Palast der Stuerme
wuchs Claire mit jedem Tag mehr ans Herz. Schon jetzt wusste sie, wie schwer es sein würde, ihn verlassen zu müssen. Und wie würde sie sich erst fühlen, sollte sie tatsächlich Raouls Kind erwarten? Würde sie es überhaupt über sich bringen, es zurückzulassen? Nein, sie durfte einfach nicht schwanger sein. Hatte sie nicht schon genug Kummer und Leid zu ertragen?
Als sie vom Bad ins Schlafzimmer ging, wurde die Tür geöffnet. Claire erwartete Zenaide, doch es war Raoul, der eintrat.
„Zenaide sagte mir, dass du nichts essen willst.“
„Ich habe zu Mittag gegessen.“
„Fühlst du dich nicht gut?“
Claire wurde rot. Wahrscheinlich dachte er an dasselbe Thema wie sie und auch mit dem gleichen Bedauern. Wenn er ein Kind mit einer Frau haben wollte, dann bestimmt mit Nadia. „Es sind nur die Nachwirkungen der letzten Nacht.“
„Ich wollte noch mit dir reden. Heute Nachmittag ist mir klar geworden, dass wir eine passende Geschichte parat haben sollten. Nadia wird nicht die Einzige bleiben, die Fragen stellen wird.“ Er runzelte die Stirn. „Wieso hast du behauptet, Nadia hätte gesagt, ich sei in London gewesen? Gerade Nadia muss wissen …“
„… dass du nach ihrer Hochzeit in Paris gearbeitet hast?“, fiel Claire ihm gepresst ins Wort. „Sie hat London gesagt, Raoul. Vielleicht war das nur ein Versprecher, aber sie hat bewusst gelogen, als sie zu dir sagte, ich hätte den Fehler gemacht.“
„Gelogen?“ Raoul hob die Augenbrauen. „Warum sollte sie das tun?“
„Weil ihr meine Anwesenheit hier nicht passt“, erwiderte Claire mit einer Ruhe, die sie nicht fühlte. „Jedem, der liebt, ist der Mensch zuwider, der den Platz an der Seite des Geliebten einnimmt.“
„Ist es deinem Freund auch zuwider, dass ich in deinem Leben bin?“, fragte er leise. „Er hat dir lange nicht geschrieben … Hast du ihm geschrieben, Claire? Hast du ihm berichtet, du könntest vielleicht schwanger sein? Hast du ihm gesagt, dass wir miteinander geschlafen haben?“
„Nein … nein, ich habe ihm gar nichts gesagt“, flüsterte sie wahrheitsgemäß. Raouls sanft gesprochene Worte beschworen Bilder herauf, die sie lieber vergessen wollte. Sein Blick lag jetzt auf ihr und schien durch die feine Seide zu dringen, unter der die Rundungen ihres Körpers lagen, die er schon so gut kannte. Heiße Sehnsucht schoss durch ihre Adern, der Wunsch, zu ihm zu gehen und sich in seine Arme zu schmiegen, um seine Leidenschaft wachsen zu spüren.
„Und das wirst du auch nicht tun“, erwiderte er bestimmt. „Du bist jetzt meine Frau, Claire. Du gehörst mir!“
Sie hätte nicht sagen können, wer den ersten Schritt gemacht hatte. Plötzlich fand sie sich in seinen Armen wieder, atmete seinen Duft, und ihr Puls begann zu rasen. Raoul beugte den Kopf, und sie öffnete einladend ihre Lippen, erwiderte seinen fordernden Kuss. Dass sie darauf bestanden hatte, keine Intimitäten mit ihm auszutauschen, war auf einen Schlag vergessen und ihr Verstand besiegt von der hitzigen Sehnsucht ihres Körpers.
Er löste seine Lippen von ihrem Mund, nur um die wunderbar duftende Haut ihres schlanken Halses zu liebkosen. Prickelnde Schauer überkamen Claire, als er ihr Nachthemd beiseiteschob, so sinnlich, dass sie meinte, vergehen zu müssen. Als sie einen Kuss auf seinen Hals setzte, stöhnte Raoul auf und presste sie an sich.
Claire konnte den Beweis seiner Erregung fühlen, und dieses Gefühl berauschte sie nur noch mehr und machte sie trunken. Jetzt schmiegte sie sich an ihn und knabberte versunken an der warmen Haut seiner Schulter. Sie begehrte ihn ebenso, wie er sie begehrte, wenn nicht sogar noch mehr. Ungeduldig schüttelte sie das Nachthemd von ihren Schultern, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was sie damit heraufbeschwor. Seine Augen blitzten, als er mit den Fingerspitzen, Schmetterlingsflügeln gleich, über ihre Seiten strich. Das Gefühl war fast zu intensiv, um es zu ertragen, doch mit geschlossenen Lidern hielt Claire still, um die Empfindungen, die sie durchfuhren, bis zur Neige auszukosten.
„Claire“, murmelte er heiser, als ihr ein Seufzer der Ungeduld entschlüpfte. Er hob sie auf seine Arme, trug sie zum Bett und legte sich zu ihr.
Raoul ließ feine Küsse über ihren ganzen Körper regnen, zeichnete mit der Zunge die brennende Spur nach, die seine Finger auf ihrer Haut hinterließen. Doch als Claire die Arme nach ihm ausstreckte, weil ihr Körper nach Erfüllung verlangte, hielt er ihre Handgelenke
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