Palast der Stürme
rauschte ihr in den Ohren, während sie auf den Knall der Explosion wartete. Ahmed stand ruhig und gelassen neben ihr.
»Du wirst sicher davonkommen«, flüsterte er. »Das schwöre ich dir.«
Die Minuten verstrichen, und Roxane hörte nichts. Sie sah Ahmed an, einmal, zweimal und schüttelte schließlich den Kopf.
»Irgendetwas ist schiefgelaufen. Ich muss zu ihm.«
»Nein! Nein, du darfst nicht gehen. Ich habe ihm versprochen, dass ich dafür sorgen werde, dass du hier wartest, selbst wenn er nicht mehr zurückkommen sollte. Es besteht die Möglichkeit, dass man ihn beim Anzünden der Lunte entdeckt hat. Wenn er nicht bald zurückkommt, werde ich dich selbst nach draußen bringen.«
Roxane nickte, den Tränen nahe. Um Seras willen durfte sie nichts überstürzen, aber der Gedanke, dass Collier in diesem Moment um sein Leben kämpfte, war kaum zu ertragen.
»Ahmed …«
Er legte ihr die Hand auf den Arm und hielt sie zurück.
»Hör nur. Er ist hier. Am anderen Endes des Gangs. Kommt beide mit mir. Senkt den Kopf. Du auch, Sera. Gib mir den Hund.«
Roxane gehorchte, ohne Fragen zu stellen, und vergewisserte sich, dass Sera es ihr gleichtat. Sie folgten Ahmed den langen Gang entlang zu einem schemenhaften Schatten am anderen Ende. Plötzlich fielen ihr Colliers Worte ein: Ahmeds Leben steht auf dem Spiel … Vielleicht fühlt er sich irgendwann dazu gezwungen, uns aufzugeben.
»Oh Gott.«
Ahmed wirbelte beim Klang ihrer Stimme herum und sah sie entsetzt an. Roxane wankte und legte die Hand auf Seras Schulter. Ahmed war in Sekundenschnelle neben ihnen, packte beide unsanft und schob sie in das dämmrige Ende des Gangs. Hände streckten sich ihr entgegen und griffen nach dem Stoff ihrer Kleidung, als sie stolperte und Sera mit sich zog. Sie wehrte sich, bis sie erkannte, dass es tatsächlich Collier war, der ihr auf die Beine half.
»Ahmed hat noch den Hund«, flüsterte Roxane mit einem Blick zurück. Sie sah, dass er dem Tier den Maulkorb abnahm, ihn auf den Arm hob und ihm die Schnauze zuhielt. Leise flüsterte er dem Hund etwas ins Ohr, und Courage wedelte mit dem Schwanz.
»Ahmed wird gut zu ihm sein.«
Seras Stimme war kaum zu hören. Sie sah zu, wie Ahmed mit Courage zu seinem Zimmer zurückging. Ahmed warf noch einen Blick in ihre Richtung, bevor er hastig weiterging. Seine Gewänder glitten leise rauschend über den Boden.
»Courage war schon immer sehr gern in den Gärten.«
Roxane nahm ihre Schwester in die Arme. »Lass uns gehen, sobald es eine Möglichkeit gibt«, sagte sie leise zu Collier.
»Die gibt es schon. Wir müssen uns beeilen.« Collier nahm Roxane ihre Schwester ab. »Im Augenblick findet eine Art Demonstration statt, die die Aufmerksamkeit aller auf sich lenkt. Daher schien es mir nicht ratsam, das Fass zu sprengen. Sei vorsichtig.«
Sie schlichen sich heimlich hinaus, erreichten die Straßen der Stadt ohne Zwischenfälle und hasteten zu der Lücke in der äußeren Stadtmauer. Es war niemand zu sehen. Collier musste als Erster gehen, um sich zu vergewissern, dass der Weg unten frei war. Roxane ging in die Hocke und nahm Sera in den Arm. Das Mädchen war müde und lehnte sich schläfrig an Roxane. Wenn Collier nicht zurückkam, würde sie Sera tragen müssen, denn allein würde das Mädchen die Kletterpartie nicht schaffen. Sie beugte sich über die zerbrochene Mauer und wartete auf Colliers Signal. Schon bald hörte sie einen leisen Pfiff und kletterte über den Rand der Mauer, wobei sie sich an den losen Steinen festhielt. Direkt unter ihr stand Collier und nahm ihr Sera ab.
»Du musst einen Moment warten«, flüsterte er kaum hörbar. »Die Gurte tragen uns nicht alle.«
Roxane klammerte sich an den steilen Fels und hielt den Atem an. Sie versuchte, Halt an den roten Steinen zu finden, um das Gewicht von den Gurten zu nehmen, die glücklicherweise hier immer noch hingen, obwohl die Europäer, die bei Tageslicht hatten flüchten wollen, erschossen worden waren. Sie hörte Männer auf der Straße, aber sie schienen nicht auf Patrouille zu sein. Ihre Stimmen klangen laut und betrunken, und offensichtlich war eine Frau bei ihnen. Ihr Gelächter klang schrill durch die Nacht. Unter sich hörte sie Colliers Signal, aber sie bewegte sich nicht. Die Stimmen waren jetzt zu nah, und sie wagte es nicht, dieses Risiko einzugehen.
Sie presste sich so fest an den Fels, dass sandiger Kies ihre Wange aufrieb. Collier ahnte anscheinend instinktiv ihre missliche Lage und wiederholte sein
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