Palast der Stuerme
fest und drückte sie behutsam, aber bestimmt an ihre Seiten. Er ließ seine Zunge über ihre empfindsame Haut fahren, bis sie es nicht länger aushielt und sich in dem uralten Rhythmus zu bewegen begann.
Sofort änderte sich Raouls Zärtlichkeit und wurde zu der fiebrigen Leidenschaft, nach der Claire sich so verzehrte. Alles Entzücken der Welt schien sich in ihr zu sammeln, ihre Körper waren nicht länger zwei getrennte Wesen, sondern verschmolzen zu einer Einheit, die suchte und fand, was dem Paradies auf Erden am nächsten kam.
Hinterher schlief Claire tief und traumlos in dem wohligen Gefühl absoluter Glückseligkeit. Bis sie am Morgen erwachte, den Kopf drehte und feststellen musste, dass Raoul sie irgendwann in der Nacht allein zurückgelassen hatte.
9. KAPITEL
Zenaide teilte Claire kurz darauf mit, dass Raoul zu seinem Onkel in den Palast gegangen war und für einige Tage wegbleiben würde. Zum Scheich oder zu Nadia, fragte Claire sich unwillkürlich voller Bitterkeit. Er mochte mit ihr geschlafen haben, aber das bedeutete nicht, dass er sie liebte.
Sie strich sich mit der Hand über ihren noch immer flachen Bauch. Heute Morgen war ihr erneut übel geworden, und die Angst kehrte zurück, dass sie schwanger sein könnte. Bis jetzt war es ihr gelungen, sich einzureden, dass es nicht sein durfte, doch inzwischen war das nicht mehr so einfach. Und dann war da ja auch noch Saud. Wie konnte Raoul sie beide jetzt allein lassen, nach allem, was passiert war? Doch ihr war auch aufgefallen, dass Ali immer in ihrer und Sauds Nähe war, selbst wenn sie mit dem Jungen nur in den Haupthof ging.
Raoul war schon drei Tage fort, als Claire sich endlich eingestand, dass sie tatsächlich schwanger sein musste. Die wiederkehrende morgendliche Übelkeit und die spannenden vollen Brüste machten es ihr unmöglich, noch länger die Augen vor der Wahrheit zu verschließen, und sie war sicher, dass Zenaide es bereits ahnte.
Ihre Schwangerschaft warf nun neue Probleme auf, die sie nicht zu lösen vermochte. Wie sollte sie es denn über sich bringen, das Kind bei Raoul zurückzulassen, wenn die Scheidung erst offiziell war? Doch wie konnte sie bei ihm bleiben, selbst wenn Raoul es erlauben würde? Eine Möglichkeit wäre, zu gehen, bevor Raoul überhaupt von ihrer Schwangerschaft erfuhr, aber das hieße, Saud allein zu lassen. Es schien keine Lösung zu geben.
Am vierten Morgen von Raouls Abwesenheit wachte Claire mit der inzwischen vertrauten Übelkeit auf. Sie hatte festgestellt, dass es besser war, sich Zeit mit dem Aufstehen und Anziehen zu lassen und erst zu frühstücken, wenn ihr Magen sich wirklich wieder beruhigt hatte. Deshalb war sie zunächst mit Saud an den Strand gegangen, als sie plötzlich Schritte auf dem Pfad hörte. Sofort verspannte sie sich, denn die Angst um Saud legte sich nie ganz. Doch es war Raoul, der auf sie zugeeilt kam.
Als Claire mit der Hand ihre Augen beschattete und ihm entgegensah, konnte sie seine wütende Miene sehen. Wieso war er so verärgert? Weil sie miteinander geschlafen hatten? Oder hatte Zenaide vielleicht mit einer Andeutung ihre Schwangerschaft verraten? Claire hatte ihm noch nichts davon sagen wollen, nicht bis sie wirklich absolut sicher war. Doch sobald er zu sprechen begann, schwand jeder Gedanke an das Baby.
„Es überrascht mich, dich hier zu finden, wenn dein Liebhaber doch so unermüdlich versucht, Kontakt mit dir aufzunehmen. Er hat sogar unsere Botschaft in London angerufen. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich fühle, aus einer wichtigen Besprechung weggeholt zu werden, weil jemand dringend versucht, dich zu erreichen?!“
Jemand? Unverständnis und Argwohn wechselten einander ab, bis Claire verstand. Das konnte nur Teddy gewesen sein oder jemand wegen Teddy. Hatte ihr Bruder etwa einen Unfall gehabt? War er verletzt? Die Sorge zeigte sich in ihren Augen, als sie aufstand.
„Teddy …“, setzte sie an, kam jedoch nicht weit.
„Also ist es wahr, du liebst ihn“, unterbrach Raoul sie barsch. „So sehr, dass ich ihn nur zu erwähnen brauche, und schon fressen dich die Sorgen um ihn auf.“ Ein Muskel zuckte in seiner Wange. „Ich frage mich, was er fühlen wird, wenn er herausfindet, dass du dich mir hingegeben hast … dich völlig verloren hast, wäre wohl die bessere Beschreibung“, fügte er leise hinzu. „Denn du hast dich komplett in mir verloren, nicht wahr, Claire?“
Was sollte sie darauf erwidern? Sie war zu sehr mit den Gedanken um Teddy
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