Palast der Stuerme
Sicherheit. Komm …“
Benommen ließ sie sich von ihm an die Hand nehmen und in ihr Schlafzimmer zurückführen. Dabei hatte sie das Gefühl, neben sich zu stehen und alles wie ein unbeteiligter Beobachter zu verfolgen.
Sauds Weinen unterbrach ihre trügerische Ruhe, und sie begann unkontrolliert zu zittern. Raoul nahm ihr den Jungen aus den Armen. Der Kleine beruhigte sich sofort. Nun zog Raoul auch Claire mit sanftem Druck an seine bloße Brust.
„Es ist vorüber, euch kann nichts mehr geschehen“, bekräftigte er noch einmal, aber Claire fühlte sich ganz und gar nicht sicher, sondern extrem verletzlich. So nah bei Raoul, die Handflächen auf seine samtene Haut gelegt, begehrte ihr Körper auf vor Sehnsucht.
„Wie hat die Schlange nur in sein Zimmer gelangen können?“ Claire klapperten die Zähne. „Raoul, jemand muss das über Saud herausgefunden haben. Sie wollten ihn umbringen …“ Ihre Stimme überschlug sich, und sie fühlte Raouls Hand an ihrem Nacken, damit sie sich an ihn lehnen sollte.
„Möglich“, stimmte er zu, „aber vielleicht auch nicht. Nur gut, dass du zu ihm gegangen bist.“
„Er hatte seinen Teddybären auf den Boden geworfen.“ Sie wusste, es hörte sich dumm an, aber sie musste reden, um die Angst irgendwie im Zaum zu halten. „Ich wollte ihn ihm zurückgeben, da hörte ich das Zischeln. Oh Raoul, Saud hätte sterben können. Ich wäre morgen früh in sein Zimmer gegangen und …“ Ihr wurde übel, und plötzlich fühlte sie sich in seinen Armen eiskalt.
„Schsch, quäle dich nicht mit solchen Bildern. Es hätte passieren können, ja, aber es ist nicht passiert. Allah muss sehr gut über Saud wachen.“
Er sagte es halb scherzend, um die Stimmung zu lockern, aber Claire war nicht in der Lage, sich zu entspannen. Voller Angst sah sie zu ihrem Bett hin, und Raoul deutete ihren Blick richtig. Er ließ sie los, und erst nachdem er ihr Bett komplett abgedeckt und wieder zusammengesetzt und jeden Winkel im Raum abgesucht hatte, kam er zu Claire zurück.
„Es ist absolut nichts in diesem Zimmer. Aber wenn du möchtest, dass ich heute Nacht bei dir bleibe … Mir wäre es übrigens lieber, wenn dieser Vorfall nicht nach außen dringt. Sollte es wirklich ein Anschlag auf Sauds Leben gewesen sein, dann werden sie es wieder versuchen. Ich will nicht, dass, wer immer es war, in Panik gerät und untertaucht. Wenn wir nichts davon verlauten lassen, werden sie sich in Sicherheit wiegen. Allein die Neugier, ob ihr Plan gelungen ist, wird sie aus ihrem Versteck locken.“
Claire dachte noch immer über seine erste Frage nach. Wollte sie, dass er bei ihr blieb? Wenn er nur wüsste, wie sehr sie sich die Sicherheit seiner Umarmung wünschte! Eine lockende Hitze sammelte sich in ihrem Körper, und sie erstaunte die Tatsache, dass Angst und Verlangen so nah beieinanderliegen konnten. Denn sie wollte nicht nur den Schutz seines Körpers, sondern auch dessen Leidenschaft spüren. Plötzlich konnte sie nur noch an die Wärme seiner Haut denken, an das wunderbar samtene Gefühl unter ihren Fingerspitzen, und ihre Brüste begannen zu spannen …
Claire versuchte sich aus seinen Armen freizumachen. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du heute zurückkommst.“
„Ich konnte das Geschäftliche schneller erledigen als gedacht.“ Er verzog spöttisch den Mund. „Und wo sonst sollte ein Mann sein als bei seiner Frau, die vielleicht sein Kind erwartet?“ Er legte die Hand auf ihren Bauch und streichelte ihn sanft, bis sie meinte, ihre Beine würden sie nicht mehr tragen. Mit dem Mund strich er flüchtig über ihre Lippen, dann schob er sie von sich.
„Geh zu Bett, Claire“, sagte er rau. „Ansonsten vergesse ich meinen Teil der Abmachung und hole dich in mein Bett.“ Er sah ihre Miene und lachte bitter auf. „Empört es dich, wenn ich dir meine Frustration ins Bewusstsein rufe, meine körperlichen Bedürfnisse? Schockiert es dich, dass ich dich begehre?“ Er ging zur Tür. „Gute Nacht, Claire.“
Erst jetzt fiel ihr auf, wie müde er aussah. Mehr als müde – mitgenommen. Dabei gab es doch keinen Grund für ihn, sexuell frustriert zu sein. Es musste mehr als genügend Frauen geben, die ihm nur zu gern jeden Wunsch erfüllten.
Selbst zu erschöpft, um noch weiter darüber nachzudenken, kroch Claire ins Bett. Doch sie schlief nicht gut. Immer wieder schreckte sie auf und sah nach Saud, der in seinem Bettchen lag, da Raoul versichert hatte, dass keine Gefahr mehr drohe. Die
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