nicht mit sich reden lassen, dachte sie verzweifelt. Und nach dem Trauma seiner Kindheit war auch nicht schwer zu verstehen, warum. Er hatte recht. So unmöglich es im Moment auch schien, sie könnte tatsächlich schwanger sein. Mit einem tiefen Atemzug fällte Claire ihre Entscheidung.
„Nun gut, Raoul, ich heirate dich“, sagte sie mit einer Ruhe, die sie wahrlich nicht fühlte. „Aber ich will dein Wort haben, dass wir … getrennt leben, bis feststeht, ob ich schwanger bin oder nicht. Falls nicht, werden wir uns scheiden lassen.“
„Und falls doch?“
„Dann …“
„Dann bestehst du dennoch auf eine Scheidung, selbst wenn du weißt, dass du das Kind bei mir lassen musst? Wie sehr du ihn lieben musst, diesen Mann, dem dein Herz gehört, während du mir deinen Körper überlässt!“, stieß er zwischen den Zähnen aus. „Nun gut, so sei es. Allerdings stelle ich eine weitere Bedingung: Es wird keine Scheidung geben, ehe Saud nicht außer Gefahr ist.“
Saud! An ihn hatte sie ja in der schrecklichen Aufregung nicht mehr gedacht. „Falls ich zustimme, wirst du dann …“
„… erlauben, dass du unbehelligt in deinem eigenen Bett schläfst?“ Er hob die Augenbrauen. „Das Geschehene können wir nicht mehr rückgängig machen, aber du hast mein Wort, dass ich, solange du unter meinem Dach lebst, nicht danach trachte, meine Leidenschaft in deinem Bett zu befriedigen. Bist du damit zufrieden?“
Sie nickte benommen und wandte das Gesicht ab, damit er den Schmerz in ihren Augen nicht sehen sollte. Natürlich, was hatte sie denn erwartet? Raoul war ein Mann des Orients, gewöhnt, seine körperlichen Bedürfnisse mit bereitwilligen Frauen auszuleben. Sie war für ihn nichts als ein Ausrutscher gewesen, den er schon jetzt bereute.
Lieber Gott, flehte sie in Gedanken, bitte, lass mich nicht schwanger sein! Denn wie sollte sie es je über sich bringen, Raoul und das gemeinsame Kind zu verlassen? Und wie sollte sie es ertragen zu bleiben, mit dem Wissen, dass ihre Liebe niemals erwidert werden würde?
Am späten Nachmittag in einem ruhigen Pariser Bezirk wurde die Trauung vollzogen. Es hatte absolut nichts mit der Hochzeit zu tun, die Claire sich immer gewünscht hatte. Raoul und sie waren Mann und Frau, und sie trug den goldenen Ring am Finger, den er ihr angesteckt hatte. Die standesamtliche Zeremonie hatte kaum fünfzehn Minuten gedauert. Fünfzehn Minuten. Länger dauerte es nicht, um ein ganzes Leben zu verändern.
Sie saßen in der schwarzen Limousine, die sie auch zum Standesamt gebracht hatte, und automatisch legte Claire die Hand auf ihren flachen Bauch.
„Flehst du darum, dass du nicht schwanger bist?“, fragte Raoul harsch. „Sei versichert, solltest du mein Kind unter dem Herzen tragen, wirst du reichlich für diese … Unannehmlichkeit entschädigt werden.“
Am liebsten hätte Claire ihn für seine verächtlichen Worte geohrfeigt. „Das ist deine Antwort auf
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